Spontane Sternenführung (erfolgreich?)

  • Hallo Astrofreunde,


    gleich vorweg eine Warnung - es könnte ein etwas längerer Text werden[:D]


    Nachdem gestern Nachmittag der Himmel aufklarte, meldete sich vollkommen unerwartet jemand aus dem Freundeskreis und fragte, ob er nicht auch mal durchs Teleskop gucken kann. Es verwunderte mich etwas, denn genau dieser "jemand" war derjenige der mich am meisten für mein Hobby belächelte. Absagen kam für mich jedoch nicht in Frage, also gab ich eine Zusage.


    Nach einer gemütlichen Tasse Kaffee fuhr ich den Dobson aus seiner Garage und begann wie jedes Mal mit der Justage. Justierlaser gezückt und die erste Frage kam auch schon: "Star Wars?" Mit einem Lächeln erklärte ich was ich mache und warum ich das mache. Nebenbei auch gleich noch die Funktionsweise des Newtons erklärt - es wurde gespannt zugehört.


    Als es dann mittlerweile schön dunkel war, begaben wir uns wieder nach draußen bewaffnet mit einem Fernglas. "Warum ein Fernglas? Ich will doch durchs Teleskop gucken." bekam ich zu hören. Als er meine Frage verneinte ob er sich denn am Himmel auskennt, begann ich erstmal mit den einzelnen Sternbildern - lassen sich mit Fernglas/ bloßem Auge besser überblicken. In diesem Zuge auch gleich noch die Dunkeladaption des Auges angerissen. "Oh guck, der Kleine Wagen!" sagte er stolz. Der Mitspieler erhält Null Punkte erwiderte ich - das sind die Plejaden, Nr. 45 im Messierkatalog. M45, NGC 1647 sowie die Region um Aldebaran haben nicht nur mir, sondern auch ihm richtig Spaß gemacht im Fernglas. Klar, bei anderen Mitbeobachtern hätte ich sicherlich einen anderen Umgangston zu Tage gelegt, aber da wir uns seit zwei Jahrzehnten kennen ging das schon in Ordnung.


    Nun gings ab zum Newton. Ich machte mich vorher kurz schlau wo Lovejoy zu finden ist. Er war recht einfach zu finden - knapp versetzt auf einer gedachten Verbindungslinie zwischen Alkaid und Cor Caroli. Zu sehen war ein heller Punkt eingebettet in einer nebelartigen Substanz, so erklärte es mir der Gast. Bei genauerem Hinsehen würde ich fast behaupten, dass ein schwacher Schweif zu erkennen war.


    Nun wollte er sich den "hellen Stern" anschauen. Ich wusste, dass er Jupiter meint und habe das dicke Ding ins Visier genommen - absichtlich mit dem 30 mm Übersichtsokular und ließ ihn gucken. Da sind ja vier weitere Punkte wie in einer Linie meinte er. Das es sich um Jupiter handelt bemerkte er erst als ich höher vergrößerte. WOW - da sieht man ja richtig Streifen. Auch das Nachführen bereitete ihm keinerlei Probleme trotz enormen Anfängerstatus[:)]


    Als er sich erstmal satt gesehen hatte, schwenkte ich nochmals auf die Plejaden und ließ ihn den Anblick zwischen Teleskop und Fernglas vergleichen. Nun wusste er, warum ich zusätzlich noch ein Fernglas dabei habe.


    Jetzt ging es auf in den Fuhrmann. Dort zeigte ich ihm M38, M37 und M36. Auch das machte sichtlich Spaß. Mein Bekannter mittlerweile wieder mit Fernglas bewaffnet, schaute ich mir noch ein wenig NGC 1907 an.


    Nun wechselten wir ins Sternbild Cassiopeia um uns ein paar Sternhaufen anzusehen.


    Beim Kaffee am Nachmittag zeigte er mir ein ausdrucktes Bild der Andromeda-Galaxie M31 - diese wollte er sich anschauen. Er sprach mich auf diese an und ich nahm diese zielsicher ins Visier. Wie ich es fast erwartet hätte, machte der Satz "Andromeda - immer wieder für eine Enttäuschung gut." alle Ehre. Hier wieder eine kurze Erklärung meinerseits warum er dies nicht so sieht wie auf seinem Bild. Anschließend noch M33, M81 und M82 betrachtet. Der schmale Strich M82 im Okular kam am besten an.


    Das beste kommt zum Schluss dachte ich mir und so wurde nun das Parade-Objekt des Winterhimmels angesteuert - richtig, M42, der große Nebel des Orion. Dieser Anblick hat meinen Gast aus den Socken gehauen - gelinde gesagt. Ein wenig weniger Mond wäre schön gewesen für den Anblick des Nebels, aber so haben wir noch ein wenig Mond geguckt. Anschließend einfach noch ein wenig durch den Himmel geschwenkt.


    Als mir die Kirchtumglocke verriet, dass es mittlerweile 2:30 Uhr war, baute ich ab.


    <b>Resumé des Abends/ der Nacht</b>


    Ich konnte ihm den nächtlichen Himmel etwas näher bringen auf eine sehr lockere Art und Weise. Zwar versuchte meiner-einer zu jedem Objekt etwas zu sagen was mir aber aufgrund der Spontanität dieses Events nicht ganz gelang - mit mehr Zeit hätte es vermutlich anders ausgesehen. Beim Jupiter hätte ich mir persönlich etwas mehr Vergrößerung gewünscht. Aufgrund des 10 mm Okulars waren lediglich 150-fach drin - leichten Frust darüber ließ ich mir jedoch nicht anmerken. Da muss also baldigst was neues her. Meinem Gast hat es trotzdem sehr viel Spaß gemacht und auch für mich war es eine Wohltat nach 6-7 Wochen endlich mal wieder durchs Okular zu gucken. Die Ambitionen zu einem eigenen Teleskop hat mein Bekannter zwar (noch?) nicht, aber ich musste ihm versichern, dass wir das so schnell und so oft wie möglich wiederholen - keine Einwände meinerseits[;)]


    Ich hoffe euch hat das Lesen ein wenig Spaß gemacht oder habt selbst schon einmal solche Erlebnisse gehabt...


    Gruß
    Marco


    <font color="limegreen">Von "Allgemeine astronomische Themen" verschoben. Stathis</font id="limegreen">

  • Hallo Marco,
    das klingt doch sehr erfolgreich ;)
    Schöner Bericht!


    Eigenes Teleskop-&gt;
    Was noch nicht ist, kann ja noch werden... aber muss ja auch nicht sein. Wenn das Interesse angeregt wurde und ein paar Grundlagen hängen geblieben sind (Jupiter ist mit dem Auge zu sehen, wie Galaxien durchs Fernglas aussehen, Sternbilder...), ist das doch schon viel Wert :)

  • Hi Marco,


    schöner Bericht und dein Bekannter ist vielleicht nun kribbelig und will öfters mitbeobachten. <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Auch das Nachführen bereitete ihm keinerlei Probleme trotz enormen Anfängerstatus
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Auch das kenne ich so- hab ich selbst schon öfters erlebt. Nur wird das immer wieder von manchen Usern in Anfängerberatungen abgestritten bzw. das manuelle Nachführen als besonders problematisch dargestellt.


    Gruß
    Stefan

  • Vielen Dank für die Blumen ihr beide.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Auch das kenne ich so- hab ich selbst schon öfters erlebt. Nur wird das immer wieder von manchen Usern in Anfängerberatungen abgestritten bzw. das manuelle Nachführen als besonders problematisch dargestellt.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Stefan, exakt so habe ich das auch schon oft in div. Beratungen gelesen und genau deswegen habe ich ihm gemeinerweise nicht gesagt, dass der Jupiter aus dem Blickfeld laufen wird. "Oh, jetzt isser weg." meinte er. Ich sagte zum ihm: "Führ einfach nach, dann kommt der wieder ins Bild!" Klar, das erste Mal an solch einem Gerät gab es sozusagen etwas Berührungsangst, aber nachdem er fragte wo er anfassen kann gings fast schon automatisch.


    Sicherlich ist es bequemer wenn automatisch nachgeführt wird und man sich darum nicht kümmern muss, aber ein Problem stellt es in meinen Augen nicht dar.


    Gruß
    Marco

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