Hallo Freunde,
es ist schon fast Tradition, dass ich im deutschen Sommer zum Juni- oder Juli- Neumond in den südafrikanischen Winter fliege.
So entkommt man den weißen Nächten!
Wie im letzten Jahr waren wir wieder zu dritt und flogen mit dem Airbus A380 nach Johannesburg.
Mit dabei Dietmars 18 Zoll Dobson und zum ersten mal mein 20 Zoll Dobson.
Dazu mehrere Ferngläser, ein Dutzend Okulare nebst Koma-Korrektor, ein Binoansatz, eine EQ- Plattform für 28° Süd,
ein laminierter Skyatlas und natürlich der unentbehrliche Night-Sky-Observer Teil 3 und für dem Nordhimmel der Stropek.
Der Rainer hatte dazu seine noch schnell gezimmerte Barndoor nebst Linhofstativ dabei,
um neben dem Spechteln auch ein paar Fotos machen zu können.
Das alles bedeutet ein Gesamtgewicht von circa 150 kg, verteilt auf sechs große Teile und mehrere Handgepäckstücke.
Da man in der Business-Klasse zwei 32kg-Koffer mitnehmen darf und dazu zweimal Handgepäck mit je 8 kg ist das vollständig ausreichend.
Abgeholt wurden wir wieder vom Farmer Hottie Oberholzer, der uns in seinem VW Bulli zu seiner 400km entfernten Farm in der Nähe von Vryburg fuhr.
Das Wetter war herrlich und ein schöner blauer südafrikanischer Winterhimmel begleitete uns.
Auf der Farm angekommen packten wir unsere Klamotten aus und begannen die Dobsons aufzubauen.
Schon die erste Nacht sollte trotz einiger Reisemüdigkeit genutzt werden.
Schnell wurden die Dobsons an unserem Beobachtungsplatz mit Südsicht bis zum Horizont aufgestellt.
Der Himmel war traumhaft und das SQM zeigte im Zenith Werte um 21,7.
Am Horizont sah man die Aufhellungen der Orte Schweizer-Reneke und Vryburg. Sie störten die Visuellen aber nicht!
Wie im letzten Jahr begannen wir mit den Traumobjekten des Südhimmels.
Das fing damit an, dass man den Telrad am Omega Centauri justiert!
Dann ging es weiter, natürlich erst einmal auswendig, zum Eta Carina Komplex,
dann zu der Galaxis NGC5128 (Centaurus A), dann zum tiefstehenden 47 Tucanae,
dann wieder zum Schmuckkästchen, dann zu M7 und M6, weiter zu M83 und M104 usw. usw.
Auch nach einem Jahr Pause fanden Dietmar und ich diese Objekte fast wie im Schlaf,
nur der Rainer hatte anfangs einige Probleme mit den unbekannten Südsternbildern.
Auch den auf dem Kopf stehenden Löwen erkannte er erst nach reichlichem Verdrehen des Kopfes.
Der Saturn stand fast im Zenith und war in beiden Teleskopen eine wahre Pracht.
Gegen Mitternacht war der Traum vorbei... die Müdigkeit war übermächtig.
Die nächsten Tage auf der Farm boten eine Fülle an Abwechslung, angefangen bei Fahrten ins 30km entfernte Vryburg zum Einkaufen
(typische Farmerhüte, Rotwein, Mitternachtskekse usw.) bis zum Treiben der Kühe von einer Weide auf die nächste.
Am Nachmittag wurde oft gegrillt und Hottie legte seine Scheiben auf!
Zwei Tage und Nächte waren bewölkt und eine Nacht war der Wind so stark, dass wir dem Rotwein frönen konnten.
Eine der bewölkten Nächte waren wir beim 6km entfernt wohnenden Nachbarn Frikkie zum Grillen eingeladen und hatten riesigen Spaß bei
Warzenschweinwürsten und Rindersteaks. Diese Nacht hatten wir vortrefflich genutzt!
Insgesamt hatten wir fünf gute Nächte, die wir auch für Führungen nutzen konnten.
Die nette Nachbarschaft mit Kind und Kegel wollten alle mal den Saturn und die Sterne sehen.
Das hat uns viel Spaß gemacht, auch weil die Leute nach kurzer Zeit wieder verschwanden.
Danach war es still und wir konnten uns den etwas spezielleren Objekten widmen.
Die Nächte waren meist sehr gut, immer windstill, das seeing war brauchbar, aber nicht so gut wie im letzten Jahr und das
SQM zeigte immer wenigstens 21,5 an.
Ich hatte mir vorgenommen, angeregt durch Uwe Glans Namibiabericht, die Terzan- Kugelhaufen zu suchen.
Leider waren meine Bemühungen nur bei Terzan 1, 3 und 5 nach für meine Verhältnisse langem Suchen erfolgreich.
Dann hatte ich die Lust an schwachem Glimmen verloren und schaute mir lieber M22, M19, M4 und NGC 6144 an.
Später gab es Ton 2 und NGC 6380, zwei winzige Fuzzies, aber auch nur, weil sie im Stachel des Skorpions leicht zu finden waren.
Mit zwei großen Dobsons für drei Beobachter gab es ein dauerndes hin und her, dass es einem fast schwindelig wurde.
Dazu machte der Rainer mit der Barndoor viele Aufnahmen der Milchstraße.
Ich hatte leider kein richtiges Programm, was man an meinen chaotischen Aufzählungen merken kann.
Nur der Dietmar war gut vorbereitet und arbeitete die Objekte aus Dieter Willaschs „Perlen des Südhimmels“ ab.
Selten habe ich so gute Fotos mit gleich guten Begleittexten gesehen, wie in diesem Buch!
Meine Objekte der Begierde waren neben den bekannten Galaxien und Kugelhaufen meist kleine Planetaries, aber auch große Gasnebel und Dunkelwolken.
Natürlich immer wieder die hellen Objekte, damit die Augen auch mal richtig was zu tun hatten.
Am Morgenhimmel zum Beispiel begeisterten die „Big Five“, die schönen Südhimmel-Galaxien.
Das waren NGC55, NGC300, NGC1365 (die wunderschöne Balkenspirale), NGC247, NGC253 und als sechster dazu der Kugelhaufen NGC288.
Besonders beeindruckend war wieder der riesige Helixnebel, auch im Vergleich zum halben Himmel entfernten Hantelnebel. Der ist viel heller, aber auch kleiner.
Die hellen Planetaries wurden immer wieder beobachtet: NGC5189 (Spiral Planetary), NGC3242 (Jupiters Geist), NGC6369 (littel Ghost), NGC4361 im Corvus,
NGC6337 mit einer Sternenkette im Ringinneren, NGC6302 (Bugnebel) und vielen anderen kleinen Planetaries.
Die hellen Virgo-Galaxien und auch die Knaller M104 und M83 mit kontrastreichen Spiralarmen rundeten die Beobachtungen ab.
Natürlich war auch wieder der schöne Ring von Shapley 1 dran und endlich konnte ich ihn nach nur wenigen Minuten finden.
Er hat für den Telrad einfach zu wenige Leitsterne und steht im Niemandsland des Sternbildes Norma.
Leider war nach acht Nächten Schluss und wir flogen zurück nach Frankfurt.
Insgesamt ein erfolgreicher und unterhaltsamer Aufenthalt beim Hottie in Vryburg... kann man nur empfehlen!
Sehr nette Leute, preiswert und gute Astrobedingungen, wenn man mit eigenen Equipment anreist.
http://savannahsuntours.oyla.de/cgi-bin/hpm_homepage.cgi
cs
Timm
P.S. wer Tippveeler findet, darf sie behalten!