Zeiss Coudé 150mm mit Projektionsokular?

  • Hallo zusammen


    Ich habe eine Frage an die Besitzer der alten Zeiss Coudé 150mm Refraktoren (unsere Sternwarte gehört auch dazu).


    Unter...


    http://www.mast.br/catalogo/conteudo/cat35/cat35.pdf


    gibt es ein Scan der Dokumentation dieses Gerätes. Dort steht u.a. auf Seite 3 unten "A solar image of about 250 mm diameter can be produced on the screen by means of special projection eyepiece". Das selbe Projektions-Okular wird dann weiter hinten auf Seite 6 bei "5. Accessories" nochmals erwähnt und gehörte anscheinend zum Standard-Zubehör mit dem damals jeder Coudé ausgeliefert wurde.


    Wir haben bei unserem zwar ein Projektionsschirm, doch leider kein solches Projektionsokular. Weiss jemand, was das genau für Okulare waren? (insbesondere die genaue Brennweite wäre nützlich zu wissen) Waren diese allenfalls aus speziell hitzebeständigem Glas, welche die Wärmeentwicklung im Brennpunkt gut aushielten oder könnte man da auch neuere handelsübliche mit gleicher Brennweite verwenden?


    Gruss
    Stefan

  • Hallo Stefan,


    das Problen ist nicht so sehr das Glasmaterial, sondern die Verkittung der Linsen. Huygens mit Einzellinsen haben das Problem nicht. Aber da dieser Okulartyp einer der einfachsten (und billigsten) ist, wird heute meistens Kunststoff für das Gehaüse und ggf. sogar für die Linsen verwendet [:(].


    Gruss Heinz

  • Hallo Stefan,
    bei dem Coudé mit dem AS 150/2250, in Rostock, wird ein 40 mm Carl Zeiss-Jena Huygens-Schraubokular mit M44 Gewinde benutzt.
    Das ist temperaturfest, da es nur aus zwei einzelnen, räumlich getrennten Linsen besteht.
    Viele Grüße
    Armin

  • Hallo Armin,
    auch am Chemnitzer Coudé wird das Schraubokular 40-H von Zeiss Jena für die Sonnen Projektion genutzt. Es liefert die ideale Sonnenbildgröße auf dem für den Coude konstruierten Projektionsschirm mit der gebogenen Stange. Ein 25-H liefert ein zu grosses Bild für die Gesamtsonne.
    Gruesse
    Andreas

  • Hallo Stefan,
    die Antwort sollte natürlich an dich gehen. Entschuldigung.
    Inhaltlich aber stimmt sie. Man sollte ausschließlich Huygens-Okulare verwenden. Nur die richtig soliden wie die von Zeiss Jena gibt es nur noch auf dem Gebrauchtmarkt. Die Zeisssparte in der Bucht kann da manchmal helfen. Gelegentlich werden dort die 40mm Huygens Okulare von Zeiss Jena noch angeboten. Es ist egal, ob es die aeltere massive zylindrische Form aus Messing ist oder die neuere konische aus Alu. Beide haben das M 44 Gewinde.
    Neuere Huygensokulare von anderen Herstellern mit Plastegehaeusen und vielleicht noch Plastelinsen sollte man meiden. Der Hitzedurchsatz bei 150mm Öffnung ist schon gewaltig!
    Gruesse
    Andreas

  • Hallo Andreas, Armin und Heinz


    Vielen Dank für die Antworten. Das hilft schon einmal weiter. Dann werde ich mich einmal nach einem solchen 40 mm Carl Zeiss-Jena Huygens-Schraubokular auf dem Gebrauchtmarkt umsehen.


    Wir haben übrigens kürzlich ein Test mit einem "normalen" 40mm Okular gemacht und dort wurde die Sonnenscheibe leicht kleiner als 25cm abgebildet. Daher dachte ich, dass das Original-Projektionsokular wohl etwa im Bereich von 38mm gelegen haben müsste. Der Projektionsschirm war dazu übrigens fast vollständig ausgefahren, von dort hätten wir also kaum mehr Spielraum um das Sonnebild grösser zu machen. Siehe Bild:



    Der Hintergrund warum wir genau die 25cm brauchen ist übrigens der: Unser Zeiss Coudé ist der alte von der ehemaligen eidg. ETH Sternwarte in Zürich. Mit diesem Gerät wurden früher tausende von Sonnenflecken-Zeichnungen angefertigt und momentan gibt es ein Projekt zur Digitalisierung des gesamten Bestands (http://www.library.ethz.ch/Ueb…-Sonnenfleckenzeichnungen und https://blogs.ethz.ch/digital-…ecken-auf-28000-blattern/ ). Natürlich möchten wir für die zukünftigen Zeichnungen die alten Vorlagen verwenden und die schöne Tradition damit weiterführen. Und diese alten Vordrucke sind genau für diese Grösse ausgelegt.


    Gruss
    Stefan

  • Hallo Stefan,


    Einzellinsen sind in verschiedenen Brennweiten relativ preiswert zu bekommen.
    Vielleicht kann euch jemand von den Optik-Experten mal ein Huygens- Okular mit handelsüblichen Linsen rechnen?
    Das wäre auch noch ein schönes Selbstschleifer-Projekt!
    Vergütung ist ja wohl für diese Anwendung auch nicht erforderlich?
    Mit etwas Glück finden sich vielleicht sogar Originaldaten zum Okular?


    Gruß,
    Martin

  • Hallo Stefan,


    die Bildgröße ist ua. auch vom Abstand des Projektionsschirmes zum Okular abhängig. In eurem Falle muß man den Abstand lediglich ein klein wenig erhöhen, um auf 25cm Bildgröße zu kommen. Das sollte irgendwie machbar sein.


    Grüße, Coyote

    Es schaute mich an - und ich schaute Es an.
    Und errötend wich Es zurück - das Universum.


    Bresser 102/460 | Tasco 76/1200 | Tasco 60/1200 | Tasco 60/900 | Tasco 60/700 | Tasco 50/600 | Minolta Bino 10x42 | Kasai s'Gucki 2.3x40

  • Hallo Coyote


    Bei unserem Testversuch war das aber kaum mehr möglich, da wir bereits zwei Verlängerungshülsen vor unserem 40mm Testokular einsetzen mussten, um das Sonnenbild überhaupt scharf zu kriegen. Den Projektionsschirm (der beim Coudé fest mit dem Gerät verbunden ist) hatten wir schon fast bis zum Anschlag ausgefahren. Der Spielraum beträgt dort aber auch nur wenige cm. Ich vermute aber, dass die 40mm Projektionsokulare von Zeiss anders gerechnet sind und dort die Verlängerungshülsen gar nicht nötig sind. Damit würde dann der Abstand Okular-Projektionsebene automatisch grösser und somit das Bild auch.


    Gruss
    Stefan

  • Hallo Stefan,
    beim Coude mit dem originalen Huygens Okular 40-H gibt es keine Zwischenringe. In den Okularauszug einschrauben, fokussieren, fertig.
    Gruesse
    Añdreas

  • Hier noch ein kleiner Nachtrag:


    In der Zwischenzeit ist das vermisste Zeiss Schraubokular doch noch aufgetaucht und wir konnten es gestern direkt an der Sonne testen. Sogar die alten Magnete waren noch vorhanden, um z.B. die Zeichnungsvorlage am Projektionstisch zu befestigen. Siehe nachfolgende Bilder. Das projizierte Sonnenbild erreicht nun genau den gewünschten Durchmesser von 25 cm. Wenn man den Projektionsschirm noch mit einem schwarzen Tuch abdunkelt, wird auch ein deutlich kontrastreicheres Bild produziert (siehe letzte Aufnahme). Nun können wir die passenden Zeichnungsvorlagen anfertigen lassen.


    Besten Dank für alle Antworten!


    Gruss
    Stefan




  • Hallo Stefan,


    ich habe den Thread gerade erst entdeckt, möchte aber dennoch nochmal mit einer Frage darauf zurückkommen.


    Ist das bei Dir ein 40mm Huygens?


    Bei mir ist das ein "P 40" (Planokular 40mm). Ich war über den Umstand, dass ein verkittetes Okular für die Okularprojektion zum Einsatz kommen soll auch etwas seltsam, aber laut den originalen Unterlagen ist genau dieses Okular dafür vorgesehen.


    Schöne Grüße


    Felix

  • Vielleicht noch ein ergänzender Aspekt. Offenbar gibt es unterschiedliche Vorstellungen zum Hersteller des Coudé. Der Coudé aus der Sternewarte von Stefan ist zwar auch von Zeiss, aber nicht aus Jena, sondern aus Oberkochen. Die beiden Geräte unterscheiden sich deutlich von einander und verfügen zudem über komplett unterschiedliche Zubehörsortimente.


    Nur damit keine Verwechslungen auftreten :)


    Schöne Grüße


    Felix

  • Hallo Felix,
    du hast recht, das Gerät auf den Bildern ist kein Coude mit AS Objektiv 150/2250 von Carl Zeiss Jena. Der hat einen völlig anderen Okularauszug.
    Die Fokussierung erfolgt dort über ein Lenrad-aehnliches Gebilde und nicht über eine Zahnstange wie auf dem Bild. Da aber bei dem CZJ bei gleichen optischen Daten auch ein 40mm Huygens Okular zur Sonnen Projektion benutzt wird, stimmen Abstand usw. über ein.
    Gruesse
    Andreas

  • -> Felix
    Bei uns ist es auch das "P40" Okular (siehe Bild unten zusammen mit der Holzbox welche diverse Bayonettanschlüsse enthält). In bin der Meinung, dass es sich hierbei um ein unverkittetes Okular handelt, das speziell für die Sonnenprojektion eingesetzt werden kann. So jedenfalls steht es in der alten Bedienungsanleitung zum Coudé beschrieben. Ich habe mir über eBay noch ein weiteres Carl Zeiss Jena 40H Okular ersteigert. Doch leider passt dort das Gewinde nicht und ich muss mich nun noch nach einer geeigneten Adaption umsehen.





    >> Der Coudé aus der Sternwarte von Stefan ist zwar auch von Zeiss, aber nicht aus Jena, sondern aus Oberkochen.


    Ja, das ist korrekt. Siehe folgende Plakette an unserem Coudé (Hintergrundfarbe bitte ignorieren, die ist nicht Original ;)
    Unserer wurde irgendwann anfangs der 1950er Jahre an die ETH ausgeliefert und damals speziell für die Sonnenbeobachtung ausgerüstet. Dabei war auch eine Filmkamera mit Protuberanzenansatz sowie einer Vorrichtung, um automatisch die Sonne zentrisch im Bildfeld zu halten (für die damalig Zeit war das ziemlich revolutionär). Meines Wissens gab es von diesem Gerät nur drei Stück in der Schweiz: Einer im ehem. Sonnenobservatorium in Arosa, den vom Specola Solare Ticinese, welcher immer noch täglich im Einsatz ist (http://www.specola.ch/e/ > Instrumentation) und unserer aus der Zürcher Sternwarte.




    -> Dirk
    Vielen Dank für die Blumen ;)



    -> Andreas
    Unser Coude ist einer mit den gleichen Objektivdaten 150/2250, aber eben von Carl Zeiss Oberkochen und nicht Jena. Hier ein Bild von der Unterseite inkl. der Fokussierung:




    Gruss
    Stefan

  • Hallo Stefan,


    Ich habe für meinen 150x2300er Lichtenknecker vor einigen Jahren auch ein Projektionsokular gesucht. Da die alten noch mit Metallfassungen ausgestatteten Huygens-Okus mit 24,5mm Durchmesser, die man noch überall nachgeworfen kriegt, wegen des kleinen Durchlasses und der Grösse des Sonnenbildes im Fokus nicht in Frage kommen, war ich zunächst froh, auf einer Messe überhaupt ein 1,25``-Okular angeboten bekommen zu haben. Über den Abstand zum Schirm liess sich zwar ein 270mm-Bild realisieren. Doch konnte man je nach Fokussierung nur das Zentrum oder den Rand scharf projizieren. Ein namhafter Händler bot mir schliesslich eines an, welches die Sonne Plan auf dem Schirm abbildet, so dass die Granulation bis zum Rand zu sehen war. Euer Coude sollte das mindestens auch drauf haben. Es ist also schon entscheidend, dass das Okular zur Projektion gefertigt worden ist.


    Viel Erfolg bei der Suche und
    CS.


    Hubertus

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!