Berichte über historische Großteleskope

  • Hallo liebe Liebhaber der klassischen Fernrohre,


    sozusagen als Einstand für unser neues Unterforum wollte ich einen neuen Thread über historische Großteleskope eröffnen. Welche davon durftet ihr schon besichtigen oder gar damit beobachten? Wo lohnt es sich einmal hinzufahren? Schöne Bilder wären natürlich toll, aber lasst euch davon bitte nicht einschränken und posted was euch beliebt wenns zum Thema passt.


    Und dann mache ich auch gleich mal den Anfang: 2014 hatte ich die Gelegenheit das Bruce-Teleskop an der Landessternwarte in Heidelberg zu besichtigen und kurz damit zu beobachten. Auf Anfrage kann dort mit einer Gruppe Führungen buchen und bekommt neben dem Bruce-Refraktor auch noch andere Geräte zu sehen.


    Besonders interessant war die Sache für mich weil das Gerät auch schon im Buch "Himmelskunde" von Dr. J. Plassmann aus dem Jahr 1913 beschrieben ist. Ich hatte dieses Buch mal auf einem Dachboden gefunden und schmökere ab und zu gerne darin. Die Bilder daraus sind toll und ich hab sie mal hier hochgeladen (das Copyright dürfte wohl abgelaufen sein ;) :(




    Der Hammer ist, dass es dort oben noch fast genauso aussieht wie auf Bild 2. Man vergleiche das mal mit dem entsprechenden Eintrag auf Wikipedia mit aktuellem Foto: https://de.wikipedia.org/wiki/…eidelberg-K%C3%B6nigstuhl


    Bei dem Bruce-Teleskop handelt es sich eigentlich um einen Astrographen. Als Besucher durfte ich mit dem 4 Meter langen Leitrohr mit 25 cm Öffnung Jupiter anschauen. Das Teleskop ist wirklich ein Monstrum. Ich habe auch mal probiert das Teleskop etwas in der Montierung zu bewegen. Das gelang mir sogar, allerdings stelle ich es mir eher schwer vor damit ein Objekt einzustellen. Die nette Musemsführerin meinte aber mit etwas Übung geht es recht gut.


    Beobachten konnte ich natürlich nur kurz und die Bedingungen waren nicht die Besten. Daher hat mich der Anblick nicht gerade vom Hocker gehauen. Jupiter sah eigentlich aus wie immer ;-). Aber das ganze drumrum war natürlich schon ein tolles Erlebnis. Allein die monströse Montierung zu sehen und vor allem selbst anzufassen ...


    So und nun bin ich gespannt ob hier noch andere Berichte folgen. Bei Gelegenheit könnte ich noch einen Bericht zum Leviathan-Teleskop von Lord Rosse hinzufügen, das ich ebenfalls besichtigt habe (beobachten konnte ich dort allerdings nicht).


    Viele Grüße,


    Alf

  • Hallo Alf


    Da kann ich auch was zu beitragen. Ich war im April in Irland und konnte mir den 'Leviathan' in Birr Castle ansehen. Wirklich beeindruckend, vor allem der Gedanke, wie man bei gutem Wetter (dazu später) vom Schloss in den Park zum spechteln spaziert.





    Und hier der Blick vom Teleskop zum Schloss




    Die Bilder wurden in der u.g. Reihenfolge in einem Abstand von ca. 15 bis 20 Minuten aufgenommen, d.h. dort ist es ständig bewölkt, dann scheint wieder die Sonne und verse vica. Da es sich bei dem Leviathan um ein sog. Meridian Teleskop handelt, das am Meridian nur für ca. 7 Minuten nachgeführt werden kann, würde ich bei diesen Wetterverhältnissen verrückt werden. Ich meine dann planst Du mal, so gegen 23:30 Uhr den Andromeda Nebel zu sehen und genau dann schiebt sich eine Wolke dazwischen.


    An diesem Teleskop soll der Erbauer (der 3. Earl of Rosse) 1845 die Spiralstruktur der Whirlpool Galaxy entdeckt haben (Schloss und Park werden jetzt von dem 6. Earl of Rosse verwaltet).


    Auch ein paar alte Optiken sind noch zu sehen




    und eine Nachführung gabs auch schon


  • Moin,


    derzeit habe ich noch keinen Bericht, aber ich bin am 28.12 in meiner alten Heimat Lilienthal b.Bremen, wo sie das historische Schroetersche 49cm-Teleskop (es gibt hierzu auch einen Bericht in der aktuellen "Sterne und Weltraum") wieder (Nach-)aufgebaut haben. Ich werde dort dann auf jeden Fall hinfahren und schreibe dann gerne einen Bericht für uns hier [;)]


    Greetz Hannes

  • Moinsen zusammen,


    schöner thread, zu dem ich auch gern einen kleinen Beitrag leisten möchte, wenngleich ich sicher kein "Experte" in Sachen historischer Teleskope bin. Reizen tun sie mich aber doch. [:)] Und eines der vielen großen "historischen" Lichtsammler durfte ich vor 4 Jahren mal in natura bestaunen ...


    <u>Der längste bewegliche Refraktor der Welt - Das Riesenfernrohr der Archenhold-Sternwarte in Berlin Alt-Treptow</u>


    Wie der große "Leviathan" steht auch das Riesenfernrohr in Alt-Treptow, das anlässlich einer Gewerbeausstellung von 1895-1896 gebaut wurde, im Freien. Schon von weitem ist es zu sehen, wenn man sich auf die Sternwarte zubewegt ...



    Die Sternwarte selbst beherbergt heute eine Ausstellung und immer wieder wechselnde Sonderausstellungen zur Astronomie. Zur Ausstellung gehört auch ein kleines Modell des 21m langen und 130t schweren Teleskops, welches eine freie Öffnung von 68cm besitzt und in seiner Bauform mit der einzigartigen Montierung eher an ein "schweres Geschütz" als an ein "klassisches" Teleskop erinnert.



    Die Beobachtungsplattform ist durch einen fahrbaren Schutzbau vor Witterungseinflüssen geschützt, zum beobachten steht man also ebenfalls im Freien.



    Aber genug Fotos vom Modell, nachfolgend noch ein paar Fotos, die ich vom echten Riesenscope schiessen konnte, bzw. hat die ersten beiden davon "notgedrungen" meine liebe Frau geschossen. [:)]



    68cm Öffnung sind schon nicht übel ...


    Der gewaltige Sockel der Montierung, der die 130t sicher trägt.


    Aus dieser Position kann man bei geschlossenem Schutzbau auch den Okularauszug (?) sehen - dieses grüne, trichterförmige "Dings" am Ende des Tubus.


    Vom Dach der Sternwarte hat man aber den besten Blick auf das Monstrum ...


    Trotz eines recht großen Muschelbruchs der während einer Prüfung und Neufassung des achromatischen Objektivs in den 30ger Jahren entstand (die Firma Zeiss hat sich da wohl ausnahmsweise mal nicht mit Ruhm bekleckert [;)]) und ein paar mutwilligen Einschusslöchern aus den letzten Kriegstagen wird das Riesenteleskop heute noch genutzt (die Schadstellen wurden geschwärzt). Natürlich nicht mehr für wissenschaftliche Arbeiten, aber für eine handvoll Beobachtungsabende pro Jahr wird der interessierten Bevölkerung noch immer der Blick auf weit entfernte Objekte im All gewährt.


    Leider hatte ich bisher noch nicht die Gelegenheit mal durch das Riesenfernrohr zu schauen, reizen würde es mich aber schonmal, einen Berlin-Trip so zu planen, dass mal ein Beobachtungsabend damit möglich wäre.


    Dazu fällt mir noch eine witzige Geschichte ein, die mir die Kassiererin der Sternwarte erzählte, als ich ihr im Gespräch berichtete, dass ich aus der Nähe von Kassel käme. Sie erzählte mir, dass ein paar Jahre zuvor ein älteres Ehepaar nur für die Beobachtung durch´s Riesenfernrohr aus Kassel nach Alt-Treptow gefahren wäre. Leider musste der Beobachtungsabend aufgrund bewölkten Himmels aber abgesagt werden. Das ältere Pärchen bestand aber darauf, dass man unbedingt durch das Teleskop schauen wolle, da man mit so einem großen Teleskop ja schließlich auch durch Wolken schauen könne! Es bedurfte wohl sehr sehr viel geduldigem guten Zureden seitens der Mitarbeiter der Sternwarte, dass man bei bewölktem Himmel mit keinem Teleskop der Welt ins All schauen könne ... [:D]


    Also, wer mal einen Trip nach Berlin plant, sollte sich auch die Archenhold-Sternwarte im Treptower Park mit auf die Sightseeingliste schreiben. Die Ausstellung war sehr nett und das Riesenfernrohr mal aus der Nähe zu sehen, statt nur auf Fotos zu bestaunen, ist schon sehr beeindruckend.


    ... und vielleicht kann ich auch irgendwann mal durchschauen ... [:)]


    Gruß und wolkenfreien Himmel
    Heiko

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!