Mit 8" durch den Herbsthimmel

  • Ahoi ihr Hobby-Spechtler,


    Der Wetterbericht versprach am 2.11 zuerst nichts Gutes. Wolken und Hochnebel hiess es... Trotzdem, man will ja nie eine Chance verpassen, und so habe ich den routinemässigen Blick am Abend gegen den Himmel geworfen. WOW! Von wegen Wolken, sehr klar war es, Wega stand wie eine LED im Himmel und die Milchstrasse war strukuriert. Die Transparenz war sehr gut, trotz leicht frischer Bise. Ich schätze den Himmel mal auf 5mag. Also hurtig alles aufgebaut und mich dann schön aufgewärmt vor das Okular gesetzt.


    M57(200x)


    Ring sehr Hell, Ost und West Seiten(links und rechts) am hellsten. Leichte Ellipsenform gut sichtbar, Kontrast zwischen hellem Ring und dunklerer "Füllung" sehr stark. Sternchen rechts unterhalb des Ringes direkt zu halten. Mit UHC noch heller, Detail's kann ich dem Ring aber nicht entlocken.


    M13


    Der Haufen ist im Sucher schon extrem auffällig. Mit 200x Vergrösserung zeigt sich für mich ein etwas untypisches Bild. Der Haufen ist sowohl am Rand als auch sehr nahe bis in's Zentrum in Einzelsterne aufgelöst. Für mich scheint es allerdings als ob vom Kern aus "Arme" aus Sternen nach aussen ragen. Das ganze sah ein bisschen aus wie eine Spinne..


    NGC 6543 Katzenaugennebel


    Dieser berühmte Planetarische Nebel zeigt sich bereits im 32er SWA Okular als kleines Nebelscheibchen, mit eindeutig grünlichem Farbstich. Mit 200x und UHC zeigt sich der Nebel immernoch sehr hell und die leichte Ellipsenform sticht deutlich hervor. Leider genügte mir hier diese Vergrösserung nicht aus, um mehr Detail's im Nebel auszumachen. Mir scheint allerdings das ich an den beiden Enden die "Zipfel" sehe, sogar ziemlich eindeutig. Halo völlig unsichtbar.


    Zirrus-Komplex


    Jaja, schon wieder [:D], diesmal hatte ich aber auf der vollen Länge Erfolg!. Zuerst wieder der West-Teil bei 51 Cygni. Der hellste Teil ist eindeutig sicher zu halten, allerdings variiert die Sichtbarkeit stark. Manchmal sehe ich ihn sehr klar und eindeutig, dann verschwindet er für kurze Zeit fast wieder. Den "Schweif", der im Okular gesehen nach Rechts aussen abdriftet habe ich leider nicht gesehen. Ich bilde mir eine leicht zerfaserte Strukur ein. Dann bin ich weiter zum Ost Teil, und hier hats mich schier vom Astrostühlchen gehauen [:0]. Habe ich ihn bisher nie eindeutig ausmachen können sprang er mir dieses Mal regelrecht in's Gesicht. Der Komplette Bogen war verfolgbar, sehr detailliert und auch wieder wild ausgefranst. Das Highlight war die Verdickung im untersten Teil des Bogen's. Da werf ich jetzt mal was in den Ring aber die war echt nicht mehr weit weg von einer Schwarzweiss-Aufnahme [^]. Der Hammer! Der UHC war hier wieder absolute Pflicht. Ohne Filter ging rein gar nicht! Benutzt habe ich ihn mit einem 25mm China Plössl. Den mittleren Teil habe ich übrigens nicht gesehen, obwohl ich auch nicht speziell auf ihn aus war ;)


    M31


    Unser nächster Nachbar war bereits von blossem Auge gut zu halten. Benutzt habe ich hier wieder das 32er von Omegon. Die Kernregion natürlich extrem leuchtstark, beide Begleitgalaxien waren sofort leicht erkennbar. Mit zunehmender Beobachtungszeit wurde immer mehr die enorme Grösse der Sterneninsel klar. Bald stellte ich fest das die Galaxie über das Gesichtsfeld meines Okulars hinausreichte. Sehr beeindruckend! Das Staubband vor dem Kern konnte ich als feinen, dunklen Streifen ausmachen! Auch der Vater war hellbegeistert vom Anblick ;)


    Chi Persei Doppelhaufen


    Eigentlich bin ich nicht so der Fan von offenen Sternhaufen aber dieses Exemplar kann ich wirklich nur jedem empfehlen! Der Haufen war bereits deutlich mit dem unbewaffnetem Auge als kleine Wolke im Milchstrassenband zu sehen. Im Scope hat's mir dann fast wieder einen gegeben. Ich kann nur Eins sagen: Diamanten! [:0] Wirklich was vom schönsten überhaupt. Die Sterne waren messerscharf und wunderschön. Es dominierten bläuliche und weissliche Sterne, vereinzelt standen auch Rote Mitglieder im Haufen.


    NGC 7662 Blauer Schneeball


    Praktisch exakt im Zenit stehend wagte ich mich auch an diesen PN. Im Aufsuchokular als leicht nebliges Sternchen mit deutlich blauer/türkiser Farbe zu erkennen. Bei 200x immernoch sehr leuchtstark, Form ist nahezu Kugelförmig. UHC hat hier nicht all zu viel gebracht ausser einer starken Kontraststeigerung. Detail's konnte ich dem Nebel allerdings nicht mehr entlocken, da wäre sicherlich mehr gegangen mit höherer Vergrösserung.


    Mittlerweile waren meine Füsse tiefgekühlt und ich beschloss zusammen zu packen. Als letztes Schmankerl nahm ich mir noch freiäugig die Plejaden an, als genau in dem Moment eine wunderschöne Sternschnuppe nebenan vorbeirauschte. Mann war die Schnell [:D]


    Fazit: Super Nacht mit tollen Ergebnissen, nur NGC 7000 und den Sichelnebel konnte ich nicht erkennen. Trotzdem, super Abend!

  • Servus Lars!
    Ja, das Wetter immer im Auge zu behalten lohnt sich bei unserem Hobby, der Astronomie schon. So gibt`s dann sozusagen "Extra-Nächte" die man schon abgeschrieben hätte. Da hattest Du ja lauter Klassiker auf der Liste.

    Zu M13: Bei mittlerer Vergrößerung kann man den "Propeller oder Mercedes-Stern" sehen der fast vom Zentrum aus nach außen verläuft und dem Eindruck von Stern-Reihen sehr nahe kommt. Allerdings ist der Propeller als Unterbrechung des Sternhaufen zu sehen, also 3 Sternfreie Linien sozusagen.


    Zu NGC 6543: Da muß das Seeing Top sein um extrem vergrößern zu können, ruhig mal über das Maximum mal versuchen.

    Zum Cirrus-Nebel: Schön beschrieben und erkannt. Hier könntest Du mit einem guten OIII-Filter noch deutlich mehr rausholen da der Nebel sehr gut auf diesen Filter reagiert, da fällst Du dann fast um [:D]!
    Deine Beobachtungschilderung lässt erkennen, daß Du beim indirekten Sehen noch etwas unsicher schaust, deshalb diese Schwankungen. Da hilft nur üben, üben ....!


    Ich hätte für Dich noch eine Anregung. Du könntest mal versuchen anhand einer Karte, wie sie z.B. im DSRA ist, die Grenzgröße im kleinen Wagen (UMi) genauer bestimmen, so kann man die Nacht auch besser einschätzen.

    Danke für`s Einstellen Deines Berichtes und immer warme Schuhe anziehen.
    [8D][8D]


    Grüße aus dem Allgäu,
    Roland

  • Danke für's Feedback,


    Bei M13 hatte ich eher das Gefühl die Arme bestehen aus Sternen, kann aber auch sein dass ich mich da getäuscht habe. Die Grenzgrösse habe ich tatsächlich an Ursa Minor abgeschätzt, da war der schwächste Stern im Viereck grade zu halten, also ca 5mag laut Stellarium. Muss mir dringend noch ein Okular mit kürzerer Brennweite besorgen, Barlow soll ja nicht unbedingt die Optimallösung darstellen habe ich gehört.


    Gruss

  • Wenn die Milchstraße strukturiert war, dann waren das bestimmt deutlich mehr als 5 mag. Ich hatte schonmal 5,2 mag aus der Stadt raus und da war nur ein Hauch von Milchstraße in Zenitnähe zu sehen. Und um wirklich sicher M31 zu sehen mit bloßem Auge brauche ich mindestens 5,5 mag, auch um die Staubbänder durchs Teleskop zu sehen brauche ich mehr als 5 mag.
    Ist sicher auch eine etwas subjektive Sache, laut dem Wikipedia-Artikel über die Bortle-Skala ist schon bei Bortle 7 also 4,5-5mag M31 mit bloßem Auge drinn, als ich das gelesen habe, dachte ich, niemals.
    Vielleicht hast du aber auch nicht lange genug mit der Grenzgrößenbestimmung verbracht, manchmal muss man ziemlich die Augen verdrehen und lange genug an die richtige Stelle stieren, bis man auch die feinsten Sterne entdeckt hat.

  • Also unter Strukturiert verstehe ich leichte Helligkeitsunterschiede innerhalb des Bandes ;) Ich denke die Grenzgrösse lag mit ziemlicher Sicherheit um die 5Mag, wie schon gesagt der schwächste Stern im kleinen Bären war grade so sichtbar. Kann schon sein das es da grosse unterschiede zwischen 2 Personen gibt, die milchstrasse im Zenit und Andromeda seh ich aber auch schon bei schlechteren Bedingungen. Wobei bei Andromeda vor allem auch die Durchsicht und die Transparenz wichtig ist, da die Helligkeit hier über eine grosse Fläche verteilt ist.

  • Ich denke auch das er eine gute Wahl ist/war, die Geister scheiden sich ja was diesen Filter anbelangt. Manche finden ihn Toll(wie ich), andere meinen der sei der totale Mist. Da müsste man mal einen konkreten Vergleich mit Astronomik/Lumicon etc. aufstellen, wo man die Filter direkt am selben Ort und Objekt testen kann. Am meisten beeindruckt hat mich der Filter wohl schon beim Cirrus, da war ohne UHC-s rein gar nichts zu sehen, mit hingegen leuchtete das Teil regelrecht ;)


    Was für Erfahrungen hast du den mit dem Filter gemacht?


    Gruss

  • Hallo,


    ein schön geschriebener Beobachtungsbericht.
    Da die kleinen hellen PNs sehr flächenhell sind, kannst Du da auch mal mit richtig Vergrösserung draufgehen, also so 250x oder 350x. Dann kommen die Details! Hier setze ich an meinen Teleskopen gerne ein 3mm Radian ein - das rockt richtig am planetarischen Nebel.


    Viele Grüße


    Markus




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    Quidquid agis, agas prudenter et respice finem!
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    Juniper Hill Observatory


    Markus A. R. Langlotz
    Dr.-Bruno-Sahliger-Str. 8
    D-93096 Köfering


    Die Astroseite: http://www.N-T-L.de
    Die Sternwarte: http://sternwarte.N-T-L.de
    Die Mailadresse: ntl.observatory (at) freenet.de

  • Hallo Lars,


    schöner Bericht. Hier im Nordwesten ist das Wetter schon wieder lange so [:(!][xx(][V] wie immer...


    Ich bin mit 8'' f/6 unterwegs und kann gerade bei den flächenhellen PN das 2,5er Nagler mit Gewinn einsetzen, sofern das Seeing stimmt. Dann habe ich auch schon den helleren Innenbereich von NGC 7662 ringförmig abgegrenzt gesehen (480x, 0,42 mm AP). An NGC 6543 steht dieses Experiment noch aus.


    Viel Erfolg!

  • Ja auch hier in der Schweiz ist das Wetter momentan echt zum ko****, freu mich dann aber umso mehr auf die Winterobjekte wie M42 etc. :) Schön zu hören das diese Vergrösserung Seeingtechnisch drin liegt. Das nachführen wird etwas Übung brauchen aber es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen.

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