Nach 3 Jahren Bauzeit habe ich nun meinen ersten selbstgebauten Dobson fertig gestellt. Seit 2008 habe ich das Selbstbauforum schon interessiert verfolgt. Im Frühjahr 2013 war dann der Entschluss gefasst, es selber zu probieren. Ich komme eigentlich nur an 2-3 Wochenenden im Monat 2h zum Basteln. Mit Spiegelschliff würde das eine ganze Weile dauern …
Es sollte ein leichter 12 Zoll Gitterrohr-Dobson werden. Schneller Auf- und Abbau im Dunkeln standen im Vordergrund. Flugreisetauglich musste er nicht werden, aber schon leicht über 6 Treppen tragbar. Da das Familienbudget bei mir ehr knapp ist, sollten meine vorhandenen Mittelklasse-Okulare (8 und 13mm Hyperion und 30mm Erfle) weiterhin nutzbar sein. Es lief also auf eine Brennweite so groß wie möglich hinaus. Weiterhin wollte ich einen klassischen Doppelring-Hut, da ich es nicht mag, den Fangspiegel immer wieder abzubauen.
Bei der Konstruktion haben mir die Web-Seiten von Reiner Vogel, Ulli Vedder, Christian Busch und vielen anderen sehr geholfen. Manche Ideen habe ich übernommen und nur leicht modifiziert. Etwas Mühe hat mir die Schwerpunktlage bei dem dünnen Spiegel und dem Doppelring-Hut gemacht. Das geht ohne Seile/Federn nur mit recht großen Höhenrädern. Nach 4 Wochen stand der 1. Entwurf.
300mm Hauptspiegel; ca. 1700mm Brennweite (1687mm nach Schliff); f/5,6; 25mm dick
Ein 54mm Fangspiegel passt gerade noch, wenn man die 2 Zoll Steckung der Hyperion Okulare nutzt. Und mein 30mm Erfle liegt auch sehr weit draußen im Fokuspunkt, so dass ich mit beiden in den Fokus komme. Der normale „Plössel“ Fokus liegt mit 1 ¼“ Adapter dann schon unterhalb der Minimalhöhe des Auszugs. Der Adapter hat mich beim Spechteln schon immer gestört, deshalb nun alle meine Okulare direkt in den HC2-Auszug steckbar.
Meine ersten Erfahrungen mit der Oberfräße zeigten, ich mag nur Kreise oder gerade Nuten fräsen. Alle anderen Teile mussten mit der Gehrungssäge aus Alu-Profilen herstellbar sein.
Angefangen habe ich mit der Spiegelzelle nach Ulli Vedder, 15mm Aluprofil außen, 10mm innen, an den Rollen etwas anders konstruiert, so dass ich ohne Biegen auskomme. Damit die Wippen schön spielfrei werden, sind alle Löcher mit Gewinden M4 versehen, bei der Montage etwas Arbeit.
Die Hut aus 6mm Multiplex wird von 12mm Alurohren zusammengehalten, oben und unten mit Buchenholz verdübelt. Der Fangspiegel hängt an einem 30mm Aluwinkel an 0,3mm Messing-Fangspiegelstreben in torsionssteifer versetzter Anordnung. Die Fangspiegelhalterung wurde mit 4 Schrauben justiert, was entgegen der Theorie prima funktioniert.
Der Hut bekommt die endgültige Stabilität durch die 1mm Sperrholzeinlage. Ein kleiner Filterschieber ist vorgesehen aber bis jetzt noch nicht gebaut.
Nach einem guten Jahr Bauzeit (bei Hobby mach ich mir keinen Stress) waren Hut und Spiegelkiste aus 9mm/6mm Multiplex fertig. Man denkt am Anfang nicht, dass man die meiste Zeit für Hilfsmittel (Bohrschablonen, Hilfsvorrichtungen zum Fräsen) und Anreißen braucht.
Die Höhenräder (700mm Durchmesser) habe ich aus 18mm Multiplex gefräst.
Zum Schluss wurde die Rockerbox mit Fuß gefertigt. Die Grundplatte hat unfreiwillig eine 8mm Versteifung aus Carbonrovings mit Epoxi (Reste vom Modellflug) bekommen. Ursprünglich wollte ich 4 Taschen zur Gewichtserleichterung in die Grundplatte fräsen. Das habe ich dann kurzfristig aufgeben. Das Stoppen in unterschiedlichen Fräsebenen bekomme ich mit der Oberfräse nicht hin. Da leidet der Fräser zu sehr. Wie macht ihr das?
Also angefangene Nut einfach kreisförmig weiter gefräst und mit Rovings und Epoxi wieder gefüllt. Ist super stabil geworden.
Die obere Stangenbefestigung aus 3mm dicken Winkeln ist klassisch und wunderbar stabil. Eine Besonderheit ist die untere Stangenbefestigung. Die untern Winkel werden nur gesteckt und mit den Rändelmuttern der Höhenräder über 2 Stücke aus 9mm Multiplex festgezogen. An der oberen Befestigung werden die Winkel hinter der Querstange verklemmt. In der Querstange ist dazu ein Gewindeeinsatz.
Die Stangen sind mit den Winkeln zu einem Paket gebündelt, dass zur Montage auseinander gezogen wird. Die 16mm Stangen sind in den Verbindungsstellen mit 14mm Buchenstäben (die geriffelten zum Schrankbau) verdübelt, die Winkel mit Sicherungsmuttern fixiert. Durch die Buchendübel sind die Verbindungen nach dem Anziehen der Muttern spielfrei und leicht elastisch, ohne dass die Alurohre gequetscht werden.
Der Rest war Fleißarbeit. Nach dem zweiten Jahr hatte ich dann alle Teile zusammen. Lackierung und die Kleinarbeiten an den Stangen haben sich dann noch ein Jahr hingezogen. Nebenbei war ja auch noch der Hauptspiegel zu fertigen.
Für den Transport habe ich einen leichten Deckel aus 4mm Multiplex gebaut. Bei der Montage kommt der Hut erstmal in den Deckel. Auf dem Feld lässt sich eine saubere Ablage immer gut gebrauchen.
Die Arbeiten am Holz und am Alu haben mich dann auch immer wieder motiviert den Spiegel fertig zu machen, dazu gibt’s in Kürze mehr Infos zum Spiegelschliff.
Das First Light war ein tolles Erlebnis, ist ein gewaltiger Unterschied zu 8 Zoll. Den Schwerpunkt habe ich mit der Berechnung wohl genau getroffen, es ist alles wunderbar ausbalanciert und läuft butterweich.
Second Light war dann Ende August auf der Hohen Geba, der Streulichtschutz aus 0,6mm Sperrholz wurde bis dahin auch fertig und der Fangspiegelrand geschwärzt. Die Mitbeobachter waren recht angetan. Epsilon Lyrae konnte bei 210fach getrennt werden, wobei der Spiegel noch etwas besser sein könnte. Cirrus war eine Offenbarung, M13 auch. Eine Überraschung gab es für mich bei M51. Der Gewinn gegenüber meinem 8Zoll war spürbar, erstmals konnte ich die Spiralarme deutlich wahrnehmen, und das im selbst gebauten Teleskop [:D]
Karsten