Verschollene Esa-Sonde "Schiaparelli"

  • Hallo an die Astrotreffgemeinde!


    Ich habe mittels Suchfunktion erstaunlicherweise keinen Thread gefunden, welcher sich mit der Marsmission der ESA beschäftigt. Entweder habe ich nicht korrekt gesucht, dann sorry, oder es gibt tatsächlich keinen, obwohl diese Mission für die europäische Raumfahrt doch sehr bedeutend ist.
    Nur die USA mittels der NASA war bisher in der Lage, Sonden und technische Konstrukte auf dem Mars landen zu lassen. Der erste Versuch von ESA mit dem "Beagle" scheiterte und jener mit Schiaparelli auch, offenbar ist die Sonde nur noch ein Schrotthaufen auf der Marsoberfläche.
    "TGO", praktisch das Mutterschiff, scheint zu funktionierten und in einer stabilen Umlaufbahn angekommen zu sein, welche mit der Zeit modifiziert werden soll.


    Ich habe mich die letzten Tage etwas belesen und mir selbst einige Fragen zur Mission allgemein gestellt, die ich mir selbst nicht recht erklären und beantworten kann...
    Vielleicht ist einer unter euch, der etwas tiefer in der Materie steckt und Antworten darauf weiß !?


    Mir ist z.B. unerklärlich, warum man das Landemodul so spartanisch mit Instrumenten ausstattete?
    Zum Mars fliegt man schließlich nicht alle 14 Tage und die Kosten für Rakete und Überwachung durch "Mission Control" gehen gewiss in zweistellige Millionen Beträge. Nun wollte man mittels "Schiaparelli" dem Landemodul testen, ob der geplante Abwurf eines Rovers im Jahre 2020 auf diese Art funktioniert. Offenbar gibt es große Probleme; dennoch sollte davon ausgegangen worden sein, dass die Mission erfolgreich abgeschlossen werden konnte.
    Geht man davon aus, eine Sonde auf den Mars weich zu landen, warum wird sie derart konstruiert, dass:


    1. Neben der Computerplatine für die Landedaten nur alleine eine Wetterstation auf der Sonde installiert wurde? Eine Kamera, die wenige Schwarz/Weiß Fotos schießen konnte, war das weitere und letzte technische Instrument.
    Wenn ich schon einmal zum Mars fliege und eine Sonde auf dem Boden absetze, sollte dieses Modul doch gespickt sein mit Instrumenten. Zumindest eine halbwegs vernünftige Kamera, welche ihre Daten zum TGO während des Landeanfluges und dann von Boden her senden könnte.?! Solch eine Kamera kann in Relation zum allgemeinen Programm und dessen Kosten doch finanziell nicht ins Gewicht fallen. Überhaupt, so viele Sonden bzw. Roboter sind auf der Marsoberfläche nicht vorhanden; es gäbe gewiss noch das eine oder andere Gerät, was Wissenschaftler hoch befriedigen würde, wenn es vom Mars Daten welcher Art auch immer senden würde.
    Das Weglassen jener Geräte konnte doch nicht an der dann zu hohen Nutzlast der Rakete scheitern, oder?


    2. Aber dieser allgemeinen Option des Betreibens von diversen Geräten hat man sich wissentlich selbst beraubt; das Landemodul, einmal auf dem Mars gelandet, hat Strom an Bord für 4-12 Tage...
    Warum?
    Ich kann das nicht verstehen; man schießt eine Sonde zum Mars und gibt ihr Saft für eine Woche mit, wenn sie auf der Oberfläche angekommen ist ?!
    Die Voyager Sonden arbeiten noch bis 2030, und das seit Anfang der 70er Jahre. Sind simple Radionuklidbatterien in den letzten 45 Jahren so teuer geworden?


    Für mich als Laien aber Interessierten erscheint das gesamte Konzept etwas eigenartig, eine Blechdose zum Mars zu schicken, die nur das Wetter vorhersagen kann...


    Sicherlich ganz zu schweigen von den Verschwörungstheoretikern, die neue Nahrung bekommen; die ESA ist im Jahre 2016 mit heutiger Computertechnik zu dämlich, von der Erde aus, ein mit Highend Großrechnern vorab korrekt (oder doch nicht?!) errechnetes Landeprogramm dem Landemodul zu übermitteln, um somit einen relativ kleinen und kompakten Metallgegenstand auf dem Mars sanft landen zu lassen. Die Apollo Landemodule wurden auch nur mit Daten von Mission Control einmalig gefüttert; da klappte das wunderbar. Sowohl der Abstieg und insbesondere auch der Aufstieg...
    [;)]

  • Hallo,


    mir fiel gerade ein - ein sochen Thread zu eröffnen. Ich lese mit Spannung den im anderen Forum (wo ich nicht angemldet bin).


    Tja schade, das ging wohl wieder schief. Die Russen haben es auch nie hinbekommen. Muss wohl and der dünnen Atmosphäre liegen. Nur die Amerikander ziehen das wohl korrekt ins Kalkül. Meines Wissens haben sie nur wenig Lander (prozentual) verloren. Der Rest der Landungen war erfolgreich.


    Ich habe fast die Vermutung die ESA nimmt zu wenig Geld in die Hand für die Lander. Da wird wohl mit heißer Nadel und kleinem Budget gestrickt. Der Orbiter frisst den Hauptteil und funktioniert ja bisher immer. Für die Rover Mission sehe ich daher schwarz. Da muss noch ein Test her.


    Naja und da sie vermutlich selbst kein volles Vertrauen haben in die Landetechnik, bestücken sie die Lander bisher mit "Billig" bzw. Baumarkttechnik (Stangenware) statt hochkomplexer wissenschaftlicher Instrumente die in der Tat ziemlich teuer werden können von derIdee bis zur Integration in die Platform.


    Ich muss doch mall googeln wieviele Versuche die Amerikaner hatten vor Viking-1...
    ...oh verdammt, das war gleich der erste Versuch!
    https://de.wikipedia.org/wiki/Chronologie_der_Marsmissionen


    Ja und friss einen Besen: Alle U.S Lander sind auch erfolgreich gelandet und haben ihr Programm abgespult.


    Gruß,
    Walter

  • Hallo!
    Zumindest was die Sache mit der Radionuklidbatterie hab ich eine Information ...
    Es ist wider Erwarten teuer und komplizierter als man denkt:
    Die NASA hat keinen mehr, die Russen sind ebenfalls blank und ob die Europäer sowas haben, wage ich zu bezweifeln. Wovon rede ich hier?
    Vom Treibstoff, von Plutonium - und zwar das nicht-waffenfähige PU-238 (in den vielen kleinen Sprengköpfchen ins Pu-239 verbaut). Pu-238 ist das Radionuklid, mit dem die RTGs (Radioisotope Thermoelectric Generator) betrieben werden und diese dann die notwendige elektrische Energie erzeugen.
    Leider haben die USA 1988 ihre Produktion eingestellt (Endphase des kalten Krieges), die Russen haben zwar weiter produziert, aber ihre Bestände für teuer Geld verkauft - bis 2010. Wie viel Lagerbestände in den Bunkern des US Energieministeriums lagern weiß man nicht, aber viel kann es nicht sein. Es wird vermutet, dass das Plutonium der USA derzeit für eine große und eine kleine Mission reichten würde (Mars 2020 wird wieder Pu-238 brauchen!).
    Das Plutonium für New Horizons (etwa 11 kg) wurde etwa Anfang der 2000er Jahre von den Russen gekauft (dieses allerdings auch schon etliche Jahre alt war) und mit übrigen Bestände der Cassini Mission aufgefüllt. Curiositiy wird mit Plutonium versorgt, das von den Russen eingekauft wurde (etwa 4,8 kg, vor 2010).
    Nach neuen Pressemeldungen soll in den USA die Pu-238-Produktion wieder anlaufen (http://www.universetoday.com/1…-deep-space-exploration/#), aber die Ausbeute wird auf wenige Kilogramm pro Jahr geschätzt.
    Also, so einfach wie vermutet ist das mit der "Atom-Batterie" wohl nicht. Man kann das Pu-238 halt nicht einfach so im russischen Supermarkt kaufen oder von den Chinese "abkupfern" :)


    Ich bin zwar jetzt vom Thema abgewichen und nicht direkt auch Schiaparellis Energieversorgung eingegangen, aber ich konnte hoffentlich ein wenig Licht in die von lightman78 angesproche Problematik der Radionuklidbatterie bringen.


    Gerade kam in den Nachrichten, dass zu Schiaparelli kein Kontakt besteht. Warum weiß von der ESA niemand, vielleicht zu hart aufgekommen?
    Was mich allerdings stutzig macht, ist, dass von der Landephase nach aktuellem Stand wohl keinerlei Daten vorliegen. Oder doch? Ich ging eigentlich davon aus, dass die Sonde andauernd, von der ersten Phase der Landung bis zur Landung selbst Daten sendet - zumindest Telemetriedaten. Dann sollte doch der Ablauf analysierbar sein ...
    Wie sagte schon Wernher von Braun sinngemäß nach Explosionen vieler der ersten Raketen vor Al Shepards Erstflug: "Haben wir Telemetriedaten? Dann können wir den Fehler finden."


    Viele Grüße
    Hannes

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: lightman78</i>
    <br />
    Die Voyager Sonden arbeiten noch bis 2030, und das seit Anfang der 70er Jahre. Sind simple Radionuklidbatterien in den letzten 45 Jahren so teuer geworden?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Diese Technologie ist in Europa nicht verfügbar. Würde man das haben wollen, müsste man es noch selbst entwickeln, was auch erwogen wird, oder die Baugruppen in den betreffenden Ländern montieren lassen und vermutlich auch den Start nach dort übergeben. Damit verliert man wieder Souveränität.


    Für Missionen im inneren Sonnensystem sind die RTG nicht zwingend nötig, wenn für den Missionsverlauf genügend Sonnenenergie da ist.
    Rosetta stieß bis in die Jupiterregion vor und selbst dort reicht offenbar inzwischen die Effizienz moderner Photovoltaikelemente aus.
    Dass auch damals die Aktion mit dem Philae schief lief lag wie auch nun bei Schiaparelli nicht an der Art der Stromversorgung.


    Und letztendlich haben die Mission definierte Hauptziele die dann eben auch mit chemischen Batterien erreicht werden können.


    Nunja, ist aber schon etwas peinlich wie die ESA die Himmelskörper mit Schrott vollmüllt. Sieht aus wie gewollt und nicht gekonnt.


    ciao,
    Jo

  • Hallo Beisammen,


    Mit Verwunderung lese ich beim online Spiegel, dass beim Lander nur Ballastsimulation dabei war (Beton!).


    http://www.spiegel.de/wissensc…fuer-immer-a-1117513.html


    "...Dass der Forschungsroboter tatsächlich irgendwo in den Weiten von Meridiani Planum aufgesetzt ist, bezweifelt niemand - die Frage bleibt: In welchem Zustand? Womöglich eben nur als kosmischer Schrotthaufen aus Beton (viel, als Ballast) und Elektronik (wenig, neben der Landetechnik war nur eine Art Wetterstation an Bord). ..."


    Na sowas, die schicken Beton zum Mars? Allein für den Schuß zum geosynchronen Orbit per Ariane 5 sind etwa $30000/kg zu rechnen. Ziemlich teurer Beton ist das also da auf dem Mars. Was hätte man alles für Experimente von Fach- und Hochschulen mitnehmen können, die evtl. als Cluster-Ladung in der Masse eine Chance gehabt hätten? Und mal eine richtige Camera. Fotos machen sich immer gut, wenn es um Weltraum Marketing geht. Siehe Hubble! Aber nein die ESA muss Beton zum Mars schicken. Machen die Amis sowas?


    Clear Skies,
    Gert

  • Hallo zusammen!


    Ich muss meine Aussage über die fehlenden Daten von gestern Abend revidieren - da ist die Tageszeitung wohl aktueller als die TV-Nachrichten.


    Schiaparelli hat sehr wohl während des Abstiegs Daten gesendet. Bis auf die letzten 50 Sekunden liegen alle Daten "die die ESA braucht" vor - Daten zum Abstieg, zu den Prozessen im Inneren der Sonde und zur Atmosphäre. Die Daten kamen mit 2 Datenpaketen auf der Erde an - eines empfangen vom GMRT (giant metrewave Radio telescope) in Indien (28 zusammengeschaltete 45 Meter-Antennen) und eines über die europäische MarsExpress-Sonde, die schon den Abstieg von Curiosity verfolgt hat.


    Demnach hat anscheinend folgendes zugetragen:
    6 Minuten vor der Landung begann die eigentliche Landephase, die bis zu den 51 Sekunden vor dem Aufsetzen auch planmäßig verlief. 31 Sekunden vor der Landung hätte sich Schiaparelli vor seinem Rückenschild mit dem Fallschirm lösen sollen, Geschwindigkeit etwa 240 km/h, anschließend hätten die Bremsdüsen zünden sollen und den Abstieg weitere 30 Sekunden auf etwa 18 km/h abbremsen sollen. Aber der Rückenschild mit Fallschirm wurde 20 Sekunden zu früh (also insgesamt die besagten 51 Sekunden) abgeworfen und die danach die Bremsdüsen zwar gezündet, diese hätten aber nur 4 bis 5 Sekunden gebrannt. So und wenn man nun ein wenig rechnet, dann kommt man zu dem Schluss, dass Schiaparelli etwa eine dreiviertel Minute im freien Fall Richtung Oberfläche gefallen ist und mit einem kräftigen "Rumms aufgedozt" ist.
    Dass da einiges kaputt gegangen sein dürfte, ist klar.


    Im Laufe des heutigen Tages versucht die ESA Schiaparelli mit einem Reset der Funkanlage zu (re-) aktivieren.


    Wollen wir hoffen, dass die ESA den Fehler findet - nicht dass der für 2020 geplante Mars-Rover auch den freien Fall "üben" darf.


    Gruß Hannes

  • Nachtrag zum Beitrag von Jo (u.a. Wikipedia sei Dank):
    Die Jupiter-Sonde Juno, die erst im Juli 2016 bei Jupiter eintraf, hat 3 Solarpaneele an Bord: Jedes ist 2,7 x 8,9 Meter groß (etwa 72 Quadratmeter) und kann nur deswegen genug Energie liefern, weil Juno sich in einer polaren Umlaufbahn um Jupiter befindet und daher immer freie Sicht auf die Sonne hat.
    Bei Rosetta ist es so, dass diese zwar mit 64 Quadratmeter Solarzellenfläche auch in diese Bereiche kommt, dies aber für die Energieversorgung nicht ausreiche (Umlaufbahn um Jupiter, Ausrichtung der Sonde), zudem würde Rosetta mit dem Kometen bei den nächsten Runden um die Sonne nie mehr so "nahe" an die Sonne kommen. Auch deswegen entschloss man sich die Mission im September zu beenden.


    Gruß Hannes

  • Tja, war doch gut, nur 2 Messgeräte mitzunehmen. Sonst wären jetzt viel mehr kaputt ...


    Aber im Ernst: Über das Landegebiet hat man ja gelesen, dass es zwar eben sei, aber trotzdem da Stürme toben sollten. Kann man denn vorberechnen, dass gerade in diesem Moment keine Windböe kommt und das Gerät da um sich selbst taumeln läßt und dadurch die Kontrolle verloren geht? Oder ist da Hitzeschutz an allen Seiten? Oder hat ein Sandsturm die Bremsdüsen verstopft?


    Bin gespannt, was da als Ursache herausgefunden und mitgeteilt wird ... schade isses allemal, wäre mal ein gutes Manöver gewesen. Ist halt doch sowas wie rocket science ...


    Ursus

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die Apollo Landemodule wurden auch nur mit Daten von Mission Control einmalig gefüttert; da klappte das wunderbar. Sowohl der Abstieg und insbesondere auch der Aufstieg... <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Allerdings ist auch bekannt, dass Neill Armstrong aufgrund ploetzlich auftauchender Felsen die Handsteuerung aktivieren und die Landung manuell uebernehmen musste. Diese Entscheidung einem Computer zu ueberlassen, wird schwierig. Zumal die Landung auf dem Mond wegen fehlender Atmosphaere (mit Effekten unterschiedlichen Gasdrucks und Wind) einfacher vorauszuplanen ist.


    Aber interessant allemal, warum die Amis das hinbekommen und sonst keiner.


    Ich weiss nichts ueber die Zeitskalen dieses Landers, aber Hardware fuer Raumsonden zu entwickeln und alle Phasen vom Konzept ueber das Predesign, dann das Engineering-Model und das Flight-Model, zu bestehen, kostet viel Zeit und Geld. Wer schon mal an Hardwareentwicklung fuer Raumfahrzeuge beteiligt war, weiss ueber den buerokratischen Dokumentationsaufwand zu berichten. Das kann erklaeren, warum Betonballast zum Mars geschickt wurde.

  • LOL, ich stell mir gerade einen Rütteltest mit einem Betonklumpen vor ;-)!


    Aber im Ernst, die Datenlage ist ziemlich dürftig - was die Publikation angeht. ich hoffe sie rücken damit doch noch mal raus (Transparenz) statt irgendeine durch PR weichgeklopfte Presseaussage zu tätigen.


    Zum Beispiel die Zeitskala. 50sec (ungefähr) vor dem geplanten(also laut Abstiegsmodellrechnung!?) sollen also Deckel und Fallschirm abgeworfen worden sein. Bis dahin normale Datenkommunikation: also hat man doch 3-D Lage, Position (Inertialunit an Bord?), Höhe (Höhenradar?), Atmosphärische Daten (Druck, Temperatur, Geschwindigkeit)? Warum hat man diese nicht kommuniziert? Man braucht doch die Daten nicht umständlich im Bitstrom zu suchen, die werden doch irgendwie strukturiert sein. So kenne ich jedenfalls "Telemetrie": Zeitstempel und Daten, schön in ASCII tabellarisch darstellbar sobald man den Datensatz hat - auch wenn er plötzlich abreisst. Neuerdings wahrscheinlich in Fensterchen, sortierbar und filterbar und graphisch bunt wie man's grad braucht als Zeiger, Kurve, Teppich,...


    Ich will ESA nicht fürs Misslingen bashen, aber die Kommunikation ist nicht einer wissenschaftlichen Einrichtung würdig. Sind das neuerdings Politiker oder Konzern-PR'ler? Erst alles durch drei Chefetagen, zwei Juristenetagen und zum Schluß durch die PR-Etage filtern?


    Gruß,
    Walter (technisch interessiert)

  • Hallo Benjamin,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich kann das nicht verstehen; man schießt eine Sonde zum Mars und gibt ihr Saft für eine Woche mit, wenn sie auf der Oberfläche angekommen ist ?! <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    das hat vermutlich etwas damit zu tun, dass der Lander vorrangig nur eine Testsonde war. Das Hauptziel war der Orbiter und das ist erreicht worden. Was der mutmaßliche Absturz nun für den eigentlichen ExoMars-Rover bedeutet, der 2020 starten soll, kann ich nicht beurteilen.

  • Hallo Zusammen,


    derartige Fehlschläge haben etwas Gutes: sie führen der kritischen Öffentlichkeit die Frage vor Augen, was das alles soll. Was sollen wir da oben ?


    Eben noch den gerade-noch-eben-kein-Fehlschlag-Verlust eines Kometen-Lander kaschiert und jetzt wieder eine Mission, in der Milliarden in den (Mars-)Sand gesetzt wurden.


    Okologische Gedanken, wie der Schrott da oben beseitigt werden soll, braucht man sich ja nicht zu machen. Demnächst liegen da noch ein paar Leichen rum, wenn die Irren tatsächlich fliegen - ohne Rückfahrschein.


    Von dem was wir nicht wissen, wissen wir genug, um sagen zu können, was wir nicht zu wissen brauchen. Vor allem nicht koste es, was es wolle.


    Nachdenkliche Grüße


    Dietmar

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Eben noch den gerade-noch-eben-kein-Fehlschlag-Verlust eines Kometen-Lander kaschiert und jetzt wieder eine Mission, in der Milliarden in den (Mars-)Sand gesetzt wurden.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Dietmar, der Testlander hat sicher keine Milliarden gekostet. Wie gesagt, der Orbiter war das Hauptziel. Nun bleibt abzuwarten, was das für den Rover bedeutet.


    Und bleiben wir doch mal realistisch. Die Öffentlichkeit braucht keine Fehlschläge, um immer wieder nach dem Sinn zu fragen. Wie oft wohl Alex Gerst gefragt wurde, warum Menschen in den Weltraum fliegen müssen. Dabei hatte mit seiner Rückkehr erst die Datenanalyse seiner Mission begonnen.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Hallo Zusammen,


    derartige Fehlschläge haben etwas Gutes: sie führen der kritischen Öffentlichkeit die Frage vor Augen, was das alles soll. Was sollen wir da oben ?


    Eben noch den gerade-noch-eben-kein-Fehlschlag-Verlust eines Kometen-Lander kaschiert und jetzt wieder eine Mission, in der Milliarden in den (Mars-)Sand gesetzt wurden.


    Okologische Gedanken, wie der Schrott da oben beseitigt werden soll, braucht man sich ja nicht zu machen. Demnächst liegen da noch ein paar Leichen rum, wenn die Irren tatsächlich fliegen - ohne Rückfahrschein.


    Von dem was wir nicht wissen, wissen wir genug, um sagen zu können, was wir nicht zu wissen brauchen. Vor allem nicht koste es, was es wolle.


    Nachdenkliche Grüße


    Dietmar
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Dietmar,


    ich sehe das anders - wer entscheidet, was wir "nicht zu wissen brauchen" ? In der Grundlagenforschung geht es doch gerade darum, Neues herauszufinden. Und das dann man nicht, wenn man sich auf das alte Wissen beschraenkt. Mit Deiner Argumentation koenntest Du auch Astronomie einstampfen, denn wozu brauchen wir das Wissen? Und gerade unbemannte Raumfahrt produziert ziemlich viel davon. Die Rosettamission war uebrigens kein Beinahe-Fehlschlag, sondern ein grosser Erfolg. Das Absetzen des Landers dort war mit hohen Risiken verbunden und sehr ambitioniert, da niemand die Oberflaechenbeschaffenheit des Kometen vorhersehen konnte.


    Gerade die Erforschung des Sonnensystems profitiert sehr von der unbemannten Raumfahrt, da man Sonden an die Objekte heranbringen kann. Da kann kein erdgebundenes Weltraumteleskop mithalten. Bei der Erkundung der Objekte ausserhalb des Sonnensystems sieht das freilich anders aus.


    Das Geld nebenbei, das fuer die Missionen ausgegeben wird, kommt der Gesellschaft zugute. Es wird ja nicht zum Objekt geschickt, sondern bleibt hier. Es profitiert die Forschung und Entwicklung von Technologiefirmen und Forschungsinstituten, und neu entwickelte Materialien und Fertigungsmethoden kommen der Wirtschaft zugute.


    Zerodur wurde ja auch fuer Teleskopspiegel entwickelt. Die verrueckte Idee, darauf zu kochen, kam erst spaeter und heute sind Cerankochfelder ein grosser Wirtschaftsfaktor bei Schott.


    Wo ich Dir eher beipflichte, ist die bemannte Raumfahrt. Im erdnahem Orbit mag sie noch Sinn machen (Studien in der Schwerelosigkeit, oder Wartung von Forschungsinstrumenten wie das HST - geht ja jetzt nicht mehr). Aber bemannte Missionen zum Mars sehe ich eher kritisch (vor allem die ohne Rueckflug) und das Kosten-Nutzen-Verhaeltnis geht fuer mich nicht auf. Mit dem Aufwand, eine handvoll Astronauten auf den Mars zu schicken und wieder sicher zurueckzubringen, koennte man eine ganze Armada von unbemannten Raumfahrzeugen dorthin schicken und man haette noch genug Kleingeld fuer ein ELT-grosses Weltraumteleskop und eine grosse Radioantenne auf der Mondrueckseite uebrig. Genau deswegen ist aber die Entwicklung unbemannter Sonden wichtig, trotz aller Rueckschlaege.

  • Hier ist die angekündigte MRO-Aufnahme der Absturzstelle. Zu sehen ist der Aufschlagpunkt inkl. des einen Kilometer entfernten Fallschirms.


    Darüber, ob die Ursache wirklich ein Software-Problem war, kann weiterhin nur spekuliert werden.

  • Vielleicht sollte man nen Luftschiff mitnehmen. Kann ja mit preiswertem Wasserstoff gefüllt werden. Da kann denn nichts passieren. Sauerstoff gibts nicht auf dem Mars.
    Gruß Armin

  • Vielen Dank an Euch für die Antworten auf meine beiden eingangs gestellten Fragen! :)


    Sehr interessant fand ich die Erläuterungen von Hannes und Jo zu den Radionnuklidbatterien. Es ist doch erstaunlich, dass nach dem allgemeinen Zurückfahren der Raumfahrtprogramme auch die Grundlagenforschung offenbar stark zurückgenommen wurde. Wenn eine Technologie aus den Anfängen der 70er 50 Jahre später nicht verfügbar scheint und Alternativen nicht entwickelt wurden, ist das für den Laien kaum nachvollziehbar. Die Entwicklung der effizienten Stromspeicherung mittels Batterien wurde ja in allen Bereichen sträflich vernachlässigt; dennoch erscheint es mir weiterhin unglaublich, dass selbst Batterien auf chemischer Basis nur solch kurze Einsatzzeiten ermöglichen sollen...


    Über die Antworten zur Frage Nummer 2 war ich noch erstaunter.
    Beton als Ballastmasse zu nutzen, ist in meinen Augen schon recht abenteurlich.
    Auch wenn die Missionsziele klar definiert seien, wie ein User schrieb, und die Zeitskala sowie Kosten der Entwicklung von geeigneter Hardware für bestimmte wissenschaftliche Experimentaufbauten beträchtlich wäre, so stellt sich zumindest die Frage, warum das nicht planbar bzw. organisatorisch umsetzbar war?


    Mit meinen Eingangspost habe ich der ESA nicht ankreiden wollen, dass dieser Landeversuch fehlgeschlagen ist, sondern vielmehr eine konzeptionelle Fragen aufgeworfen, was den Gehalt der Mission betrifft.


    Heutzutage beklagen sich die wissenschaftlichen Institutionen, so auch jene der Raumfahrt zu recht über stets sinkende Etats.
    Nur das in unserer Zeit vieles über Außendarstellung und das "Verkaufen" seiner Produkte läuft, scheint bei der ESA noch nicht recht angekommen zu sein. Wir haben nun einmal keinen "Kalten Krieg" mehr, während dessen Milliarden in Raumfahrtprojekte gepummt wurden, um den Klassenfeind zu überflügeln.
    Auch der ESA stände eine Art Marketingabteilung gut zur Gesicht, welche zumindest beratend bei Seite steht, die Pressearbeit und Außendarstellung übernimmt.
    Es wundert nicht, wenn viele Menschen (unbegründet) der Raumfahrt und dessen Kosten skeptisch gegenüber stehen; sollten sie denn noch erfahren, dass Beton mit einem Kilopreis von 30 000 € zum Mars geschossen wird, ist allerdings Unverständnis sehr nachvollziehbar.
    Warum versucht man nicht Sponsoren zu gewinnen? Es gibt so viele Menschen/Unternehmen mit entsprechendem Bankkonto, die Millionen springen lassen würden. Sei es die Patenschaft für ein wissenschaftliches Experiment oder man nennt den Lander halt VW Mars-Beatle statt Beagle...Vielleicht gäbe ein Milliardär auch einen zweistelligen Millionenzuschuss, um die Asche seiner verstorbenen Katze in einer Urne dem Marsorbit zuzuführen...


    Offenbar fehlt eine gewisse Differenzierung innerhalb der europäischen Raumfahrtbehörde was die verantwortlichen Positionen betrifft; Wissenschaftler gehören nicht als erste Personen ans Mikrofon bei PK's und auch nicht eingebunden in die Gewinnung von Geldern für eine Mission, sondern an ihren Rechnern.


    Meiner Meinung nach sollte dringend über bestimmte Personalstrukturen nachgedacht werden, welche durch ihre Arbeit ermöglichen können eine Raumsonde auf die Oberfläche des Mars landen zu lassen, die nicht ausgefüllt ist mit Beton sondern mit Geräten der Wissenschaft!


    Nochmals vielen Dank für die rege Beteiligung an diesem Thread und allen ein schönes Wochenende!


    Gruß Benjamin

  • Hallo,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wissenschaftler gehören nicht als erste Personen ans Mikrofon bei PK's und auch nicht eingebunden in die Gewinnung von Geldern für eine Mission, sondern an ihren Rechnern.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    soviel Arroganz habe ich hier im Forum schon lange nicht mehr gelesen.[:0][:(!][V]

  • Hi Benjamin,


    im ersten Moment war ich auch erstaunt über die "Nutzlast" aus Beton. Aber nachdem ich mir das Missionsziel genauer durchgelesen hab, ein klein wenig nachgedacht hab, sehe ich die Sache nicht mehr so erstaunt.


    Hauptziel war das Hinschuicken vom TGO samt Einschwenken in den geplanten Orbit. Das hat geklappt und die nächsten Jahre versucht man damit Fakten zu bekommen zum "Methanrätsel".


    Und dann gab es noch ein weiteres Missionsziel. Damit die Technik für den Abstieg des Landers 2020 erprobt werden kann, hat man was mitgenommen mit den Abmessungen des geplanten und noch nicht fertig gebauten Landers. Identische Hitzeschilde, Fallschirm, Bremsraketen und die Meßgeräte für die Atmosphärenexperimente. Um sinnvolle Daten vom Landemanöver zu bekommen, muß das Gewicht stimmen. Beton ist da das billigste Material. Die ESA hat nicht so ein großes Budget wie die NASA oder das US-Militär.


    Sicher hätten auch ein paar "Forschungskuben" von Studenten aus diversen Uni´s mitfliegen können. Aber was haben wir Europäer denn an "fertigen Forschungskuben" die auf dem Mars irgend was sinnvolles messen könnten?


    Mir sind zwar etliche Projekte bekannt, aber die sind für den erdnahen Raum gedacht. Explizit für Mars, seine Atmosphäre oder seinen Boden ist mir nix bekannt. Und wie kämen dann deren Daten zur Erde?


    Die "Kuben" müßten dazu ne Stromversorgung haben, die
    a) die Flugdauer zum Mars unbeschadet überlebt
    b) auf dem Mars dann auch lange genug funktioniert, um was verwertbares zu liefern.


    a) und b) zusammen bedeutet nach meinem Verständnis chemische Batterie mit Solarpanel zum Nachladen. Mit der deutlich geringeren Sonneneinstrahlung auf dem Mars funktioniert z.B. garnix, was für den Erdorbit entworfen wurde.


    Dann müßten solche Kuben Sender eingebaut haben, die Daten zu irgendwelchen anderen Sonden auf dem Mars oder in seinem Orbit schicken (richtige Frequenz, richtige Datenverschlüsselung, Datenkompression, ...) und die dann von denen zusätzlich zum jetzt schon dicht gepackten Datenstrom zur Erde gefunkt werden müssten.


    -&gt; deutlich höherer Verwaltungsaufwand bei der Planung
    -&gt; deutlich höhere Sicherheitsanforderungen
    -&gt; massive zusätzliche Kosten


    Fazit: der Beton in der Testlandeeinheit ist wie das "Ballastwasser" in Flugzeugen oder Schiffen


    [:D] Muß man erstmal drauf kommen...


    CS
    Silvia

  • Hallo Silvia,


    da muss noch mehr sein mit dem Beton, als "billig". Für ein paar EQ5 Gewichte hätte das Geld auch gereicht. Ich hätte sogar eines meiner beiden 5KG GG gespendet ;-)!


    Musste man auch Volumen und Trägheitsmoment simulieren?


    Das mit Krempel mitnehmen hab ich auch gedacht, so ne Mediamarkt Highend Kamera z.B. Aber nach etwas Nachdenken - Die könnte im Weltraum schmelzen, ausgasen, sowieso von harter Strahlung gebrätzelt werden und den Rest der Sonde/Stromversorgung in Gefahr bringen...


    So weit also verständlich. Bin gespannt was es war, was die Düsen abgeschaltet hat und ob man durch dieses Wissen sich traut 2021 einen echten Rover vollgestopft mit Sensorik etc. landen zu lassen.


    Gruß,
    Walter

  • Hallo,


    diese Diskussion um die "Beiladung" der Landesonde ist pure Spekulation, Besserwisserei und deshalb lächerlich.
    Oder: genau so dumm, wie bei körperlichen Beschwerden nach der Ursache im Netz zu gurgeln, statt gleich zum Arzt zu gehen.


    Satire/ Meine unstrittige Theorie ist: in Beton sind verschiedene Substanzen, die je nach Herkunft mehr oder weniger radioaktiv sind. Und die Strahlung dieser Sustanzen hat die Bordelektronik der Sonde gestört, so daß es zum Absturz kam. \Satire [:D]

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!