Liebe Sternfreunde,
am letzten Samstag habe ich mich entlang den Sternbildern Virgo, Libra und Serpens nach Objekten nahe der Wahrnehmungsgrenze Ausschau gehalten. Beim Schlangenträger angekommen blinkten mich fröhlich Messier 12 und Messier 10 auf meiner Sternkarte an. Mein Credo in der Nacht war zwar "Bloß nicht ablenken lassen!", aber beide Objekte habe ich vorher noch nie beobachtet ... und weiße Flecken gerade bei den Messier-Objekten machen sich in der Beobachter-Vita nicht so gut [;)]
Warum ich mich aber aufgerafft habe, hier zu schreiben, ist meine Beobachtungserfahrung zu Messier 12. Normalerweise beschränken sich meine Beschreibungen auf eine bis drei Zeilen. Bei M 12 habe ich aber soviel Details entdeckt, dass es locker mehr wurde.
Ich finde, das macht den Reiz der visuellen Beobachtung aus, dass man mitunter völlig andere Eindrücke erhält als auf Fotos.
Hier mal eine wunderschöne Aufnahme von M 12 von der Astro-Kooperation (Michael Breite, Stefan Heutz, Wolfgang Ries) http://www.astro-cooperation.com/
<u>Vorher noch ein wenig Hintergrundinformationen zu Messier 12:</u>
Von den vielen Kugelsternhaufen des Sternbildes ist M 12 mit einer Gesamthelligkeit von 6m8 der hellste. Mit etwa 250.000 Sonnenmassen gehört er zu den größeren Kugelhaufen und zum inneren galaktischen Halo, von dem er sich in 130 Mio. Jahren Umlaufzeit nie weiter als 20.000 Lichtjahre entfernt. Es wird angenommen, dass der KS bei seinen Passagen durch die Milchstraße aufgrund von Gezeitenkräften etwa eine Million Sterne eingebüßt hat, was etwa 4/5 seiner ursprünglichen Masse entspricht.
<u>Und hier meine Beobachtungsbeschreibung mit 12":</u>
Bei Aufsuchvergrößerung wirkt der Haufen größer als der benachbarte M 10 (der eigentlich größer sein soll).
Bei Steigerung der Vergrößerung auf 70-fach wirkt das Zentrum recht kompakt und viele Sterne blitzen schon daraus hervor. Auffällig sind zwei Sternketten, die sich beide in einem Bogen nach Norden und nach Süden aus dem Haufen winden. Verbindet man diese Sternketten gedanklich, dann sehen sie aus wie ein Fleischerhaken (oder ein halber Paragraph), der sich durch den Haufen zieht. Der nördliche Bogen ist raumgreifender als der südliche schmale leicht abgeknickte Bogen.
Bei 110-facher Vergrößerung zeigen die Außenbereiche viele Sternketten und Muster.
Mit etwas Phantasie sieht man einen Skorpion (aufrecht in Dobsonsicht). Der Panzer des Skorpions wird vom Kern des KS gebildet. Der auffällige südliche Sternbogen ist der Stachel vom Skorpion und einige hellere Sternketten bilden die Füße. Das Maul des Skorpions ist eine relativ sternarme Stelle, die wie ein schwarzes Loch wirkt und von zwei Zangen (einige hellere Sterne) umgeben ist.
Das Bild oben müsste um 180° gedreht° werden, aber selbst dann wäre dieser Skorpion nicht auszumachen. Eure Eindrücke würden mich interessieren. Die Struktur des Haufens lässt sicher noch weitere Assoziationen zu ...
Beste Grüße
Rene
PS: Sollte ich der einzige sein, der sich da einen zurecht spinnt, dann könnt ihr mich gerne einweisen. Zumindest Ronny dürfte Verständnis zeigen, wir hatten ja bei UGC 6667 das gleiche Bild im Kopf [:D]