In den vergangenen Nächten bot sich reichlich Gelegenheit für zur Messung des Abkühlverhalten an Teleskopen. Heute kann ich ein erstes „life“- Ergebnis vorstellen. Darunter verstehe ich Mess- und Versuchsergebnisse unter „Mitwirkung“ mindestens eines voll funktionstüchtigen Teleskopes bei Beobachtungsbedingungen. Dieses ist so zu sagen der Hauptdarsteller. Wie es sich gehört, hier sein Portrait:
Sein Eigentümer ist Karsten Schätte. Es ist ein 8“ f/6 Dobson mit Zwangsbelüftung und Iso- Tubus (Arbeitsname „Isodobs“) . Karsten wird wahrscheinlich noch einen FL- Bericht zu dem Gerät liefern.
Die Anordnung der Belüftungsventilators erkennt man auf dem nächsten Foto.
Karsten wird wahrscheinlich noch einen FL- Bericht zu dem Gerät liefern.
Das folgendes Schema zeigt die Position der Temperaturmessstellen. (Window „Word“ meint, das schreibt man mit „sss“ und nicht „ ßs“)
Das nächste Foto zeigt den Standort der laufenden Versuchsserie.
Hier zunächst nur die Beschreibung der Versuchsdurchführung und die Ergebnisse zu „Isodobs“ Das Wetter: wolkenlos, gute Transparenz, anhaltend mäßig bis frischer Ostwind
1.Ermittlung von Temperaturdifferenzen im Teleskop beim sog. „Auskühlen“
Dazu wurde „Isodobs“ stand während des Tages im ca. 20°C warmen Werkraum gelagert. Bei Sonnenuntergang um 14 Uhr 20 am 8. 12 wurde es am Messplatz aufgestellt, auf den Polarstern ausgerichtet und die Zwangsbelüftung gestartet. Die Ausrichtung auf den Polarstern scheint mir für weitere Vergleiche sinnvoll, weil dessen Position praktisch unverändert bleibt. Die Höhe über dem Horizont entspricht auch ungefähr einer für unsere Breiten günstigen Höhe von Planeten, Mond und Sonne. .
Das Diagram zeigt die bearbeiteten Messergebnisse.
Physikalisch- optisch wirksam sind hier besonders die Temperaturdifferenzen zwischen Hauptspiegel und Außenluft und innerhalb des Tubus. Zur Erfassung der Spiegeltemperatur wären natürlich mehrere Messpunkte besser als nur der eine Messpunkt M1 auf der Spiegelrückseite. Das würde aber hier den Aufwand unverhältnismäßig steigern. Als Bezugstemperatur wurde der IR Messpunkt M1 gewählt. Das ist die Rasenfläche dicht neben dem Standort. Die Temperaturdifferenzen zwischen den Messpunkten M3 und M4 innerhalb des Tubus betrugen nur max. 0,9°C ca. 15 Minuten nach Messbeginn. Danach lagen diese Differenzen im Bereich der von 0,3- 0,2°C. Deshalb wurde für die Darstellung der Mittelwert (M3+M4)/2 damit die Differenz zu M1 gebildet.
Interessantes Nebenergebnis: Bei windigem, klaren Wetter ist der Temperaturabfall der Luft nach Sonnenuntergang wenig scharf ausgeprägt, wie man aus dem Verlauf der Messung an M5 (el. Thermometer) erkennen kann. Bei früheren Versuchen an windstillen abenden an dem selben Standort mit exakt dem selben Thermometer konnte man dagegen einen Temperatursturz von 7°C innerhalb der 1. Stunde nach Sonnenuntergang registrieren.
2. Auswirkungen des Temperaturganges auf die Bildqualität während der Beobachtung
Nach Ende der obigen Messreihe wurde „Isodobs“ im Werkraum bei 20°C mit eingeschalteter Zwangsbelüftung aufgewärmt und anschließend wieder am exakt dem selben Standort auf den Polarstern ausgerichtet, zunächst mit abgeschalteter Belüftung. Wie erwartet , zeigte sich der Polarstern bei 200x Vergr. intra/extra und fokal als „kochender“ matschiger Lichtfleck. Wenige Minuten nach Einschaltung der Belüftung wurde das Bild zunehmend ruhiger und die extra/intrafokale Beugungsbilder traten deutlicher hervor. Nach 15 Minuten zeigte sich der Spiegel als total überkorrigiert und dazu noch dreieckig verspannt. Wegen der Luftführung von der Rückseite um den Spiegelrand herum ist eine solches Bild gut erklärbar.
Nach weiteren 10 Minuten war dieser Spuk vorbei. Der Spiegel zeigte sich als zumindest sehr gut korrigiert. Es waren auch keinerlei Schlieren im Tubus mehr wahrnehmbar. Das änderte sich auch nach Abschaltung der Belüftung nicht. Die extra/intrafokalen Sternbilder zeigten ein hochfrequentes Zittern sowie stark gerichtete feine Schlieren in rascher Bewegung. Solche seeing- Effekte sind durch Turbulenzen der gesamten, bewegten Atmosphäre über dem Teleskop erklärbar.
Fazit: Eine einzelne Versuchsserie bei einer bestimmten Wetterlage kann nicht alle Fragen zu Tubus- seeing und Auskühlung der Optik beantworten. Immerhin zeigt diese Stichprobe recht detlich wo es lang geht. Ich bald weitere Mess- und Beobachtungsergebnisse hier vorstellen zu können.
Gruß Kurt