Hallo Freunde des Südhimmels,
zusammen mit meinem Freund und Astrokollege Friedhelm, konnte ich mir den Traum erfüllen, den Südhimmel live zu sehen und sogar zu fotografieren. Zu letzten Neumond Periode im März haben wir, mit viel Enthusiasmus und extrem viel Gepäck, die Reise nach Hacienda los Andes in Chile angetreten. Die Hacienda bietet nicht nur eine hervorragende Ausstattung für den Astrofotografen sondern auch sehr gute Bedingungen für den Visuell begeisterten und insgesamt eine tolle Atmosphäre. Daniel, der Betreiber der Hacienda, ist ein langjähriger begeisterter Astrofotograf, und ein sehr offener und angenehmer Gastgeber.
Der Anflug auf Santiago:
Links Daniel, unsere Gastgeber, und rechts Friedhelm beim Frühstück. Es war ganz am Anfang, man konnte noch erwartungsvoll lächeln:
Ganz in der Nähe, jedoch etwas höher gelegen, die Geräte:
Der Weg dahin – ca. 10min zu Fuß – hilft bei der Verbrennung der viel zu viele Kalorien:
Die Idee unserer Reise war, einerseits mit einer mehr oder weniger autonomen und nach vordefinierte Sequenz automatisch laufenden Apparatur fantastische Fotos zu machen und anderseits die sonst langweilige Nächte visuell zu erkunden. Mitgebracht haben wir für das Visuelle ein Stabi-Fernglas – hier Danke an Thomas – und einen 10“ Dobson das ich vor der Reise gerade noch rechtzeitig fertig bekommen habe. Vor Ort haben wir noch einen 10“ Teleport Dobson mit Zambuto Spiegel und einen 8“ TEC APO-Refraktor auf AP-1200 Montierung als Referenz-Optiken gehabt.
Fotografisch haben wir eine Orgie organisiert – was uns beinah zum Verhängnis geworden ist. Der Friedhelm hat sich hauptsächlich an einen 20“ f/9 RC vom TEC und an einen 12“ f/3,8 Riccardi-Honders vom Astro-Physics ausgetobt, während ich - als fotografisch blutiger Anfänger mit tatkräftige Hilfe vom Friedhelm - mit dem „Double Shooter“ gekämpft habe.
Im Vordergrund der Double Shooter, mit zwei parallel und einigermaßen Synchron laufende Kameras: eine EOS 1000Da mit 200mm Canon Objektiv und eine QSI CCD Kamera mit 150mm Mamiya645 Objektiv – danke an Stefan. In der Mitte das Guiding-Fernrohr. Alles auf einer Mach 1 aufgebaut. Die EOS hat die Farbkanäle und die QSI die O-III und die H-Alpha Signale aufgenommen. In der Konfiguration haben die zwei Kameras praktisch das gleiche Feld am Himmel, so dass die Aufnahmen ohne Verlust kombiniert werden können.
Im Hintergrund der 500mm mit 4,5m Brennweite RC für Galaxien, auf der AP 1200 Montierung.
Da die Software immer wieder mal mit „kleine“ Überraschungen uns die ganze Nacht wach gehalten hat, blieb nicht mehr so viel Zeit für das Visuelle. Der Anblick der Milchstraße im Fernglas oder des Eta-CAR Nebels im 10“ Dobson bleiben unvergesslich. An dem Eta-CAR Nebel war sehr interessant zu verfolgen, wie bei jede Vergrößerung andere Details sichtbar werden. Nur die Schürze an dem Homunculus-Nebel war leider nicht zu sehen. Leider hatte die Fangspiegelaufhängung (Drahtspinne) meines Dobsons den ruppigen Transport nicht ausgehalten. Ich müsste einen gebrochenen Arm mit einer Schnur notdürftig ersetzen. Das hat dann nur bedingt die Kollimation ausgehalten.
An dem Saturn im 10“ Dobson waren 6 Monde auszumachen, genauso wie in dem 8“ TEC Apo. Das Bild im Refraktor war jedoch sichtbar kontrast- und detailreicher, und dazu noch viel stabiler. Die Abbildungsqualität des Gerätes hat mich richtig umgehauen.
Hier der Saturn im Skorpion (es ist bewiesen, auf der Süd Kugel steht die Welt Kopf):
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Und der Dobson, auf Eta-CAR schauend:
Während der Nacht wurde richtig gearbeitet. Hier der astrofotograf in seinem Käfig:
Und der Double Shooter bei der Arbeit:
Am letzten Samstag vor unsere Rückreise haben wir noch das Cerro Tololo Inter-American Observatory besucht. Drei Astronomen haben, mit Hilfe des dortigen 4meter Blanco-Teleskopes, den Beweis erbracht, dass die Expansion des Universums beschleunigt erfolgt (Nobelpreis 2011). Obwohl nur ca. 20km Fluglinie entfernt, müssten wir einem Berg umfahren, so dass um dort anzukommen ca. 3 Stunden notwendig waren. Die Schotterpiste hatte es in sich. Eine kurze Fotopause unterwegs:
Die Brücke war doch ausreichend stabil:
Der Kleinteleskopen-Wald:
Ab Montag vor unsere Rückreise hat angefangen zu regnen. Was am Anfang sich als Segen nach der langen Dürreperiode sich darstellte, wurde langsam zu Fluch und mündete in einer richtigen Wetterkatastrophe. Am Mittwoch sind wir nach La Serena gefahren. Dort sollte uns der aus Antofagasta kommende Flieger abholen und nach Santiago bringen. Das hat leider nicht mehr funktioniert, weil die gesamte Antofagasta Region unter Schlamm und Wasser stand. Erst zwei Tage später konnten wir weiter fliegen.
Insgesamt war es eine sehr interessante Reise. Die Hacienda ist für den Astrofotografen eine wirklich perfekte Location. Das Seeing war oft unter 1“ und, mit durchschnittlich 21,4mag/arcsec, auch ziemlich dunkel. Die Transparenz war nicht immer top; man soll normalerweise etwas früher hin. Wir wollten jedoch das Zentrum der Milchstraße im Zenit haben. Der größte Vorteil ist aber, dass vor Ort eine komplette und voll ausgestattete, extrem hochwertige Fotoausrüstig vorliegt. Man brauch nur einen Laptop oder sogar nur externe USB-Festplatte mit zu bringen, um die gesammelten Daten nachhause zu nehmen. Visuell ist die Reise auch sehr interessant, wobei ich schon wieder erlebt habe, dass Foto und Visuell parallel in einer Nacht eigentlich nicht geht.
Wenn es nur nicht so weit wäre …
Viele Grüße,
Horia