Buchrezension "Galaxien"

  • <b>Galaxien</b>
    Eine Einführung für Hobby-Astronomen



    Autor: Wolfgang Steinicke
    Verlag: Oculum Verlag
    208 Seiten
    Preis: € 24,90
    ISBN: 3938469560


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    © Oculum Verlag
    Mit freundlicher Unterstützung
    des Verlages




    <b>Klappentext: </b>


    <i>Galaxien, die Schwestern unserer Milchstraße im All, faszinieren durch ihre vielfältigen Formen und Erscheinungsweisen. Ihre ungeheuren Größen und wahrhaft astronomische Entfernungen relativieren die Dimensionen unserer kosmischen Umgebung.


    Dieses Buch erklärt die Entstehung, Entwicklung und Struktur der Welteninseln aus Sternen, Gas und Staub. Ausführlich wird erklärt, wie man Galaxien mit Amateurteleskopen beobachten und fotografieren kann.


    Bekannte und weniger bekannte Beispiele von der Andromedagalaxie bis zu schwachen Zwerggalaxien werden vorgestellt - eine einzigartige Quelle der Information und Anregung für Deep-Sky-Beobachter.
    </i>




    <b>Rezension: </b>


    Galaxienbeobachtung ist nur etwas für große Öffnungen?
    Nein, Wolfgang Steinicke bricht schon im Vorwort eine Lanze für ein „Minimum-Aperturfieber“. Und auch später im Text findet sich nach einer Erklärung zur fotografischen Ermittlung der Helligkeitsdaten die Bemerkung <i>„Man sollte sich also von Katalogdaten nicht irreführen lassen.“</i> Womit gemeint ist dass einige Galaxien, die in den Katalogen, bedingt durch die Art der Helligkeitsbestimmung, als schwach gelistet sind, visuell durchaus lohnende Ziele sein können.


    Das Buch folgt einem logischen Aufbau: zuerst die (überhaupt nicht) graue Theorie, Grundlagen zur Praxis und schließlich geht der Autor auf die Objekte selber ein.
    Der theoretischen Teil beginnt mit einer Standortbestimmung, wo befinden wir uns in der Milchstraße und wo befindet sich die Milchstraße im von uns beobachtbaren Universum.
    Art und Aufbau, physikalische Eigenschaften und die Hubble-Klassifikation sowie die Klassifikation nach de Vaucouleur werden auführlich beschrieben, bevor es zur Entstehung und Entwicklung der Galaxien kommt. Auch hier folgt der Autor einem logischen Aufbau, von den ersten Strukturen nach dem Urknall zu den Galaxien, Galaxienpaaren, Gruppen, Haufen und Superhaufen. Quasare finden darin auch ihren Platz. Alles was der Autor im Text erwähnt, wird durch Beispiele verdeutlicht.
    Der theoretische Teil endet mit einer Beschreibung der Galaxienforschung, wie die ersten Entdeckungen gemacht wurden bis man zu der Erkenntnis kam, dass Galaxien nicht zu unserer Milchstraße gehören.


    Der Praxis-Teil ist in sich noch einmal unterteilt und zwar zur visuellen Beobachtung und zur Fotografie. Während der visuelle Teil sehr ausführlich geraten ist und alle wichtigen Aspekte und erforderliches Zubehör behandelt, beschränkt sich der Fotografie-Teil auf die historische Entwicklung der Astrofotografie und einen sehr groben Überblick über die heute verwendeten unterschiedlichen Chips und Kameras. Das ist auch erklärlich, da eine umfangreichere Darstellung den Rahmen gesprengt hätte.
    Wolfgang Steinicke redet (schreibt) dem Leser auch sehr eindringlich ins Gewissen, bei Zeichnungen selbstkritisch zu sein, und wirklich nur das zu zeichnen, was man sieht.
    Aber auch in der Fotografie ist ein gesundes Maß an Zurückhaltung in der Bildbearbeitung notwendig, sonst hat das Ergebnis nicht mehr viel mit dem wirklichen Objekt zu tun.


    Im Objekt-Teil schließlich beginnt Steinicke mit dem klassischen Messier-Katalog, es folgen die Kataloge von Herschel, Caldwell und NGC/IC bis er bei den zahlreichen weiteren, teilweise recht exotischen Galaxienkatalogen, die inzwischen verfügbar sind, seine Auflistung beendet.
    Aber nur eine Übersicht über die Kataloge wäre eine schwache Hilfe, wenn man nach neuen Herausforderungen am Himmel sucht.
    So folgen zahlreiche unterschiedliche Zusammenstellungen von Galaxien, sortiert nach immer unterschiedlichen Vorgaben wie z.B. nach Sternbildern oder Sternmustern oder auch Galaxien im Bereich des Milchstraßenbandes.
    Dies sind Gruppen, die man sich leicht noch selber zusammen suchen kann.
    Interessanter und aufwändiger wird es bei Galaxien der Lokalen Gruppe, Sortierung nach unterschiedlichen Typen, Quasaren, Paaren, Trios, Guppen und Haufen.
    Diese Beobachtungsvorschläge sind immer tabellarisch aufgeführt, auf viele dieser gelisteten Objekte wird im Text näher eingegangen. Wer alle diese Vorschläge nachvollziehen will, braucht sich über Jahre keine Gedanken mehr zu machen.
    Das Buch schließt mit einem Glossar, Literaturhinweisen, Links und einem ausführlichen Objektverzeichnis.


    Bereits 2006 erschien im Springer-Verlag von Wolfgang Steinicke das Buch „Galaxies and How to Observe Them“ (Rezension: http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=141397). Als ich das Buch vor ein paar Jahren zum ersten Mal las, fand ich es schade, dass es kein vergleichbares Buch in deutscher Sprache gab.
    Mit dem Oculum-Verlag hat Steinicke einen guten Herausgeber gefunden, in dessen Verlagsprogramm sich dieses Buch gut einfügt.
    Das Buch ist komplett überarbeitet und teilweise didaktisch anders aufbereitet. Es ist locker und fließend zu lesen und dürfte kaum etwas wissenswertes über Galaxien auslassen.
    Viele Fotos und Zeichnungen versuchen den visuellen Eindruck der beschriebenen Objekte zu vermitteln, immer wieder findet man farbig unterlegte Info-Kästen, in denen auf besonders Wissenswertes näher eingegangen wird. Die im Text vorkommenden Tabellen sind sehr übersichtlich und gut verständlich.
    Manche der Tabellen enthalten die gleichen Objekte wie das Buch von 2006, andere wurden offenbar neu zusammen gestellt.
    Was ich in dem englischen Buch vermißt habe, war ein Objektverzeichnis (welches man von der Internetseite des Autors herunterladen kann), was im vorliegenden deutschen Buch enthalten ist. Nach kurzer Übersicht enthält es in der deutschen Ausgabe mehr Objekte auch wenn einige aus dem englischen Buch nicht enthalten sind.


    Es gibt an diesem Buch nicht viel zu bemängeln, so prescht der Autor manchmal im Text etwas vor und es werden Bezeichnungen erwähnt, deren Bedeutung erst später erklärt wird. Das ist in dem Moment etwas verwirrend, eine kleine Notiz wie „siehe Seite x/y“ wäre dann hilfreich gewesen.
    Das Layout, sowohl des Fließtextes als auch der Tabellen ist übersichtlich und einheitlich.
    Im Objekt-Teil wünscht man sich zuerst weniger Fotos und Tabellen, weil der Text dadurch schon fast zur Nebensache wird, aber nach kurzer Zeit gewöhnt man sich daran.




    <b>Fazit: </b>


    Dieses Buch sei jedem an Galaxienbeobachtung interessierten Hobby-Astronomen wärmstens ans Herz gelegt.
    Es gibt nicht nur unseren jetzigen Wissensstand über Galaxien ausführlich wieder, es bietet Lesestoff für viele Stunden und Beobachtungstipps für Jahre und für jede Öffnung.
    Das Buch wäre nicht von Wolfgang Steinicke ohne Ausflüge in die historische Entwicklung der Astronomie. Dies liest sich im Zusammenhang recht kurzweilig und lockert den Stoff noch weiter auf. Viele eingestreute historische Zeichnungen wie z.B. von Lord Rosse oder Wilhelm Herschel verdeutlichen die Fähigkeiten der frühen Beobachter.
    Die Aufmachung des Buches ist ansprechend, der Text gut verständlich.
    Nach meiner Meinung hat das Buch das Zeug dazu, in den Kreisen der Hobby-Astronomen zu einem Standardwerk zu werden.

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