Hallo zusammen,
nach genau einem Jahr, oder besser gesagt 50 Wochen, ist es vollbracht: Der 8-Zöller wurde geschliffen, und es wurde ihm eine angemessene Behausung geschaffen. Am Karfreitag war es dann soweit, dass die Bemühungen endlich vom First-Light gekrönt werden konnten.
Der Spiegel war ja eigentlich schon letzten August fertig. Da ich mich aber in einem Anfall von Bastelwahn für die "ganz große Lösung" entschieden hatte, war die Anfertigung des Tubus etwas zeitaufwendiger... einschließlich der Anschaffung einer chinesischen Drehmaschine für den Hobbykeller :-))
Und, um mir die Sache bloß nicht zu einfach zu machen, bekam das OTA noch folgende Features mit auf den Weg:
- Der vordere Tubusteil ist mit Hilfe eines Drehkranzes rotierbar, um so den OAZ einfach in eine bequeme Position drehen zu können.
- Die Hauptspiegelzelle kann mit wenigen Handgriffen um 45mm nach vorne verschoben werden, um vom Visuellen in den fotografischen Modus umzuschalten.
- Die Fangspiegelfassung hat eine Schnellkupplung, um den FS leicht wechseln zu können.
Das einzige nicht selbstgebaute Teil am OTA ist der Fangspiegel (und die Linsen des Suchers).
Auf dieser Seite habe ich das Ganze mal zusammengestellt:
http://www.astroselbstbau.homepage.t-online.de/newton.htm
Die Spiegelschleiferei ist hier nachzulesen:
http://www.astroselbstbau.homepage.t-online.de/spiegel.htm
Das First Light war wie gesagt letzten Freitag. Bei dem fetten Oster-Vollmond ging natürlich nicht viel in Sachen Deep-Sky, aber die nadenfeinen Trapezsterne in M42 waren schon sehr vielversprechend.
Saturn, hoch am Himmel stehend, erfüllte alle Erwartungen. Ein sehr schön kontrastreiches Bild bei 150x und 250x, Cassini umlaufend (ausser im hinteren Bereich wo der Pol den Ring verdeckt). 5 Monde.
Ein sehr tief stehender Jupiter war zunächst ernüchternd: starke Refraktion und ein wabernder Planetenrand ließen keine Freude aufkommen.
Eine Stunde später sah die Sache aber schon ganz anders aus! Die Refraktion war weg, der Rand war ruhig. Bei 150x die Bänder und Zonen sehr schön kontrastreich zu sehen. 3 Monde waren da, Europa stand hinter dem Planeten. Voller Genugtuung erfreue ich mich am seidenweichen Lauf des SB-OAZ, der mich viel mehr Arbeit gekostet hatte als geplant. Die 1:6 Feinverstellung funktionierte super.
Es war deutlich zu sehen dass es keinen zweifelhaften "einigermaßen scharfen" Bereich gibt, sondern wirklich einen Brenn"punkt"! Als ich den fand, fiel ich fast vom Hocker! Dermassen viele Details in den Bändern von Jupiter habe ich zuvor noch mit keinem Teleskop gesehen!
Der Große "rote" Fleck stand wie ein Astloch im SEB, und zeigte Konturen an seinem Umfang und im Inneren. Das Band selbst mit einigen hellen Flecken, die dem GRF scheinbar nachlaufen. Das NEB, mit fein zerfaserten Strukturen! Der Vergleich mit einer Marmorscheibe drängt sich auf, so ruhig ist das Bild.
Seit Jahren jage ich Planten mir der Webcam an meinem 6" Intes MAK. Was ich hier im Okular sehe entspricht etwa meinem besten Webcam-Bild am MK66. Das MK66 ist bestimmt kein schlechtes Planetengerät, aber _SO_ habe ich Jupiter dort noch nie gesehen!
Bei der Parabolisierung und dem Foucault-Test hatte ich ja noch so meine Zweifel, wie hier diskutiert:
http://www.astrotreff.de/topic.asp?ARCHIVE=true&TOPIC_ID=11499&SearchTerms=Foucault
.... aber jetzt kann man wohl sagen: Entweder hatte ich am Freitag extremes Glück mit dem Seeing, oder der Spiegel ist wirklich gar nicht mal so schlecht geworden...
Viele Grüße
Martin