Refraktor für Sonnenbeobachtung und...

  • Hallo Gemeinde,


    die eine Baustelle (Säule) ist noch nicht einmal angefangen (Planung steht zumindest) da überlegt man sich schon das nächste - schrecklich ;)
    Da mein zukünftiger Beobachtungsplatz leider 45min von meinem Wohnort entfernt ist, mich die Sonnenbeobachtung schon lange interessiert und ich meine Beobachtungszeit einfach erhöhen will, überlege ich mir als Zweitteleskop etwas "handliches" auf einer stromlosen azimutalen Montierung an zu schaffen, die auch mal ohne großen Aufwand ins Feld mitgenommen werden kann.
    Vorerst in Weisslicht mittels Herschelkeil - später vielleicht dann als Erweiterung auch in Halpha (Daystar ev.)
    Meine ürsprüngliche Überlegung lag bei 80mm Größe, nach etwas vereinsinterner Beratung und Recherche geht's mittlerweile aber eher zu 100 oder 120mm (wobei 120mm dann schon eher das obere Ende von "halbwegs transportabel und schnell Aufstellbar" markiert). Liege ich mit meiner Überlegung in etwa richtig?

  • Hi "certhas", <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Meine ürsprüngliche Überlegung lag bei 80mm Größe, nach etwas vereinsinterner Beratung und Recherche geht's mittlerweile aber eher zu 100 oder 120mm<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Etwas mehr Öffnung zeigt natürlich etwas mehr an Details. So gesehen ist deine Überlegung bezüglich 100mm oder größer schon richtig.


    Aber- für Weißlicht sollte der Refraktor schon halbwegs farbrein sein, also wenigstens ein guter ED, keinesfalls nur ein günstiger Achromat. Der Farbfehler eines Achros verschmiert dir im Weißlicht die Details. Und der Farbfehler steigt ja mit der Öffnung.


    Ein weiteres aber- bei späterer Nutzung als h-alpha System wirst du bei den größern Öffnungen einen frontseitigen ERF/D-ERF benötigen und die sind nicht gerade billig zu bekommen.


    Und wenn du dich für ein h-alpha System mit frontseitigem Etalon samt Blockfilter entscheidest wirst du eh bei einem 60mm System landen, max. bei viel Geldeinsatz bei 90mm.


    Bleibst du bei z.B. 80mm wäre ein farbfreierer ED noch günstig und bei einem Quark als h-alpha Zusatz wird lt. Hersteller noch kein ERF nötig.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Certhas hallo Stefan,
    ich bin etwas geteilter Meinung. Ein guter ED schadet sicher nichts. Ich hab allerdings auch schon mit meinen Achromaten 80/1200, 102/1100 und dem 102/1500 die Sonne angeschaut.
    Der 80/1200 zeigt ein sehr schönes Bild, dass sich von den Details nicht vom Bild mit entsprechenden Continuum Filter unterscheidet.
    Beim 102/1100 sieht man noch feiner aufgelöstere Strukturen, aber natürlich Farbfehler. Das Verschmieren der Details passiert meist bei den Wellenlängen im Blauen und etwas im roten. Dadurch nimmt der Kontrast ab und man trifft den Fokus mit Filter besser. Es ist aber nicht so, dass die Strukturen total verschmiert ausschauen. Die sind schon auch ähnlich scharf, aber die Fokussuche ist schwieriger.
    Also bei 4" FH f/10 würd ich einen Filter gegen den Farbfehler empfehlen. Dann passt es auch wieder. Oder eben einen ED oder APO. H-Alpha würd ich gesondert betrachten.
    Das Maximum an Weißlichtdetails kann man mit einem 127/1200 für relativ wenig Geld sehen. Dort ist dann ein entsprechender Filter (Continuum, Fringe Killer...) sehr nützlich.
    Wenn H-Alpha wichtig ist, dann ist vermutlich der Vorschlag vom Stefan gut. ;)
    Servus,
    Roland

  • Hi Roland,


    die Fragestellung lautet doch- <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...überlege ich mir als Zweitteleskop etwas <font color="orange"> "handliches" </font id="orange">auf einer stromlosen azimutalen Montierung an zu schaffen, die auch mal ohne großen Aufwand ins Feld mitgenommen werden kann.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Und dazu kommt die Überlegung 100mm oder gar 120mm Öffnung.


    Einen Skywatcher Black Diamond 120/1000mm mit 5,7kg bei 1000mm Länge oder einen Bresser Messier AR-127L/1200 mit 7,8kg bei 1220mm Länge würde ich nicht mehr als handlich ansehen. Und die dazu nötige stabile azimutalen Montierung geht da auch schon heftig ins Geld.


    Handlich sind die kurzen FHs und die zeigen den Farbfehler schon sehr deutlich bzw. der Kontrastverlust durch selbigen ist bei Weißlichtsonne deutlich vorhanden. Und genau daher mein Hinweis- weil ich eben davon ausgehe- die Wunschobjekte bewegen sich im Bereich von z.B. 120/600 als Achromat.


    Klar, du kannst dir einen Filter reindrehen und dir eine grüne Sonne ansehen- mag ich z.B. gar nicht *würg*


    Anzumerken wäre noch- für h-alpha ist es egal, da wirkt sich kein Farbfehler aus.


    Gruß
    Stefan

  • Ein reines Halpha System ist mir für das Geld das man dafür aufwenden muss im Moment einfach zu unflexibel. Für die Sonnenbeobachtung in Halpha natürlich das non plus ultra, keine Frage.
    Etwas genauer habe ich mir bisher nur Apo's angeschaut, zwar ist die Brennweite etwas kurz aber dafür ist die Baulänge doch recht attraktiv.
    Bisher genauer angeschaut hab ich mir die TS Photoline mit 102 und 115mm Öffnung da die Preislich in etwa den Bereich fallen den ich investieren würde (auch den APM107 Super ED Apo - wobei der von den "Daten" her dem 102er von TS gleicht), weiter bin ich bisher noch nicht gekommen. Da ich nicht gerade zu den schnell entschlossenen gehöre wird sich die Auswahl sowieso wieder über einen längeren Zeitraum dahin ziehen ;)
    Andere Vorschläge werde ich mir natürlich gerne ansehen

  • Hallo,


    ich schließe mich der Einschätzung von Stefan an.
    Ich bringe mal zwei Überlegungen mit ins Spiel. Einerseits sollte schon vorhandenes Equipment mitbeachtet werden. Gute Okulare oder einen Herschelkeil wirst du mit einem kurzen FH nicht ausreizen können. Dann lohnt sich die Investition in einen ED oder APO.
    Den zweiten Punkt finde ich persönlich wichtiger, er betrifft dein "vielleicht H-Alpha". Solltest du vorhaben, einen Quark oder ein anderes telezentrisches System einzusetzen, dann solltest du zwingend einen kurzen Refraktor nehmen. Bei H-Alpha reicht dann zwar ein FH, aber du willst ja Weißlicht ebenfalls haben. Diese telezentrischen Systeme blähen dir aber deine Brennweite auf. Daher wäre ein kurzbrennweitiger ED die erste Wahl. Ein Beispiel von mir: Borg ED II (77/510) und Quark bringt die Sonne bei 40mm-Okular schon recht okularfüllend daher. Selbige Kombi an Vixen 90/1300 dagegen gefühlt nicht mal ein Achtel.
    Noch eine Meinung von mir. Im Gegensatz zu Stefan würde ich selbst bei 80mm immer einen ERF-Filter einsetzen. Zwar sagt der Hersteller etwas anderes, allerdings (OT) gibt es neuerdings, von Händlern unreflektiert, einen Newton ohne Hauptspiegeljustierung (über Sinn und Unsinn läßt sich trefflich streiten). Ich selbst setze jedenfalls am Borg-ED einen ERF-Filter ein, inklusive Reducer.


    Gruß, Andreas

  • Nabend.


    Ich gehe gerade mit ähnlichen Gedanken schwanger. Oft nutze ich die Mittagspause zu einem schnellen Blick auf die Sonne. Handlich, schnell und einfach aufzubauen ist daher wichtig. Gerade der schnelle und einfache Wechsel zwischen Halpha und Weißlicht ist für mich ein besonderer Reiz bei Sonnenflecken und Fackelgebieten.


    Zum einem besitze ich ein Lunt LS35. Von daher ist Halpha bei mir schon mal abgehakt.


    Zusätzlich hab ich noch einen Herschelkeil. Den habe ich bisher an einem 610mm f9 (macht 68 mm Öffnung) selbstbau APO betrieben. Aktuell hängt er an einem billigen, verbastelten 70/700 Fraunhofer. Ich nutze eigentlich immer den Baader Solar Continuum Filter. Das Grün macht mir nix aus und der Farbfehler ist mir damit sowas von egal. ;)


    Mit dem Herschelkeil meine ich manchmal einen Hauch von Granulation erkennen zu können. Es stellt sich mir die Frage ob mit etwas mehr Öffnung hier noch mehr zu sehen ist? So gelüstet es mich nach einem 80/400 oder 100/500 Fraunhofer. F5 weil kurz und handlich. Dann könnte ich beide Teleskope in einem Koffer unterbringen. Aber wieviel Öffnung ist sinnvol / nötig? 80 mm ist schon für 100,-EUR zu haben und sehr handlich. 100 mm ist schon klobiger und mit ca. 250,-EUR deutlich teurer.


    Von daher stellen sich mir die Fragen:
    Reicht 80 mm für Weißlicht oder lohnt sich der Sprung auf 100 mm Öffnung?
    Kann ich die 100 mm Öffnung bei üblichem Seeing überhaupt sinnvoll nutzen?

  • Hallo jkunz,


    mit größerer Öffnung wird die Granulation besser sichtbar.
    Es lohnt sich m.M.n. sogar ein 120/600, wenn er nicht zu klobig ist. Was mir im Weißlicht gefällt sind die feinen Verästelungen der Penumbra. Es gibt ein Zeitfenster morgens und abends, in dem hohe Vergrößerungen möglich sind. Ich schaue regelmäßig zu diesen Zeiten bei 300-facher Vergrößerung. Mittags geht nicht mehr als 150-fach, manchmal sogar nur 100-fach.
    Sollte ein 120-er in die nähere Auswahl kommen, dann empfehle ich zusätzlich vor dem Herschelkeil einen UV/IR-Sperrfilter, da bei größerer Öffnung natürlich nicht nur sichtbares Licht vermehrt gesammelt wird.


    Gruß, Andreas

  • Ich beobachte visuell sehr wenig. Wenn, dann mach ich in meinen 127mm f/10 FH einen SC-Filter rein, denn der Farbfehler ist bei Herschelkeil + ND3 + Polfilter sehr deutlich auszumachen. Die quietschgrüne Farbe des SC-Bildes stört mich persönlich weniger als der Farbfehler. Und fotografisch ist ein solcher Filter bei einem FH ohnehin alternativlos. Der Farbfehler ist bei einem 127/600 sicher noch störender. Der 127mm Refraktor löst bei gutem Seeing die Granulation auf jeden Fall sehr schön auf.


    Wie gesagt webkämme ich mehr als dass ich visuell beobachte, aber vielleicht sind ein paar der oben aufgeworfenen Fragen nach Kompaktheit und Auflösungsvermögen mit ein paar typischen Bildern zu beantworten.


    Hier mal mein 75mm f=500mm Pentax mit Barlowlinse und webcam (Glas-Objektivfilter von TAL).


    ein paar Webcamfotos damit:




    Wenn man bedenkt, wie klein und leicht das Ding ist, reißt das ganz schön die Wurst vom Teller.



    Wie man sieht: Granulen und etwas Feinstruktur zeigt der 75er, aber z.B. kein subgranuläres Detail. Daher hab ich mir den 127mm Refraktor zugelegt, der aber ein ganz schön langes Ofenrohr ist



    Und ja, damit geht dann sowas:

    Allerdings erfordert das schon gutes Seeing.


    Würd mal sagen: Jedes Teleskop findet seine Sonne, und manchmal muss man auch bedenken, dass das Teleskop das beste ist, welches man häufiger benutzt. Bei mir ist das eigentlich kein Problem, da ich in 5 Minuten auf ein anderes Scope umgerüstet habe.
    Hartwig

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Andreas IV</i>
    <br />mit größerer Öffnung wird die Granulation besser sichtbar.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Klar. Ich habe halt nur kein Gefühl / keine Erfahrung was man mindestens braucht und was max. sinnvoll ist.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Es lohnt sich m.M.n. sogar ein 120/600, wenn er nicht zu klobig ist.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Mal sehen was mir über den Weg läuft. Ich werde mir bevorzugt was gebrauchtes angeln. An sonsten ist 100 mm für mich wohl der beste Kompromiss zwischen Handlichkeit, Auflösung und Preis.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Was mir im Weißlicht gefällt sind die feinen Verästelungen der Penumbra.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Ja, das sind die Dinge, die ich besser zu sehen hoffe.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Es gibt ein Zeitfenster morgens und abends, in dem hohe Vergrößerungen möglich sind. Ich schaue regelmäßig zu diesen Zeiten bei 300-facher Vergrößerung. Mittags geht nicht mehr als 150-fach, manchmal sogar nur 100-fach.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Ja. Mittags ist nicht die beste Zeit. Typisch aber die Zeit zu der ich Zeit habe. ;) Lieber bei mäßigen Bedingungen guggen als garnicht. Wenn es was interessantes zu sehen gibt bau ich manchmal auch noch Abends auf...


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Sollte ein 120-er in die nähere Auswahl kommen, dann empfehle ich zusätzlich vor dem Herschelkeil einen UV/IR-Sperrfilter, da bei größerer Öffnung natürlich nicht nur sichtbares Licht vermehrt gesammelt wird.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Ich habe einen BelOptik IRcut-Pol-ND3 Filter im Herschelkeil. Laut Hersteller schneidet der auch zuverlässig UV weg. Von daher bin ich auf der sicheren Seite.


    Danke für die Information und auch an Hartwig für die Bilder. Die fand ich sehr hilfreich zur Orientierung.

  • Hallo Stefan,
    recht hast. Das mit dem handlich hatte ich überlesen. Dann also doch ein kurzbrennweitiger ED oder APO oder man muss eben im FH eine giftgrüne Sonne anschauen.
    Da hier schon einige Sonnenbeobachter gute Vorschläge gemacht haben werd ich mich in den lesenden Bereich zurückziehen. Gerade mit H-alpha kann ich eh nichts beisteuern.
    Servus,
    Roland

  • Danke an alle fürs Erfahrung teilen :)
    130mm wär mir dann schon zu groß - egal in welcher Ausführung.
    Irgendwo zwischen 100 und 120mm werd ich dann wohl landen. Derzeit tendier ich aber eher zu den 100mm.
    Wahrscheinlich werd ich bis zur Astromesse in Villingen-Schwenningen warten (wenn die Geduld reicht ;) )

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