Hallo liebe Astrotreffler,
ich hoffe mal, dass ich das Thema nicht überstrapaziere, aber ich habe mir ein paar Gedanken zum Thema optimale Belichtungszeit gemacht:
Warum lange Belichtungen:
- Signal-Rauschverhältnis der Einzelaufnahme steigt im nicht-hintergrundlimitierten Bereich linear mit der Belichtungszeit
- im hintergrundlimitierten Bereich steigt der SNR nur noch mit der Quadratwurzel
- Problematisch ist der sinkende Dynamikumfang
Was kann das Stacking:
- SNR steigt mit der Wurzel der Anzahl der Belichtungen, genau wie im hintergrundlimitierten Bereich, also nicht so doll
- Vorteilhaft ist, dass der Dynamikumfang steigt
Warum eigentlich kurze Belichtungen:
- eigentlich nur technische Gründe
1. Cosmics
2. Satellitenstrichspuren
3. Dunkelstrom der Pixel (Kühlung)
4. Guiding
Dh. man muss herausbekommen, wo der Übergang vom nicht hintergrundlimitierten Bereich zum hintergrundlimitierten Bereich liegt. Dann kann man so kurz wie möglich und gleichzeitig so lange wie nötig belichten.
Vielleicht nochmal ein Erklärungsversuch auf Pixelebene:
Bezogen auf den Pixel setzt sich das Rauschen einer CCD oder eines CMOS aus folgenden Termen zusammen (bei völliger Dunkelheit):
1. Ausleserauschen (unabhängig von Belichtungszeit)
2. Dark Current (linear Abhängig von Belichtungszeit)
Der Dark Current ist bei gekühlten Kameras recht gering im Vergleich zum Himmelshintergrund (außer bei Schmalband), sodass er für diesen Erklärungsversuch mglw. vernächlässigt werden kann.
Was passiert bei einer Belichtung im nicht hintergrundlimitierten Bereich:
Der beleuchtete Pixel füllt sich linear mit der Belichtungsdauer (Photonenrauschen des Signals).
Das Pixelrauschen der dunklen Pixel ist konstant, da nur das Ausleserauschen wirksam ist. SNR steigt linear.
Was passiert im hintergrundlimitierten Bereich:
Der beleuchtete Pixel füllt sich linear mit der Belichtungsdauer + dem zusätzlichen Signal des Hintergrundes (Photonenrauschen).
Das Rauschen der dunklen Pixel setzt sich aus dem Pixelrauschen und dem Photonenrauschen des Hintergrundes zusammen. Der Hintergrund skaliert aber auch linear mit der Belichtungszeit. Wenn das Photonenrauschen des Hintergrundes dominiert, steigt das SNR nur noch mit der Quadratwurzel. Kann man sicherlich auch mathematisch herleiten, vielleicht noch im Laufe dieser Diskussion.
Das Optimum wäre hier vermutlich, wenn das Rauschsignal des Pixel gleich dem Rauschbeitrag des Hintergundes wäre, also genau der Übergangsbereich. Ab hier kann man genauso gut Stacken, anstatt lange zu belichten.
Welche praktischen Abhängigkeiten ergeben sich:
- Empfindliche Pixel mit geringem Rauschen >>> der Übergang zu Hintergrundlimitiert ist früher. Man kann also kürzer belichten, ohne dass man SNR verschenkt.
- Bei hellem Himmelshintergrund kann man auch kurz belichten ohne dass man SNR verschenkt. Natürlich ist aber das eigentliche SNR viel schlechter, als bei dunklem Himmel.
Eine praktikable Abschätzung kann man vielleicht derart durchführen, wobei dass das Rauschen eines Darks (Standardabweichung) bestimmt wird und dann an der eigentlichen Belichtung das zusätzliche Rauschen durch den Hintergrund bestimmt wird.
Beispielsweise wäre das Dark-Rauschen Standardabweichung = 4digits. Dann wäre durch die geometrische Addition das Rauschen aufgrund des Hintergrunds:
Gesamtrauschen^2 = Dark-Rauschen^2 + Hintergrundrauschen^2
Das Hintergrundrauschen wäre also bei 4digits * sqrt(2) = 5,6digits gleichgroß.
Nachdenkliche Grüße
Tino