Extrem genaue Positionsbestimmung mit GAIA

  • Hallo zusammen,


    heute bin ich auf eine interessante Mission der ESA aufmerksam geworde, GAIA, eine bereits gestartete Raumsonde, die zur hochgenauen Durchmusterung des Himmels eingesetzt werden soll.


    Klingt vielleicht auf den ersten Blick vielleicht etwas langweilig, doch mich überrascht die extreme Genauigkeit. Laut Wiki soll die Genauigkeit 30 Mikrobogensekunden (entsprecht etwa einer Euro-Münze in der Entfernung des Mondes) betragen, bei hellen Sternen laut einer anderen Quelle sogar 3 Mikrobogensekunden, also einem Stecknadelkopf auf dem Mond. Zum Vergleich Hubble hat eine Auflösung von etwa 0.05 Bogensekunden, also mehr als 10000 mal schlechter.



    Wie funktioniert dies?
    Einfach 'nur' Mittelung der Position über extrem viele Messungen?


    Vielleicht hat sich hier im Forum schon jemand intensiver mit GAIA beschäft und kann etwas dazu schreiben.


    beste Grüße



    Thomas

  • Hi Thomas


    Naja, Auflösung und Genauigkeit sind nicht das Gleiche. Positionen lassen sich mit Subpixelgenauigkeit messen. Da werden dann die Helligkeiten der Pixel mitverwertet.


    Milchmädchenbeispiel, Werte von 0 - 255:
    000,000,255,255,000 bedeutet, Der Stern liegt genau zwischen Pixel drei und vier.
    000,128,255,128,000 bedeutet, der Stern liegt genau in der Mitte von Pixel zwei.
    000,120,255,136,000 bedeutet, er liegt ein klein wenig weiter rechts.


    Welche Tricks Gaia verwendet (Interferometrie?), hab' ich noch nicht auf dem Radar, aber jede Software, die genauer als ihre Pixel sein muß, benutzt das. Photogrammetrie, Tracking für Special Effects im Film, geklebte Panoramabilder, Software, die aus Bildern ein 3D-Modell erstellt, etc.


    http://www.esa.int/Our_Activit…ace_Science/Gaia_overview :


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">The name ‘GAIA’ was originally derived as an acronym for Global Astrometric Interferometer for Astrophysics. This reflected the optical technique of interferometry that was originally planned for use on the spacecraft. However, the working method has now changed, and although the acronym is no longer applicable, the name Gaia remains to provide continuity with the project.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Interferometrie scheint's schon mal nicht zu sein.


    http://www.cosmos.esa.int/web/gaia/astrometric-instrument


    Viele Grüße
    Stick

  • Hi Thomas,
    GAIA verwendet zwei Teleskop die zueinander um ca. 100° geneigt sind und logischerweise einen unterschiedlichen Teil des Himmels betrachten. Beide sind aber auf den selben CCD fokussiert, sodass quasi zwei Himmelbereiche gleichzeitig aufgenommen werden. Da GAIA rotiert (senkrecht zur Beobachtungsrichtung) wandern die Sterne über den Detektor und auch ihre Position zueinander verändert sich auf dem Chip. Aus dieser Verschiebung zueinander, der absoluten Position einzelner Sterne auf dem Chip und mehreren Messungen kann man mit entsprechender Software diese Genauigkeit erreichen.
    GAIA hat vor dem eigentlichen CCD noch andere Detektorbereiche die die Sternhelligkeit im roten und blauen sowie ein niedirg aufgelöstes Spektrum dieser Sterne messen. In wie weit Informationen aus diesen Messungen zur Positionsbestimmung verwendet werden (z.B. als Passagezeit auf einem der Photometer) weiß ich nicht ...


    Grüße, Markus

  • Hallo Stick, hallo Markus,


    vielen Dank für die Informationen.


    Was mich halt wundert ist die extreme Präzision. Sicher kann man eine Auflösung besser als ein Pixel erzielen, doch wie schafft man 1/10000 Pixelgröße? Ich sehe keinen anderen Weg als extrem viele Aufnahmen des gleichen Sternfeldes zu machen. Selbst wenn man alle systematischen Fehler ausschalten kann wird es schwierig die Postion so genau zu bestimmen, weil jeder Detektor rauscht.


    Mal runter gerechnet auf eine normale Kleinbidlkamera mit Standardobjektiv bedeutet dies eine Genauigkeit im Bereich 1/1000 Bogensekunde, der Durchmesser eines Fußabruckes auf dem Mond...


    Gruß


    Thomas

  • Hallo Thomas,
    ja die Genauigkeit ist schon extrem. Am Ende der Meßkampagne (5-7Jahre) werden die meisten Sterne jeweils 50-70 mal gemessen sein. Die Messung an sich, oder eigentlich sind es mehrere Iterationen, sind übrigens auch ziemlich kompliziert. Alle gleichzeitigen Sternpositionen auf der 1GPixel große CCD-Focal-Plane werden jeweils gegeneinander iterrativ verrechnet und mit bekannten, ortsfesten Quasaren abgeglichen. Es werden auch normalerweise keine Bilder gewonnen, sondern insitu jeweils nur die Sternposition und Helligkeit gemessen und gespeichert. Ansonst wäre die Datenmenge gigantisch, es sind so schon Petabyte an Rohdaten. Da die beiden rechteckigen 1,5x0,5m Teleskope jeweils extrem definiert in zwei unterschiedliche Richtungen schauen, hat man eine weitere Möglichkeit systematische Fehler auszugleichen. Der tragende Aufbau des Satelliten besteht übrigens hauptsächlich aus gesintertem Siliziumcarbid, ist also ultrasteif. Auch die CCD-Backplane ist aus diesem Material. Zusätzlich wird alles aktiv temperiert und da die Sonneneinstahlung am Lagrangepunkt konstant ist (normalerweise kein Erdschatten) gibt es hier kaum thermische Probleme. Meine Arbeitsgruppe hat übrigens ein Teil für diesen Satelliten persönlich hergestellt (oder besser unsere Anlagen) und zwar das Radialgeschwindigkeitsspektrometergitter. Dies misst die Linieverschiebung irgendeiner Kalziumlinie um die Geschwindigkeitskomponente in Blickrichtung zum Stern zu bestimmen. Damit hat man die exakte Position der Sterns und wenn man lang genug misst die räumlichen Geschwindigkeitskomponenten. Zusätzlich wird aber noch die Farbe des Sterns mittels gefilterter CCDs bestimmt. Ich habe den Grundaufbau des Satelliten persönlich in Toulouse bewundern dürfen. Es ähnelt einem "Torus aus grauem Abwasserrohr mit zwei in unterschieldliche Richtungen schauenden umgedrehte Frontschutzscheiben eines Citroen" ;)
    Gruß Tino

  • Es gibt übrigens ganz aktuell auch schon ein kleines Leckerli. Für den 14. September ist ja die Veröffentlichung einer ersten vorläufigen Version des GAIA-Katalogs vorgesehen. Am 19. Juli schon bedeckt aber Pluto einen Stern, und aus der genauen Beobachtung dieser Bedeckung - insbesondere des "central flash" - erhofft man sich Erkenntnisse über eventuelle Änderungen des Atmosphärenzustands seit dem Vorbeiflug von New Horizons. (http://www.iota-es.de/pluto-19072016.html)


    Die Beobachtungszone für den central flash ist aber recht klein, und man braucht eine möglichst genaue Vorhersage ihrer Lage, damit sich die Beobachter dort aufstellen können. Dafür sind möglichst genaue Koordinaten für Pluto und Stern nötig, und für diesen Zweck haben die GAIA-Leute gestern als erstes öffentliches GAIA-Ergebnis überhaupt die Koordinaten des bedeckten Sterns bekanntgegeben:


    <font color="orange">The Gaia position for UCAC4 345-180315 at epoch 2015.0 in the J2000 system is Right Ascension 286.8421576 degrees and Declination -21.1745647 degrees (19h7m22.1178s -21d10’28.433”). With Gaia's position accuracy, which is 1 milliarcsec for this star at epoch 2015.0, the biggest uncertainty of the timing and location of the event as observed from the Earth will be due to uncertainty of the precise Pluto orbit.</font id="orange">
    (http://www.cosmos.esa.int/web/gaia)


    An derartige Koordinatenangaben wird man sich künftig gewöhnen müssen/dürfen... [:p]


    Tschau,
    Thomas

  • Vielleicht auch noch eine kleine Anekdote, was alles bei einer solchen Mission schief gehen kann. Kurzum es gab nach dem Launch ein massives Streulichtproblem, was die Empfindlichkeit bspw. des Spektrometers um mehrere Magnituden verschlechtert hat. Die Positionsbestimmung war übrigens nicht so sehr betroffen. Mögliche Ursachen? Eis auf den Spiegeln, Mikroloch im SunShield. Zum Schluss hat sich rausgestellt, dass das beschichtete Sunshield möglicherweise an den Schnittkanten aufgrund von Fertigungsmängeln minimale Fusseln aufweist, welche das Sonnenlicht schön in die CCD-Focalplane streuen.
    Kann man auch auf der Seite http://www.cosmos.esa.int/web/gaia/news_20141217 nachlesen.
    Viele Grüße Tino

  • Diese Vergleiche mit Euromünze auf dem Mond möchte ich mal auf interstellare Entfernungen bringen:
    Die Auflösung von 30 Mikrobogensekunden entspricht etwa 6000 Kilometer im Abstand zu Alpha Centauri.

  • Den Vergleich mit dem Euro habe ich ja nicht überprüft sondern vom ersten Posting übernommen, während ich für Alpha Centauri die 30 Mikrobogensekunden direkt verwurstet habe.

  • erstmal viele Dank für all die Infos und Kommentare.


    Ich komme nochmal auf die Eingangsfrage nach der Messmethode zurück, wie wird die extreme Genauigkeit erzielt?


    Wird jeder Stern insgesamt 70 mal abgebildet, erhöht sich die Genauikeit durch Mittelung um dem Faktor Wurzel 70, also 8. Jede Einzelmessung muss daher eine Positionsgenauigkeit von 240 Mikrobogensekunden aufweisen, bei 10 mue Pixelgröße und 34 m Brennweite der GAIA Teleskope muss man die Position bei einer einzelnen Aufnahme auf 1/300 Pixel bestimmen. Bei den Sternen heller als 12 mag, werden 3 Mikrobogensekunden angestrebt, also muss die Präzision sogar 1/3000 Pixel betragen, wohlgemerkt bei einer (!) Aufnahme. Wie geht dies, welcher Chip kann das? Wenn man die Position aus dem Helligkeisunterschied von zwei Pixel bestimmt dann muss das Rauschen pro Pixel kleiner als 1/3000 also 0,03 % sein, es müssen also mehr als 10.000.0000 Photoelektoren-Elektronen in einem Pixel gespeichert sein. Wie ereicht man dies mit 10 mue Pixeln? Dies ist 100 mal mehr als üblich. Oder es gibt noch weitere 'Tricks' ( Mittelung über mehrere Pixel?) die die extrem Auflösung ermöglichen.


    ==&gt; Thomas_Schmidt, vielen Dank für deinen Hinweis,


    ich wusste gar nicht, dass GAIA schon erste Ergebnisse geliefert hat, da ist die Präsizion mit 1 Millibogensekunden angegeben. Das ist sicher super, andererseits je nach Helligkeit 30-300 mal unterhalb des extrem hoch gesteckten Ziels.
    Wie geht es denn weiter mit GAIA, werden die Daten schrittweite bekannt gegeben und im Lauf der Zeit steigt die Genauigekeit?


    beste Grüße


    Thomas

  • Hi Thomas


    Mittelt sich das Rauschen nicht heraus, wenn Du lange genug belichtest? Wenn man dann ein sauberes Beugungsscheibchen inklusive Ringe aus hellen Pixeln hat, geht mit 16 Bit schon ein wenig, um die exakte Mitte davon zu finden. Das Rauschen reduziert sich ja auch, da jeder Pixel des Sterns einen Meßpunkt darstellt. Und durch die Kälte des Instrumentes. Wie groß in Pixeln ist das Beugungsscheibchen denn? Seh ich das richtig, daß 34m Brennweite ziemlich große Scheibchen erzeugen?


    Mir sieht's danach aus, als könnte Deine Frage nur mit einem Brief an die Konstrukteure sauber beantwortet werden.


    Wäre lustig, mal zu schauen, was dabei herauskommt, wenn man mit einer ganz normalen DSLR und einem Teleskop im Zenith ein paar Sternabstände vermißt.


    Viele Grüße
    Stick

  • Wie lange braucht GAIA denn für die Messung? Vielleicht nutzen die ja auch zusätzlich die Relativ-Bewegungen von Erde und Sonne.


    Ich bin leider kein Physiker aber könnte mir auch supergenaue Messungen über Interferenzen vorstellen, so wie beim Nachweis der Gravitationswellen.


    Eine weitere Möglichkeit könnte sein, den Stern zwischen 2 Pixel zu positionieren und die Verteilung des Lichtes auf diese beiden Pixel auszuwerten.


    Gerade habe ich diesen Artikel gefunden, dort wird es recht ausführlich erläutert:
    http://www.weltderphysik.de/ge…kope-und-satelliten/gaia/

  • Hallo Thomas,
    schau mal im http://www.cosmos.esa.int/web/gaia/public-dpac-documents nach "The maximum reachable astrometric precision: The Cramer-Rao limit". Dort kann man die maximale Genauigkeit grob mit den Formeln (8) und (9) abschätzen. Die Standardabweichung der Positionsbestimmung skaliert dann mit der reziproken Wurzel aus der Anzahl der detektierten Photonen. Bei einem Photon ergibt sich theoretisch 0,34 x Lambda/D, bei einem Airy-Durchmesser von 1,22 x Lambda/d. Das erste ergäbe bei einem 1m Teleskop eine Standardabweichung von 190 mas (bei einem theoretisch detektierten Photon). Um auf 10 uas zu kommen, müssten dann 360 Millionen Photonen detektiert werden auf 70 Messungen verteilt dann jeweils 5 Millionen. Etwas viel bei 190000 Elektronen Fullwell. Die 70 Messungen meint aber anscheinend jeweils die separaten Transitions über die gesamte CCD-Focal-Plane. Ein einzelner Scan über die 1,6°x0,8° CCD dauert aber bei 60 Bogensekunden je Sekunde Drehgeschwindigkeit 1600s oder 800s. Kommt auf die Orientierung der CCD an. Bei 800s Überlauf und 4,42s nomineller Integrationszeit der CCD wird der Stern aber etwa 180 mal gemessen. Dann könnte das schon passen mit der Genauigkeit.
    Aber alles ohne Gewähr
    Gruß Tino

  • Hallo Tino,


    vielen Dank für das Link, das Paper hab ich dort auf die Schnelle nicht gefunden, ich werde später in Ruhe nochmal danach schauen. Dann werde ich die Zahlen auch genau betrachten, doch auf den ersten Blick sieht alles recht stimmig aus, die Abschätzung für die Photonen bzw. Elektronen liegt erstaunlich nahe bei den 10 Millionen auf die ich gekommen war. Vom Cramer-Rao Limit habe ich noch nie gehört, doch dass die maximale Genauigekeit mit dem Kehrwert der reziproken Wurzel der detektierten skaliert bedeutet wohl, dass die Genauigkeit von der messbaren Helligkeitsdiffernz auf zwei Pixeln herrührt, die schließlich durch das Rauschen bestimmt ist.


    Das Überraschende, oder vielleicht doch nicht so Überraschende, es gibt keine Grenze, wenn man länger belichtet und/oder mehrere Aufnahmen wird die Auflösung immer besser. Dies gilt natürlich nur wenn es keinen systematischen Fehler gibt, lässt sich daher wohl nur im Weltraum realisieren.


    beste Grüße



    Thomas


    ps. Hallo Stick, wie du schon vermutet hast, es läuft alles darauf hinaus, dass über die Mittelung die Präzsion besser wird, mit einem Teleskop und DSLR werden vermutlich das Seeing und systematische Fehler dafür sorgen, dass man weit von der theoretischen Werten entfernt bleibt

  • Sorry ein Rechenfehler meinerseits. Ein Überlauf in Längsrichtung bei 1,6° und 60 as/s dauert natürlich nur 96s, also sinds bei 4,42s Integrationszeit etwa 22 Messungen und nicht 180. Sorry. Man könnte jetzt die theoretisch erreichbare Genauigkeit berechnen mit 190000 (Fullwell), 22 Messungen, 70 Überläufe. Da der Stern aber durch die gedrehten Spiegel jeweils 2x pro Überlauf gemessen wird, ergäbe das eine Standardabweichung von 190 mas / sqrt(2 x 292600000), also etwa 5,5 uas. Alles idealisiert, praktisch ist bei hellen Quellen die Flatkorrektur und Kalibrierung essentiell und bei Dunklen das Photon-Shotnoise. Ob man das alles so zusammenfassen kann, weiß ich nicht, aber die Meßgenauigkeit wird minimal mit 5 uas angegeben, also wäre man schon an den Grenzen des Möglichen. Siehe http://www.cosmos.esa.int/web/gaia/science-performance
    Gruß Tino

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: tbstein</i>
    <br />Sorry ein Rechenfehler meinerseits. Ein Überlauf in Längsrichtung bei 1,6° und 60 as/s dauert natürlich nur 96s, also sinds bei 4,42s Integrationszeit etwa 22 Messungen und nicht 180. Sorry. Man könnte jetzt die theoretisch erreichbare Genauigkeit berechnen mit 190000 (Fullwell), 22 Messungen, 70 Überläufe. Da der Stern aber durch die gedrehten Spiegel jeweils 2x pro Überlauf gemessen wird, ergäbe das eine Standardabweichung von 190 mas / sqrt(2 x 292600000), also etwa 5,5 uas. Alles idealisiert, praktisch ist bei hellen Quellen die Flatkorrektur und Kalibrierung essentiell und bei Dunklen das Photon-Shotnoise. Ob man das alles so zusammenfassen kann, weiß ich nicht, aber die Meßgenauigkeit wird minimal mit 5 uas angegeben, also wäre man schon an den Grenzen des Möglichen. Siehe http://www.cosmos.esa.int/web/gaia/science-performance
    Gruß Tino
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Tino,


    wo kommen die 4.42 s Integrationszeit her?
    Ich finde sie sehr kurz, denn das Teleskop muss sich ja zwischen den Aufnahmen zu einer neuen Position bewegen, und während der Messungen sollte es doch wohl stehen.


    Gruß


    Thomas

  • Hallo Thomas,
    schau mal hier http://spaceflight101.com/gaia/gaia-instrument-information/ Hierbei verwendet man eine spezielle Integrationstechnik: TDI (Time-Delayed Integration). Der Satellit muß sich kontinuierlich drehen und deshalb steht das Bild nicht still. Die Pixelreihen der CCDs werden aus diesem Grund zeilenweise weitergeschoben, genauso als ob man sie auslesen würde, nur halt genau mit der Drehgeschwindigkeit des Satelliten. Deshalb kann man ein stehendes Bild erzeugen. Auf dieser Seite steht auch die ominöse 4,42s.
    Gruß Tino

  • Noch ein kleiner Zusatz, fast ganz zum Schluss des Artikels unter "Radial Velocity Spectrometer" und dort unter "Optical Module" ist auch das von uns hergestellte Beugungsgitter im Bild zu sehen, als Sandwich zwischen den Glasplatten, fast genau in der Mitte.
    Gruß Tino

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: tbstein</i>
    <br />Hallo Thomas,
    schau mal hier http://spaceflight101.com/gaia/gaia-instrument-information/ Hierbei verwendet man eine spezielle Integrationstechnik: TDI (Time-Delayed Integration). Der Satellit muß sich kontinuierlich drehen und deshalb steht das Bild nicht still. Die Pixelreihen der CCDs werden aus diesem Grund zeilenweise weitergeschoben, genauso als ob man sie auslesen würde, nur halt genau mit der Drehgeschwindigkeit des Satelliten. Deshalb kann man ein stehendes Bild erzeugen. Auf dieser Seite steht auch die ominöse 4,42s.
    Gruß Tino
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Tino,


    besten Dank, GAIA verwendet offensichtlich eine sehr komplexe und rafinierte Art der Datenaufnahme, dies ist sehr beeindruckend. Ich finde es erstaunlich, dass es gelingt die Rotation des Teleskops so exakt mit dem Weiterschieben der Ladungen auf dem Chip zu synchronisieren. Wenn die Spannungen, mit denen dies geschieht nicht exakt stimmen ist die Genauigkeit hin.


    Hast du Infos darüber, welche Genauigkeit schon erreicht wurde?
    Im Grunde ist es nur möglich für die Bildmitte eine perfekte Synchronisation zu erreichen, doch vermutlich ist das Gesichtsfeld so klein dass sich die Fehler nicht auswirken. Oder es gibt weitere Tricks wie dies später korrigiert wird?


    Gruß


    Thomas

  • Hallo Thomas,
    ich glaube die Spinrate wird mittels zweier dedizierter CCDs und "normalen" Star-Trackern bestimmt. Funktioniert anscheiend recht gut. Irgendwann hatte ich mal gelesen, dass auch Einschläge von Mikrometeoriten detektiert und kompensiert werden. Inwiefern die perfekte Synchronisation nur in der Mitte funktioniert, ist nur eine eine Frage der exakten Einstellung der Shiftgeschwindigkeit, welche ja auch für jede CCD separat eingestellt werden kann. Sollte bei einer planen CCD-Focalplane nur ein kleinen Offset bedürfen. Die optische Leistungsfähigkeit der TMA-Teleskope sollte zumindest bei 35m Brennweite über alles erhaben sein. Die 4,42s Integrationszeit ergibt sich übrigens aus der Überlaufdauer über genau ein CCD.
    Gruß Tino

  • Hallo Tino,


    vielen Dank für die Infos, du kennst dich mit GAIA extrem gut aus. Inzwischen habe ich mich in den verschiedenen Dokumenten über GAIA umgesehen, offensichtlich wird ein sehr großer Aufwand betreiben, als Master-Uhr kommt eine Atomuhr zum Einsatz. Für den 14. September ist einen erste Veröffentichung von Sternpositionen angekündigt, da gibt es bestimmt einen Pressemitteilung auch mit Details wie der ererichten Genauigekeit.


    beste Grüße


    Thomas

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">da gibt es bestimmt einen Pressemitteilung auch mit Details wie der ererichten Genauigekeit.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Dem Vernehmen nach wird der erste Datenrelease im September folgendes enthalten:


    * Einen primären Datensatz (die "Tycho-Gaia Astrometric Solution" als Kombination der Gaia-Messungen mit dem bestehenden Tycho-Katalog:(
    2D-Positionen, 2D-Eigenbewegungen und Parallaxen von 2 Millionen Objekten bis zu einer (Gaia-)Helligkeit von ca. 12 mag mit Genauigkeiten von etwa 0.3 Millibogensekunden bzw. 0.3 Millibogensekunden pro Jahr.


    * Einen sekundären Datensatz mit 2D-Positionen (also noch ohne Entfernungen) von 1.1 Milliarden Objekten bis zu einer (Gaia-)Helligkeit von ca. 20.7 mag mit einer Genauigkeit von etwa 10 Millibogensekunden.


    * Lichtkurven für 3360 Veränderliche nahe dem südlichen Ekliptikpol über 28 Tage.


    Die ausgewerteten Messdaten umfassen nur wenig mehr als ein Jahr (25. Juli 2014 bis 16. September 2015), so dass Parallaxen und Eigenbewegungen noch nicht sauber voneinander getrennt werden können. Daher lässt man (vorübergehend) auch Daten des Tycho-Katalogs in die Auswertung mit einfließen.


    Tschau,
    Thomas

  • Hallo Thomas,


    vielen Dank für die interessanten Informationen. Auf den ersten Blick sieht GAIA im Vergleich mit anderen astronomischen Projekten etwas langweilig aus, doch extreme Präzsionsmessungen sind gut für Überraschungen, beinhalten die Möglichkeit etwas neues zu lernen. Ich bin gespannt, ob GAIA auch etwas zur Thematik dunkler Materie, verscheidene Modelle dunkler Materie/ Modifiaktion der Gravitation etc. beitragen wird.


    Gruß


    Thomas

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