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Mondmaus
Senior im Astrotreff
  
Schweiz
155 Beiträge |
Erstellt am: 23.08.2016 : 10:23:34 Uhr
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Hallo zusammen
Ich habe eine Frage an die Besitzer der alten Zeiss Coudé 150mm Refraktoren (unsere Sternwarte gehört auch dazu).
Unter...
www.mast.br/catalogo/conteudo/cat35/cat35.pdf
gibt es ein Scan der Dokumentation dieses Gerätes. Dort steht u.a. auf Seite 3 unten "A solar image of about 250 mm diameter can be produced on the screen by means of special projection eyepiece". Das selbe Projektions-Okular wird dann weiter hinten auf Seite 6 bei "5. Accessories" nochmals erwähnt und gehörte anscheinend zum Standard-Zubehör mit dem damals jeder Coudé ausgeliefert wurde.
Wir haben bei unserem zwar ein Projektionsschirm, doch leider kein solches Projektionsokular. Weiss jemand, was das genau für Okulare waren? (insbesondere die genaue Brennweite wäre nützlich zu wissen) Waren diese allenfalls aus speziell hitzebeständigem Glas, welche die Wärmeentwicklung im Brennpunkt gut aushielten oder könnte man da auch neuere handelsübliche mit gleicher Brennweite verwenden?
Gruss Stefan |
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mintaka
Forenautor im Astrotreff
    
Deutschland
14949 Beiträge |
Erstellt am: 23.08.2016 : 10:45:23 Uhr
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Hallo Stefan,
das Problen ist nicht so sehr das Glasmaterial, sondern die Verkittung der Linsen. Huygens mit Einzellinsen haben das Problem nicht. Aber da dieser Okulartyp einer der einfachsten (und billigsten) ist, wird heute meistens Kunststoff für das Gehaüse und ggf. sogar für die Linsen verwendet .
Gruss Heinz |
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AS-Fan
Altmeister im Astrotreff
    
Deutschland
3765 Beiträge |
Erstellt am: 23.08.2016 : 10:48:49 Uhr
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Hallo Stefan, bei dem Coudé mit dem AS 150/2250, in Rostock, wird ein 40 mm Carl Zeiss-Jena Huygens-Schraubokular mit M44 Gewinde benutzt. Das ist temperaturfest, da es nur aus zwei einzelnen, räumlich getrennten Linsen besteht. Viele Grüße Armin |
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Avier50
Altmeister im Astrotreff
    
1147 Beiträge |
Erstellt am: 23.08.2016 : 11:14:58 Uhr
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Hallo Armin, auch am Chemnitzer Coudé wird das Schraubokular 40-H von Zeiss Jena für die Sonnen Projektion genutzt. Es liefert die ideale Sonnenbildgröße auf dem für den Coude konstruierten Projektionsschirm mit der gebogenen Stange. Ein 25-H liefert ein zu grosses Bild für die Gesamtsonne. Gruesse Andreas |
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Avier50
Altmeister im Astrotreff
    
1147 Beiträge |
Erstellt am: 23.08.2016 : 11:27:55 Uhr
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Hallo Stefan, die Antwort sollte natürlich an dich gehen. Entschuldigung. Inhaltlich aber stimmt sie. Man sollte ausschließlich Huygens-Okulare verwenden. Nur die richtig soliden wie die von Zeiss Jena gibt es nur noch auf dem Gebrauchtmarkt. Die Zeisssparte in der Bucht kann da manchmal helfen. Gelegentlich werden dort die 40mm Huygens Okulare von Zeiss Jena noch angeboten. Es ist egal, ob es die aeltere massive zylindrische Form aus Messing ist oder die neuere konische aus Alu. Beide haben das M 44 Gewinde. Neuere Huygensokulare von anderen Herstellern mit Plastegehaeusen und vielleicht noch Plastelinsen sollte man meiden. Der Hitzedurchsatz bei 150mm Öffnung ist schon gewaltig! Gruesse Andreas |
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Mondmaus
Senior im Astrotreff
  
Schweiz
155 Beiträge |
Erstellt am: 23.08.2016 : 12:11:29 Uhr
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Hallo Andreas, Armin und Heinz
Vielen Dank für die Antworten. Das hilft schon einmal weiter. Dann werde ich mich einmal nach einem solchen 40 mm Carl Zeiss-Jena Huygens-Schraubokular auf dem Gebrauchtmarkt umsehen.
Wir haben übrigens kürzlich ein Test mit einem "normalen" 40mm Okular gemacht und dort wurde die Sonnenscheibe leicht kleiner als 25cm abgebildet. Daher dachte ich, dass das Original-Projektionsokular wohl etwa im Bereich von 38mm gelegen haben müsste. Der Projektionsschirm war dazu übrigens fast vollständig ausgefahren, von dort hätten wir also kaum mehr Spielraum um das Sonnebild grösser zu machen. Siehe Bild:

Der Hintergrund warum wir genau die 25cm brauchen ist übrigens der: Unser Zeiss Coudé ist der alte von der ehemaligen eidg. ETH Sternwarte in Zürich. Mit diesem Gerät wurden früher tausende von Sonnenflecken-Zeichnungen angefertigt und momentan gibt es ein Projekt zur Digitalisierung des gesamten Bestands (http://www.library.ethz.ch/Ueber-uns/Projekte/Digitalisierung-von-Sonnenfleckenzeichnungen und https://blogs.ethz.ch/digital-collections/2013/09/27/100-jahre-sonnenflecken-auf-28000-blattern/ ). Natürlich möchten wir für die zukünftigen Zeichnungen die alten Vorlagen verwenden und die schöne Tradition damit weiterführen. Und diese alten Vordrucke sind genau für diese Grösse ausgelegt.
Gruss Stefan
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G2-Astro
Meister im Astrotreff
   
Deutschland
695 Beiträge |
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MartinB
Altmeister im Astrotreff
    
Deutschland
3639 Beiträge |
Erstellt am: 23.08.2016 : 18:21:45 Uhr
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Hallo Stefan,
Einzellinsen sind in verschiedenen Brennweiten relativ preiswert zu bekommen. Vielleicht kann euch jemand von den Optik-Experten mal ein Huygens- Okular mit handelsüblichen Linsen rechnen? Das wäre auch noch ein schönes Selbstschleifer-Projekt! Vergütung ist ja wohl für diese Anwendung auch nicht erforderlich? Mit etwas Glück finden sich vielleicht sogar Originaldaten zum Okular?
Gruß, Martin |
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Reverend_Coyote
Meister im Astrotreff
   
Deutschland
709 Beiträge |
Erstellt am: 24.08.2016 : 09:46:44 Uhr
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Hallo Stefan,
die Bildgröße ist ua. auch vom Abstand des Projektionsschirmes zum Okular abhängig. In eurem Falle muß man den Abstand lediglich ein klein wenig erhöhen, um auf 25cm Bildgröße zu kommen. Das sollte irgendwie machbar sein.
Grüße, Coyote
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Es schaute mich an - und ich schaute Es an. Und errötend wich Es zurück - das Universum.
Bresser 102/460 | Tasco 76/1200 | Tasco 60/1200 | Tasco 60/900 | Tasco 60/700 | Tasco 50/600 | Minolta Bino 10x42 | Kasai s'Gucki 2.3x40 |
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Mondmaus
Senior im Astrotreff
  
Schweiz
155 Beiträge |
Erstellt am: 24.08.2016 : 10:38:37 Uhr
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Hallo Coyote
Bei unserem Testversuch war das aber kaum mehr möglich, da wir bereits zwei Verlängerungshülsen vor unserem 40mm Testokular einsetzen mussten, um das Sonnenbild überhaupt scharf zu kriegen. Den Projektionsschirm (der beim Coudé fest mit dem Gerät verbunden ist) hatten wir schon fast bis zum Anschlag ausgefahren. Der Spielraum beträgt dort aber auch nur wenige cm. Ich vermute aber, dass die 40mm Projektionsokulare von Zeiss anders gerechnet sind und dort die Verlängerungshülsen gar nicht nötig sind. Damit würde dann der Abstand Okular-Projektionsebene automatisch grösser und somit das Bild auch.
Gruss Stefan |
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Avier50
Altmeister im Astrotreff
    
1147 Beiträge |
Erstellt am: 24.08.2016 : 11:34:37 Uhr
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Hallo Stefan, beim Coude mit dem originalen Huygens Okular 40-H gibt es keine Zwischenringe. In den Okularauszug einschrauben, fokussieren, fertig. Gruesse Añdreas |
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Mondmaus
Senior im Astrotreff
  
Schweiz
155 Beiträge |
Erstellt am: 29.08.2016 : 11:44:46 Uhr
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Hier noch ein kleiner Nachtrag:
In der Zwischenzeit ist das vermisste Zeiss Schraubokular doch noch aufgetaucht und wir konnten es gestern direkt an der Sonne testen. Sogar die alten Magnete waren noch vorhanden, um z.B. die Zeichnungsvorlage am Projektionstisch zu befestigen. Siehe nachfolgende Bilder. Das projizierte Sonnenbild erreicht nun genau den gewünschten Durchmesser von 25 cm. Wenn man den Projektionsschirm noch mit einem schwarzen Tuch abdunkelt, wird auch ein deutlich kontrastreicheres Bild produziert (siehe letzte Aufnahme). Nun können wir die passenden Zeichnungsvorlagen anfertigen lassen.
Besten Dank für alle Antworten!
Gruss Stefan


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spacepatrol
Mitglied im Astrotreff
 
Deutschland
41 Beiträge |
Erstellt am: 26.10.2016 : 00:00:49 Uhr
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Hallo Stefan,
ich habe den Thread gerade erst entdeckt, möchte aber dennoch nochmal mit einer Frage darauf zurückkommen.
Ist das bei Dir ein 40mm Huygens?
Bei mir ist das ein "P 40" (Planokular 40mm). Ich war über den Umstand, dass ein verkittetes Okular für die Okularprojektion zum Einsatz kommen soll auch etwas seltsam, aber laut den originalen Unterlagen ist genau dieses Okular dafür vorgesehen.
Schöne Grüße
Felix |
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spacepatrol
Mitglied im Astrotreff
 
Deutschland
41 Beiträge |
Erstellt am: 26.10.2016 : 00:09:05 Uhr
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Vielleicht noch ein ergänzender Aspekt. Offenbar gibt es unterschiedliche Vorstellungen zum Hersteller des Coudé. Der Coudé aus der Sternewarte von Stefan ist zwar auch von Zeiss, aber nicht aus Jena, sondern aus Oberkochen. Die beiden Geräte unterscheiden sich deutlich von einander und verfügen zudem über komplett unterschiedliche Zubehörsortimente.
Nur damit keine Verwechslungen auftreten :-)
Schöne Grüße
Felix
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Dobsenschubser
Altmeister im Astrotreff
    
Deutschland
1430 Beiträge |
Erstellt am: 26.10.2016 : 07:00:56 Uhr
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Hallo Stefan,
was für ein tolles Projekt! Das ist ein ganz besondere Schatz, der da bei euch lagert. Sonnenflecken ab 1848, da gibt es nicht viele, die noch auf solche Datenbestände zurück greifen können. Glückwunsch dafür!
Gruß Dirk |
Dobson 8", 12", 18", Lunt LS60THa, ED 90/900, 30/88° Leitz Kuhauge, 20mm & 14mm ES 100, 10 und 5mm Pentax, 3mm LE, 2,5mm Planetary
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Wenn der/die/das Allmächtige gewollt hätte, dass wir alles ordentlich verschrauben, hätte er uns nicht das Panzerband erfinden lassen. |
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Avier50
Altmeister im Astrotreff
    
1147 Beiträge |
Erstellt am: 26.10.2016 : 09:20:56 Uhr
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Hallo Felix, du hast recht, das Gerät auf den Bildern ist kein Coude mit AS Objektiv 150/2250 von Carl Zeiss Jena. Der hat einen völlig anderen Okularauszug. Die Fokussierung erfolgt dort über ein Lenrad-aehnliches Gebilde und nicht über eine Zahnstange wie auf dem Bild. Da aber bei dem CZJ bei gleichen optischen Daten auch ein 40mm Huygens Okular zur Sonnen Projektion benutzt wird, stimmen Abstand usw. über ein. Gruesse Andreas |
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