Canon-Objektive ohne Canon-Kamera steuern

  • Liebe Freunde,


    beim Herbst-NAFT in Bremen begeisterten mich die Fotos von Jens Zippel aus Bremen, die er mit der ATIK 460EXm aufgenommen hatte, so sehr, dass ich sie mir fast sofort bestellt hätte. Doch dann fiel mir ein, dass ich die CCD-Kamera ja auch - und wesentlich - auf meiner Dachbarndoor mit Canon-Fotoobjektiven einsetzen wollte. Dazu ist es aber erforderlich die Objektive etwas abzublenden, um saubere Sterne zu erhalten. Bei den meisten Objektiven, insbesondere auch bei meinem "Arbeitspferd", dem "Canon EF 200mm 1:2,8 L" ist dies aber nur gesteuert von der Canon-Kamera möglich. Schade! Aber es musste sich doch eine Lösung finden lassen?


    Ich fand einige spärliche Informationen im Internet zur Belegung der Objektivkontakte, zu Befehlen, die über die Schnittstelle die Objektive steuern und ich fand eine Projektbeschreibung eines russischen Astrobastlers, der ähnliches versucht hatte. Ich bestellte mir Zwischenringe, die die Kontakte zwischen Kamera und Objektiv verbinden, um an diese - zumindest zum Testen - Drähte anzulöten und mir so die Schnittstelle zugänglich zu machen. Ich recherchierte, welches meiner Objektive das preisgünstigste sei, um im Falle eines schadhaften Misslingens den Schaden in Grenzen zu halten und ich tastete mich mit einem Arduino und vielen Versuchen an die Steuerung von Blende und Fokus heran. Als beides soweit funktionierte, dass ich mir sicher war, eine dauerhafte Lösung bauen zu können, bestellte ich die Kamera.


    Dann musste ein Adapter mit Filterschublade gebaut werden. Die notwendigen Passteile wie Bajonettringe und Kontaktschablone sowie die Kontakte und Andruckfedern entnahm ich einem der gekauften Zwischenringe. Den Grundkörper drehte, fräste und bohrte ich selbst aus PCV. Eine gekaufte Filterschublade wurde auf die zur Verfügung stehende Stärke reduziert und ein Einsatz zur Verwendung meiner vorhandenen Astronomik-Clipfilter gedreht. Der Arduino Nano sowie eine Spannungsregelung (8 V) für die Objektivversorgung und ein auf 2 Schnittstellen reduzierter USB-Hub kamen in ein Gehäuse und die ganze Einheit wurde in einem offenen Sperrholzchassis zusammengefügt. Mit dem 200mm-Objektiv gibt es eine kleine Einschränkung: Der Fokusmotor ist nicht zu großen Fahrwegen in der Lage. Vermutlich ist der Spannungsabfall über die Anschlussdrähte und Andruckfedern zu groß. Im interessanten Bereich nahe der Unendlicheinstellung ist aber die Fokuseinstellung mit den dazu nötigen Schrittweiten ohne Probleme möglich. Blende und Fokus lassen sich bequem und feinfühlig über das USB-Kabel und meine Software einstellen.


    Softwareseitig habe ich die Objektivsteuerung sowie das Steuern und Auslesen der ATIK-Kamera in einem Programm so zusammengeführt, dass ich beide Komponenten als Einheit (mit Canon-Objektiv auf meiner Dach-Barndoor) oder die Kamera allein (an meinem APO auf HEQ5) verwenden kann. Dieses selbst geschriebene Programm ist in mein Software-Environment vollständig integriert.


    Leider musste ich dann aber einige lange Tage warten, bis der Himmel am Abend des 13. Februar gnädig war und das first light möglich wurde. Als Testobjekt diente der Spagettinebel (Sh2-240)im Stier. Blendeneinstellung und Fokussierung funktionierten auf Anhieb und ohne die geringsten Probleme. Lediglich die Barndoor zeigte bei 5 Minuten Belichtungszeit Schwächen, die Sterne waren nicht rund sondern leicht verzogen. Also das nächste Projekt: Optimierung der Barndoor. Das Schöne an unserem Hobby: Man findet nie ein Ende.



    Das Foto des Spagettinebels wurde mit dem 200mm L-Objektiv von Canon, abgeblendet auf Blende 3.5, und einem Halpha-Clipfilter in 30 Aufnahmen a' 5 Minuten erstellt und nach dem Stacken mit PixInsight bearbeitet.


    Viele Grüße und CS
    Ralf

  • Hallo Ralf,


    Ich möchte gerne mein Canon Objektiv EF 100-400 L IS in Verbindung mit einem Spektiv Adapter benutzen und nicht auf den Bildstabilisator verzichten.
    Jetzt dachte ich, dass ich vielleicht nur die Versorgungsspannung anlegen müsste um die möglicherweise autark arbeitende IS Funktion zu nutzen.
    Daraufhin habe ich die Ausgangsspannung der Kamera,VBAT 2 und P GND, gemessen. Da war ich schon verwundert, dass auf dem einen GND Kontakt Spannung anliegt. Die Information über die Belegung der Kontakte habe ich von einer Anleitung eines Konverters.
    Da war von rechts nach links VBAT 2, und dann 2 x GND bezeichnet. Der mittlere Kontakt führt ca. 5 V Spannung.
    Da ich das Objektiv nicht beschädigen will, bräuchte ich deinen Rat.
    Ist es so wie ich dachte, dass man für den Stabilisator nur eine Versorgungsspannung braucht, und wenn es so ist, welche Kontakte sind das?


    Gruß Frank

  • Moin Frank,


    den Bildstabilisator meiner Objektive nutze ich für meine Astro-Aufnahmen natürlich nicht, da dies angesichts der erforderlichen Nachführung kontraproduktiv wäre. Insofern kann ich Dir dazu keine Erfahrungen liefern. Die Kontakte erfüllen m.W. im Wesentlichen folgende drei Funktionen:
    - Spannungsversorgung des Objektivs
    - Erkennen, ob ein Objektiv angeschlossen ist
    - Kommunikation zwischen Kamera und Objektiv.
    ggf. gibt es noch weitere "Sonderfunktionen".
    Ob der IS allein schon arbeitet, wenn das Objektiv mit Spannung versorgt und der IS-Schalter aktiviert ist, kann ich Dir leider nicht sagen.


    Viel Erfolg bei Deinen Forschungen!
    Ralf

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