IR-RGB-Saturn mit monochromer ALccd5L-IIm

  • Hallo Freunde der farbigen Plantenbilder,


    Gestern Nacht hatte ich ein First Light.
    Und zwar habe ich das erste mal erfolgreich meine ALccd5L-IIm mit dem Atronomik LRGB Filtersatz und dem Baader IR-Pass verheiratet. Das Ziel war natürlich der Saturn, wenn auch die Bedingungen alles andere als optimal waren.


    Das Seeing war schlecht, zudem stand der Planet nur zwei Handbreit über einem warmen Hausdach. Das Ergebnis ist entsprechend, zeigt aber immer noch mehr Details als befürchtet:



    Saturn, 8.6.2013, 23:45 Uhr, Itzehoe
    Celestron 8 fokal, 2000mm
    Astronomik RGB, Baader IR-Pass 685nm
    Je 200/1000 Frames, Autostakkert!2 und Fitswork


    Könnte etwas größer sein, nächstes mal benutze ich eine Barlow. Das ganze war auch mehr ein Experiment wie sich Kamera, RGB-Satz, Filterrad und vor allem die Bildbearbeitung machen. In Anbetracht der Umstände bin ich mit dem Ergebnis recht zufrieden. Die monochrome ALccd5L-IIm ist eine richtig schnuckelige kleine Planetenkamera.


    Das ist mein allererstes RGB-Bild! Ich habe so etwas noch nie zuvor gemacht. Und es ist wirklich nicht halb so kompliziert wie gedacht.


    Was haltet Ihr davon?
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Leute,


    ich hatte vergangene Nacht noch mal Gelegenheit auf den Saturn zu halten. Das Seeing war noch schlechter als in der Nacht zuvor, visuell war die Cassiniteilung nicht auszumachen. Die Bedingungen waren also denkbar schlecht. Dennoch habe ich es gewagt und ein wenig herum experimentiert.


    Zunächst wieder Saturn Fokal mit 2000mm:



    C8, 2000mm, f/10
    ALccd5L-IIm mit Astronomik RGB und Baader IR-Pass
    IR-RGB aus jeweils 200/1000 Frames, Autostakkert!2 und Fitswork
    Das Bild wurde beim Stacken 1,5x gedrizzelt.


    Nichts tolles, aber immerhin ist mehr zu sehen als visuell. Auch bei den Aufnahmen war die Teilung schon zu sehen, also habe ich ganz mutig die Barlowlinse rein gedreht, um auf etwa f/17 zu kommen:



    Gleiche Daten wie oben, nur mit Barlow. Immer noch nicht mehr zu sehen, dafür etwas größer. Und ich habe vergessen die Stackingränder weg zu schneiden. *schäm* Aber das Bild lässt immerhin erkennen, wieviel mit dieser Kamera im LRGB-Verfahren möglich sein wird, wenn das Seeing endlich mal mitspielt. [}:)]


    Soviel von mir dazu. Saturn hat diese Jahr eine ganz schlechte Saison. Aber wem sage ich das...[V]


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hi Marcus!


    Hmmm, wir haben ja die gleiche Optik, die gleichen Kameras, nur Deine ist in s/w...
    Da frage ich mich, ob sich dieser ganze Aufwand mit Farbfiltern soooo lohnt?
    Für mich wäre die Filterschieberei nix.
    Will das aber auch nicht schlecht reden!
    Man kann saubere Details erkennen, evtl. kannst Du das noch etwas herausmeisseln?
    Z.B. der dünne, schwarze Streifen auf dem Planeten, über den Ringen.
    Wenn der als Linie und gut kontrastiert zu erkennen ist, weiss man: Guuutes Bild! ;)
    Der rote Farbkanal kommmt (auf meinem Monitor) etwas zu kräftig daher.
    Ich würde versuchen bei der Schärfung noch was rauszuholen, da stecken meiner Ansicht nach noch 10-15% mehr drin und dunkeler könnte er sein, das tut insbesondere den Ringen gut.
    Bei der Saturnsaison stimme ich Dir zu, mittlerweile mache ich zum "warmwerden" schon beinahe routinemäßig ein paar Filme, aber es ist immer nur Durchschnittsware.
    Anfang Mai war's am Besten, subjektiv betrachtet.


    Ich hoffe, Du nimmst mir meine "Zweifel" an der LRGB-Filmerei nicht krumm!
    Lasse mich gerne eines besseren belehren und werde Dich entsprechend huldigen... ;)


    Gruß vom Uli

  • Hallo Uli,


    Warum sollte ich Dir Deine Zweifel übel nehmen? Genau dafür sind Foren doch da und wenn ich keine Kritik abkönnte, würde ich derart unscharfe Ergebnisse nicht veröffentlichen.


    Das Problem bei diesen Bildern sind die wirklich miserablen Bedingungen unter denen sie entstanden sind. Wie gesagt, in beiden Nächten war mit dem 8"er und 300x die Cassiniteilung visuell nicht auszumachen, das Seeing war einfach zu schlecht. Und mit Seeing meine ich nicht das niedrigfrequente Wabern bei dem der Planet hin und her hüpft, sondern dass das Bild einfach Matsch ist und keine Details zeigt.
    Ich habe die Bilder massiv bearbeitet und mit großen Radien geschärft (iterativer Gauss in Fitswork). Den Blaukanal des großen Bildes mit einem Radius von 6! Das ist riesig und bedeutet zugleich, dass alle feinen Details untergehen. Rot und IR waren viel besser, zeigten mehr Details und schon beim Filme die Cassiniteilung. Ich konnte sie mit kleineren Radien schärfen und so insbesondere viele Details für den IR-Luminanzkanal gewinnen.


    So entstanden trotz des miserablen Seeings Bilder, auf denen etwas zu erkennen ist, auch wenn durch die unterschiedliche Qualität der einzelnen Farbkanäle die Farbverteilung etwas seltsam ist, wie auf dem unteren Bild deutlich zu erkennen.
    Warum habe ich die Bilder dennoch gemacht? Weil LRGB für mich auch etwas vollkommen neues ist und ich schon mal Erfahrungen sammeln will, damit ich für eine Nacht mit gutem Seeing gewappnet bin. Erfahrung mit der Bedienung der Kamera und des Filterrades und vor allem mit der EBV. Und immerhin sind diese Bilder einen Riesenschritt von meinem letzten Saturn entfernt, den ich unter ähnlich schlechten Bedingungen vor drei Sahren mit einer Philips-Webcam gemacht habe:



    Also ich erkenne da einen Fortschritt... [;)]


    Und in meiner Erklärung hast Du bereits einen Grund warum eine monochrome Kamera das Potential für bessere Bilder hat. Durch die von vornherein vorgenommene Trennung der Kanäle kannst Du auch aus Material das sonst unrettbar wäre etwas heraus holen. Ich kann schon bei der Aufnahme die einzelnen Kanäle so aussteuern, dass sie möglichst viel zeigen. Das geht bei einer Farbkamera nicht. Dazu kommt vor allem die höhere Auflösung der Kamera durch die fehlende Bayermaske. Das kann man aber natürlich nur ausspielen, wenn die Bedingungen stimmen. Unter diesem Aspekt sind diese Bilder deshalb nicht repräsentativ.


    Mit einem Filterrad sind vier Kanäle schnell aufgenommen. Wenn man auf Grün fokussiert, kann man R,G und B in der Regel aufnehmen ohne jeweils neu zu fokussieren. Nur IR muss dann noch neu scharf gestellt werden. Die Aufnahme eines Kanals dauert bei 1000 Frames etwa 70 Sekunden. Das Filterrad ist in fünf Sekunden neu eingestellt. Länger dauert es in Firecapture die Filter für den folgenden Clip anzugeben, etwa 20 Sekunden. Also bin ich nach rund 30 Sekunden bereit für den nächsten Kanal.
    Die EBV nimmt natürlich mehr Zeit in Anspruch, aber wenn man erst mal den Workflow raus hat, geht das zügig und bringt auch Spaß.
    Deshalb finde ich, dass man mit einer monochromen Webcam einfach mehr Möglichkeiten hat, auch wenn das Aufnehmen und die Bearbeitung etwas aufwendiger sind.


    Im übrigen habe ich mir die monochrome Cam hauptsächlich für H-Alpha gekauft. Die Planeten-LRGBs sind für mich nur ein kleiner Bonus.


    Ich hoffe, ich konnte meine Gründe klar machen. Lass Dich von meinen unscharfen Bildern hier nicht in die Irre führen. Der Einfluss des Seeings ist nicht zu unterschätzen, vergleichen kann man eigentlich nur Bilder, die mit dem gleichen Equipment am gleichen Tag gewonnen wurden. Dann würdest auch Du sehen, dass die Bilder einer monochromen Kamera schärfer und detailreicher sind.
    Im übrigen habe ich die Bearbeitung während einer Zugfahrt auf meinem Netbook gemacht. Der Monitor ist etwas zu dunkel, deshalb sind die fertigen Bilder etwas zu hell geworden. Vielleicht mache ich sie noch mal neu, aber das lohnt eigentlich nicht...


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Moin Marcus!


    Alles klar, ich bin gespannt, wie Du Deine Ausrüstung "erlernst"!
    Gerade auch, weil wir die gleiche Optik haben.
    Gespannt auch deshalb, weil man ja stets zu Größerem strebt.
    Wenn mich die Filterschieberei hier überzeugt, werde ich auch diese Herausforderung annehmen...
    Als ich angefangen habe, hatte ich mir eine Digiklemme besorgt, um "nur mal ein Foto zu Erinnerung zu machen".
    Mittlerweile habe ich die zweite Farbkamera, einen IR-Pass und trenne die Kanäle zur Bearbeitung auf.
    Finde ich sehr spannend und fordernd, sich in Neues einzuarbeiten.
    Gut, dass Du es nicht als Miesepeterei meinerseits aufgefasst hast!


    Horrido und clear skies! ;)


    Gruß vom Uli

  • Hallo Uli,


    Wie gesagt, die monochrome Kamera bietet mehr Möglichkeiten in das Bild einzugreifen als die farbige. Und für H-Alpha mach eine Farbcam ohnehin kaum Sinn, außer dass die ALccd5L-IIc deutlich günstiger ist als die Monochrome.


    Ich gebe die Saturnfotografie für diese Saison aber jetzt auf. Die Bedingungen sind einfach zu schlecht! [:(!]
    Ich habe gestern Abend noch einen Versuch gestartet, aber der Planet steht einfach zu tief und es sind zu viele Wärmequellen darunter. Und wenn es dunkel genug ist, sinkt er schon wieder. Und für eine Expedition an einen besseren Standort habe ich die nächsten Wochen keine Zeit.


    Hier erst mal das Ergebnis von gestern Abend:



    C8 mit ca. 1,7x Barlow, ALccd5L-IIm, Astronomik RGB und Baader IR-Pass
    Firecapture 2.3beta, Autostakkert2 und Fitswork
    Jeweils 100/1000 Frames, IR-RGB


    Da der IR-Kanal ganz gut aussah, habe ich das ganze nochmal gestackt und 1,5x gedrizzelt.
    Das Seeing war minimal besser als beim letzten Versuch und ich habe bei der Bearbeitung auch ein paar Fortschritte gemacht. Insbesondere aus dem völlig vermatschten Blaukanal konnte ich etwas mehr heraus holen.
    Um meinen Workflow und die Schwierigkeiten mit denen ich kämpfe zu verdeutlichen, hier eine kleine Reihe mit Zwischenergebnissen auf dem Weg zum fertigen Bild:



    Oben zunächst der gestackte aber ungeschärfte Blaukanal. Mit so einer Photonensuppe muss ich mich hier herumschlagen.
    Darunter der bearbeitete Blaukanal. Massiv geschärft mit dem iterativen Gauss in Fitswork und mit den Wavelets geglättet und feingeschliffen.
    Als Vergleich darunter der geschärfte IR-Kanal. Das ist meine Luminanz und zeigt, wieviel besser das Bild im IR ist. Sind mit einer Farbkamera überhaupt vernünftige IR-Bilder möglich? Oder nimmt die Bayermaske da zu viel weg?
    Zum Schluss das fertige Ergebnis. Wie gesagt, die Bilddaten und das Rohmaterial sind die gleichen wie bei dem kleinen Saturn oben, nur die Bearbeitung ist anders.


    Jetzt heißt es für mich auf den nächsten Planeten zu warten. Bis dahin werde ich weiter H-Alpha aufnehmen und wenn es wieder dunkel wird, ein paar Versuche mit Deepsky machen. Ein RGB-M57 mit der Kamera wird bestimmt interessant.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

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