Saturn im TAL100 6.6. gutes Seeing

  • Hallo zusammen,


    heute war ich hin und weg. Eigentlich wollte ich schlafen, da ich die ganze Woche wenig Schlaf hatte. Jedoch hatte ich das Gefühl, heute würde sich ein Blick auf Saturn lohnen. Richtig war's, Volltreffer.
    Saturn war sehr gut, ruhig, sehr scharf und ausgeprägt sichtbar. Selbst im späteren Livebild der Kamera lag Saturn ruhig da, und die Cassini-Teilung(umlaufend) sowie die Bauchbinde waren deutlich abgegrenzt sichtbar. Ich denke, daß Seeing war sehr gut.
    Die Beobachtung selbst war vom Feinsten. Keine Flirren, kein Zappeln, 3D-Gefühl selbst monokular, drei Monde gut sichtbar, selbst das Hexagon (als Ganzes, nicht die Kanten) deutlich erkennbar. Da ich aufgrund diverser Vorteile binokular schaue, hängte ich also das Bino dran. Allerdings kann ich es nicht beschreiben, das muß man selbst erleben. Ich hatte heute das Gefühl, als sähe ich aus einem Raumschiffenster auf Saturn. Das war tatsächlich so, als schwebte er im Raum. Die Cassini-Teilung war direkt und scharf abgegrenzt umlaufend zu sehen. Interessant fand ich jedoch den Aspekt, daß fast keine atmosphärische Refraktion sichtbar war. Dadurch war das Hexagon sehr deutlich zu sehen. Die Bauchbinde stach fast genauso abgegrenzt heraus wie die Cassini-Teilung. In der Bauchbinde konnte ich eine dunklere Linie erkennen. Der C-Ring war ebenfalls sehr ausgeprägt zu sehen. Zwischen Bauchbinde und Hexagon waren zwei dickere Linien sichtbar, welche bei genauerem Hinsehen sogar unterschiedliche Helligkeiten zeigten.
    Zwischendurch erinnerte ich mich daran, Videos zu machen. Bedingt durch mein kleines Zeitfenster mußte es schnell gehen, wenn ich noch schauen wollte. Das Livebild war, wie oben schon erwähnt, die Überraschung pur. Ich nahm also ohne großes Getue drei Videos auf, mit unterschiedlicher Blau- und Gammaeinstellung. Danach schaute ich noch visuell, bis die Hauswand im Wege stand. Ärgerlich! Die muß weg! [:D]
    Hinterher dachte ich mir, ich hätte auch mit dem TAK schauen können. Andererseits bin ich mir nicht sicher, ob der so viel mehr gezeigt hätte mit seinen 5". Vorbei ist vorbei und ich weiß, daß dies eine von den Beobachtungen sein wird, an welche ich mich lange erinnern werde (gewissermaßen als Referenz).
    Eine Sache geht mir allerdings nicht aus dem Kopf. Saturn war eindeutig sandgelb, währendessen Bilder oft eher weißlich aussehen. Naja, ist nicht wirklich wichtig für mich.
    Die Bilder sind mit dem TAL 100/1000, 2xTeleVue, Zenitspiegel und ASI120MC entstanden, 1000 von 3000 Bilder wurden mit AutoStakkert gestackt und mit Registax geschärft. Vermutlich habe ich den Fokuspunkt nicht optimal getroffen, was kein Wunder bei der Schnelligkeit ist. Andererseits kommt das Bild gut dem monokularen Anblick nahe, wenn das Bild um 50% verkleinert wird. Beobachtet hatte ich mit Baader Genuine Orthos bei 240-facher Vergrößerung.



    linkes Bild: Blau=100 (rechter Anschlag), Gamma=50; mittleres Bild: Blau=90, Gamma=50; rechtes Bild: Blau=90, Gamma=30

  • Hallo Andreas,
    wow, das muss ja eine geniale Beobachtung gewesen sein. Um wieviel Uhr hast Du denn Saturn beobachtet? Da sieht man, dass der Himmel (mit Sichtbedingungen) oft wichtiger ist wie die Öffnung.
    Ich bin um 2 Uhr zum Beoachten gekommen. Da die Temperatur günstig war hab ich gleich mit dem 6" angefangen. Diesmal waren die Tubusströmungen geringer und somit war die Cassiniteilung auch relativ problemlos sichtbar (allerdings eben nicht umlaufend bzw. wenn dann nur kurz umlaufend). Ja, ich hoffe, dass ich bald mal dazukomm an einem anderen Standort zu beobachten. Ich hab mal die zusammengeschnittene Videosequenz auf youtube eingestellt.

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    (die Abschnitte mit schlechterem Seeing hab ich weggeschnitten)
    Vielleicht kannst Du ja das Video oder einen Ausschnitt daraus irgendwo zeigen. Ich kann es mir aber schon vorstellen. So ein schönes Seeing hatte ich letzte Jahr auch einmal erleben dürfen. Die Cassiniteilung war da wie ausgestanzt und Bänder (Anzahl weiß ich immer) und dunkle "Polkappe" waren auch im 80ger erkennbar. Klar, sechseckig war es bei den kleinen Öffnungen nicht, aber immerhin konnte ich sie letztes Jahr schon mal live sehen. Damals wußte ich auch gar nicht, dass diese kleine dunkle Polkappe eigentlich sechseckig ist.
    Nun bin ich froh mit allem was ich im Okular und auf den Videos sehen kann. [;)]
    Viele Grüße,
    Roland

  • Hallo Roland,


    die Bedingungen würde ich tatsächlich als gut einstufen, wobei ich mich damit immer schwer tue.
    Die Beobachtung war etwa von 00:15 Uhr bis 1:30 Uhr. Mehr war nicht möglich durch den Baum und die Hauswand. Die Videos entstanden 00:49, 00:51 und 00:53.
    Ein Video werde ich mal konvertieren und dir den Link zusenden.
    Ich denke, wenn du deine Röhren irgendwie aus dem Fenster bekommst, dann sollte das Seeing um einiges besser werden, da es im Zimmer immer eine Zirkulation gibt. Bei dem Gewicht des Fluoriten und dem F/11 sollte das für die Montierung problemlos möglich sein.
    Vermutlich werde ich das nächste Mal noch einen Gang herunter schalten, dann nehme ich mal den Tasco.


    Gruß, Andreas

  • Hallo Andreas,
    ich hab nach der Uhrzeit gefragt, weil Du offenbar weniger atmosphärische Dispersion hattest. Möglicherweise hat es da auch etwas geholfen, dass Du früher dran warst und der Saturn noch etwas höher gestanden ist.
    Du hast Recht, ich muss die Röhren irgendwie aus dem Zimmer bekommen.
    Mit dem 6" geht das nur wenn ich das Fernrohr an einem anderen Ort aufbaue. Mit dem 80/1200 oder dem Fluoriten könnte es aber hinhauen.
    Das werde ich ausprobieren.
    Du wirst erstaunt sein, was der 80/1200 am Saturn alles zeigt. Ich kann Dir gern auch mal meinen Vixen 80L leihen. Die einzige Schwachstelle ist dort der OAZ. Ich kann schlecht einschätzen ob der Tasco oder Vixen besser abbildet. Am Sterntest hat die Abbildung meines Erachtens sehr gut ausgeschaut und die Jupiterbeobachtungen bzw. Saturn darin war letztes Jahr immer ein Genuß. Bis jetzt hab ich weder eine Dezentrierung noch einen Keilfehler entdeckt obwohl ich da ziemlich pingelig bin. [;)]
    Beim Fluoriten hab ich noch keinen Sterntest gemacht. Das werde ich mal angehen wenn ich die Energie aufbringe. Vielleicht mach ich da mal einen Sammelsterntest wo alle Geräte dran kommen. [;)]
    Servus,
    Roland

  • Hallo Andreas,


    ich füge mal ein "Wau!" hinzu. Und - schön mal was vom guten alten TAL zu sehen :-).


    Also ich Deine Beschreibung sah, versuchte ich mich selbst in den .... zu treten. Ich stand gestern unschlüssig am Balkon und war letztlich zu faul um es einfach mal auszuprobieren. Da schien eine Wetterfront zu kommen, ein Zirenfeld schob sich vor Saturn. Und ich dachte meteoblue fantasiert wieder mit seinen 5pts 5pts, green, green - da kommt eine Gewitterfront (über Rheinland Pfalz) da flirrts es doch bestimmt wie wild (wir hatten um 23:00 noch 29 Grad).


    Ich habe vorgestern mit dem TAL Saturn geschaut, da war nix von Cassini zu sehen, eine dunklere 2.Kugelhälfte und ein zweistufig getönter Ring. Und nur zwei Monde. Mehr als 9mm hat sich nicht gelohnt. Ich hoffe ja, daß ich mal an Deine Beobachtung rankomme - seit ich den TAL habe, kann ich mich an so eine detaillierte Sichtung nicht erinnern. Glückwunsch!


    Ach ja und ich sah ihn mehr wie Roland's Bild letztens, also mit Farbrändern (links lila, rechts rötlich ornage). Hast' einen guten TAL erwischt!


    Gruß,
    Walter

  • Hallo Walter,


    Danke. Ich finde es schade, daß du nicht beobachten konntest! Allerdings sind solche Tage auch eher selten, die muß man erst einmal erwischen. Ich muß zugeben, daß ich mir keine Vorhersagen anschaue. Insofern ist da viel Glück im Spiel.
    Das an manchen Tagen (leider zu oft) selbst Cassini schwer ist, das kenne ich nur zu gut. Andererseits bringen an solchen Tagen größere Öffnungen genau gar nichts, es kann also als eine Art Trostpflaster gesehen werden. [;)]
    Was den Tal selbst betrifft, so habe ich bei diesem tatsächlich einen Glücksgriff gehabt. Laut dem Tester ist der Sturz und der darauf entstandene Muschelsprung auch dafür verantwortlich, jedenfalls betrachtet er den TAL als Referenzobjektiv auf alle bisher von ihm getesteten Objektive.
    Ich schweife mal vom Thema ab: Die Qualität der Linse ist nicht zu unterschätzen, sie wird immer klein geredet. Jedoch habe ich selbst die Erfahrung am Mond mit dem alten und dem neuen TAL gemacht. Bei parallelem Betrieb beider Refraktoren und am selben Krater mit gleichen Okularen habe ich im alten TAL kleine Krater im Krater gut gesehen, beim neuen TAL dagegen nicht. Strehl 0,99 gegen Strehl 0,93; wobei vermutlich noch andere Dinge mit hinein spielen. Vermutlich hätte ich mit dem neuen TAL an Saturn nicht dieselbe Beobachtung gehabt.


    Gruß, Andreas

  • Hallo Walter,
    solche Beobachtungsnächte sind wirklich rarr vor allem wenn Du keinen optimalen oder gar einen schlechten Beobachtungsort hast. Ich kann Saturn nur aus dem offenen Küchenfenster erwischen. Das ist ziemlich suboptimal. Die kleinen Refraktoren scheinen damit relativ gut klarzukommen. Der 114/900 liegt in der Mitte und der 6" f/8 hat da trotz größter Öffnung die größten Probleme. Ich vermute das da kleine Temperaturdifferenzen ausreichen um im Tubus Luftströmungen zu erzeugen... Wenn das entsprechend ausgeprägt find ich den Fokus nicht. Es ist dann wie bei hochfrequenten Seeing. Es gibt keinen Schärfepunkt. Gestern hatte ich glück und im 6" f/8 die Cassiniteilung relativ gut gesehen (naja, die ganz guten Momente wo die Cassiteilung als lange Linie zu sehen war, war immer nur ganz kurz aber dafür oft).
    Ganz wichtig ist die Justage und die Optikqualität. Der alte Tal 100 vom Andreas hat eine hervorragende Optikqualität. Ich glaub es war im Grünen 0,99 Strehl. Beim alten Gerät war es laut Messung 0,93. 0,93 hört sich schon net schlecht an, aber es kommt auf die Art von Optikfehler an, die zu dem Strehl geführt haben und man hat bei Messungen immer auch eine Toleranz. Ich glaub der Herr Kneip hat etwas von +- 0.02 Strehl gesagt. Hmm, vor der Messung hat der Kneip den neuen Tal aber glaub ich auch noch justiert. Das könnt auch noch etwas ausgemacht haben. Die gute Justage ist elementar bei Planetenbeobachtung und der Strehl bricht Dir natürlich auch weg, wenn die Justage der Linsen net passt.
    Apropos Keilfehler, der könnt Dir eventuell sogar etwas bringen. Du müßtest den Tubus soweit drehen, dass die Atmosphärische Dispersion und der Keilfehler gegeneinander arbeiten.
    Servus,
    Roland

  • Hi Andreas und Roland,


    Ach so, das war der alte TAL100R, na dann ist es ja klaro.


    Hi Roland, eigentlich habe ich die Erfahrung gemacht (und ich war ja mittlerweile oft auf dem Feld), daß ich die besten Momente bis auf eine Nacht auf dem Feld auf dem Balkon hatte - für Mond/Planeten. Klar da ist die Stichprobe größer, aber trotzdem.


    Ich habe es übrigens eben am besagten Tage endlich gewagt mal das Objektiv zu bearbeiten. Habe also den vorderen Ring abgeschraubt, die drei radialen Justierschrauben gelockert, dann den Silikonpröpel gelöst und dann die vordere Linse (nach vorne !) herausgenommen und um 180 Grad verdreht und wieder rein gelegt/gepresst. Der Blick anschließend auf einen "künstlichen Stern" trieb mir den Angstschweiß auf die Stirn. Massivster Keilfehler, völlige Gurkensicht. Mit "zitternden Händen" (hab mich schon öfters verbastelt :-/) habe ich die Linse wieder richtig rum gedreht (hab es natürlich markiert), die Justierschrauben genauso wieder reingedreht wie vorher (Umdrehungen gemerkt) und den Linsenhaltering wieder lauwarm angezogen. Test am K-Stern =wie vorher (scharf, aber mit Farbstich), PUUH!


    Am Abend habe ich mir dann wie oben beschrieben den Saturn (und Mond) angesehen. Gestern habe ich es auch versucht, aber da zogen 100% dichte Zirren auf - keine Chance. Diesmal lag meteoblue richtig ;-)!


    Sorry, das war etwas off-topic, aber ihr habt ja meine Klagen zum Keilfehler scheinbar interessiert verfolgt. Ach so Roland, super Tip! Das probiere ich glatt aus. Bis jetzt ist blauer Himmel, leider sollen ab 18:00 niedrige Wolken (100%) kommen.


    Gruß,
    Walter

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