NGC 7662 (Blue Snowball) mit Halos

  • Hallo zusammen,


    letzte Woche konnte ich bei guter Transparenz und gutem Seeing NGC 7662 (blue snowball) beobachten.


    Ort: Schwäbische Alb (750m)
    Fst: 6,2 mag.


    Dieser PN steht zur Zeit am frühen Abend im Zenit. Ich habe ihn „im Kontext“ beobachtet und gezeichnet, d.h. mit beiden Halos. Der kleine, hellere Halo schmiegt sich eng um den PN herum, der zweite, schwächere liegt weiter außen. Bei 230x-350x mit UHC Filter waren beide Halos zu sehen. Der innere war problemlos, der äußere erschien zuerst als Scheibe, nach einiger Gewöhnung dann als Ring mit zwei flächigen Aufhellungen. Bei hohen Vergrößerungen verschwinden die Halos.
    Den PN selbst habe ich bei 700x-1000x beobachtet. Besonders schwierig waren die kleine radial verlaufende Zunge im Süden und die Ausbuchtung im Norden. Auf dem Hubble Foto sehen diese Strukturen sehr hell aus, aber das liegt an der Filterung. Sie leuchten nämlich in NII und das ist visuell kaum zugänglich.
    In der ersten Nacht habe ich die Daten gesammelt und in der zweiten die Details nochmals überprüft – bis der Hochnebel kam. Vermutlich bleibt der jetzt über der Schwäbischen Alb bis zum Frühjahr.



    Und hier der Link zum Hubble Bild auf Wikipedia:


    https://de.wikipedia.org/wiki/…2_%22Blue_Snowball%22.jpg


    Viele Grüße
    Johannes

  • Hallo Johannes,
    die Übereinstimmung Deiner Zeichnung mit der Hubble-Aufnahme ist groß. Kompliment!
    Hast Du auch schon mal die Planetarischen Nebel IC 351 oder IC 5217 beobachtet? Diese beiden Nebel habe ich neulich fotografiert, mir sind allerdings keine anderen hochauflösenden Aufnahmen dieser kleinen Objekte bekannt, mit denen ich meine Bilder vergleichen könnte. Hier im Beobachterforum habe ich eine Zeichnung von Rainer Töpler gefunden, die eine recht große Ähnlichkeit mit meiner Aufnahme von IC 351 besitzt, daher möchte ich mich nun auch mal an die visuellen Beobachter in dieser Sache wenden. Speziell IC 5217 finde ich dabei interessant.


    http://www.astrotreff.de/topic…HIVE=true&TOPIC_ID=110973


    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=205081


    Frohe Weihnachten!
    Thomas

  • Hallo Johannes,


    eine sehr gelungene Zeichnung!
    Fast genau so habe ich ihn in Erinnerung, als der Roland mit 24" und ich mit 20" den Blue Snowball verglichen hatten.
    Das waren damals auf der Sylvretta auch sehr gute Bedingungen.


    cs
    Timm

  • Es stellt sich für mich noch die Frage, ob sich die visuelle Beobachtung sehr kleier planetarischer Nebel von sagen wir mal nur 5 bis 10 Bogensekunden Größe in der Schwierigkeit sehr von der Beobachtung der größeren Objekte wie dem Blauen Schneeball unterscheidet. Muss man so etwas separat üben, um zu guten Ergebnissen zu kommen?

  • Hallo Tom,
    Ich würde mal vermuten, der geringere Durchmesser macht die Beobachtung einfacher, da die Gesamthelligkeit auf eine kleinere Fläche verteilt ist. Ordentlich Öffnung und Auflösung wird man aber trotzdem brauchen, wenn man Details erkennen möchte.
    Aus Erfahrung sprech ich da aber nicht. Mit meinem 8" Dobson hab ich mich nie an die Zwerge herangewagt, da ich schon bei der Schildkröte an die Grenzen der Optik gestoßen bin.


    Gruß,
    Peter

  • Hallo Johannes,
    deine Zeichnung und Beobachtung ist überaus bemerkenswert.
    Ich hätte nie gedacht, dass das Halo visuell nachweisbar wäre. Fotografisch brauchte ich so ca. 20 min um ansatzweise etwas zu erkennen. Jetzt hast du tatsächlich die Grenze (zumindest in meinem Kopf) des visuell Machbaren verschoben.
    Glückwunsch dazu und viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Peter,
    du argumentierst logisch und nachvollziehbar, aber ich habe meine Zweifel, ob die menschliche Wahrnehmung so funktioniert. So hat zum Beispiel Rainer Töpler, den ich als sehr fähigen visuellen Beobachter einschätze, den Zentralstern von IC 351 nicht gesehen, obwohl er in meiner Aufnahme mindestens auch im Grünkanal mindestens so hell erscheint wie die hellsten Nebelstrukturen, die er gezeichnet hat. Es sieht also so aus, als ob das Signal einzelner Sehzellen vom Gehirn ignoriert wird, auch wenn es ein stärkeres Signal sendet als die vielen anderen Sehzellen, die das schwächere Nebelsignal übertragen. Vielleicht würde es da helfen, absichtlich etwas unscharf zu fokussieren. Das scheint mir wie bei der menschlichen Gesellschaft zu sein: Ein Einzelner Sehender wird oft nicht wahrgenommen, sondern eher die Masse der schwach Sehenden.
    Grüße
    Thomas

  • Hallo, Tom
    Also der Grund warum Rainer Töpler den Zentralstern nicht gesehen hat, dürfte ein ganz simpler sein. Er hat vermutlich einen Nebelfilter benutzt.
    http://www.astrode.de/ic351.htm
    Ich kenne das aus eigener Erfahrung. Wenn ich M42 mit meinem Schmalband-Nebelfilter angehe, sind plötzlich drei der vier Sterne im Trapez fast verschwunden. Der Zentralstern von IC 351 kommt gerade mal auf rund 15mag, da kann ich mir durchaus vorstellen, dass er mit Filter garnicht mehr zu sehen ist.


    Gruß,
    Peter

  • Hallo zusammen,


    danke für Eure freundlichen Kommentare und Bemerkungen.


    Tom,
    IC 351 und IC 5217 habe ich bisher noch nicht beobachtet. Sie scheinen aber sehr interessant zu sein und kommen daher auf meine Liste für die nächste Beobachtungsgelegenheit. Je kleiner die Objekte, umso wichtiger wird das seeing. Allerdings enthalten etwas größere Objekte wie NGC 7662 ja auch kleine Strukturen, die nur bei gutem seeing auflösbar sind.


    Timm,
    habt Ihr auch nach dem äußeren Halo Ausschau gehalten? Unter Silvretta-Bedingungen sollte der sichtbar sein. Allerdings ist er unter uns Visuellen wohl gar nicht so bekannt.


    Ralf,
    vielen Dank für die Glückwünsche. Ich kann aber nicht beanspruchen, der Erste zu sein, der den äußeren Halo gezeichnet hat. Bertrand Laville hat ihn letztes Jahr schon gesichtet und zu Papier gebracht, mit gleicher Öffnung. Allerdings hat er nur eine homogene Fläche gezeichnet. Die Ringstruktur und die Helligkeitsunterschiede sind ihm wohl entgangen:


    http://www.deepsky-drawings.com/ngc-7662-2/dsdlang/fr


    Von meiner Zeit her, als ich mit der CCD Kamera am großen Dobson experimentiert habe, erinnere ich mich noch, daß ich oft erstaunt war darüber, was das menschliche Auge mit seinen paar zehntel Sekunden Integrationszeit doch zu leisten im Stande ist. ich habe das zwar nie exakt gemessen, aber mein damaliger Eindruck war, daß ich bei meinem Setup (18" Dobson, SBIG ST 9E) mit der Kamera schon 3 Minuten belichten mußte, um alle Details auf dem Bild zu haben, die ich visuell erfassen konnte.


    Viele Grüße
    Johannes

  • Hallo Johannes,


    mit 24" waren Teile des Halos zu erkennen, mit 20" nicht.
    Der Roland hatte mich am 24er darauf aufmerksam gemacht.
    Mit dem 20er hatte ich nichts davon gesehen.
    Also war das Halo grenzwertig.
    Mit 20'" hatte ich an dem Tag aber keine Probleme, den Zentralstern zu sehen,
    was bei etwas schlechterem seeing schwer oder gar unmöglich wird.
    Was aber deutlich wurde, was der Gewinn von den 4" mehr!


    cs
    Timm

  • Hallo Johannes,
    freut mich zu hören, dass du auch die unbekannteren Objekte beobachtest. Dann bin ich mal auf deine Ergebnisse gespannt.
    Peter, der Einsatz von Nebelfiltern ist sicher eine alternative Erklärungsmöglichkeit für das Fehlen des Zentralsterns in der Zeichnung. Rainer hat nicht angegeben, ob er hier einen Filter verwendet hat oder nicht, daher ist es wohl müßig, weiter darüber zu spekulieren. Besser selber beobachten meine ich da.
    Grüße
    Thomas

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