SCT geht auch ohne S

  • Hallo Beisammen,


    Ich mag es zwar auch nicht, wenn mir jemand eine Email nur mit einem Link und dem Vermerk 'Cool! Lies mal." schickt, aber bei dieser Diskussion auf CN kann ich mich doch nicht zurückhalten.


    http://www.cloudynights.com/ub…lapsed/sb/5/o/o/fpart/all


    Ich finde dabei die Unbedarftheit der Herangehensweise an das Thema einfach erfrischend. Die Amis sind da einfach flexibler. Da wird der Praxis ein viel breiterer Spielraum gegeben. Wie oft wird hier von Experten über interferometrische Detail diskutiert, während der Normalverbraucher einfach mal Fensterglas als Ersatz für eine Schmidtplatte nimmt. Kein Wunder, dass die 'Barn-Door-Mount' in USA erfunden wurde!


    Clear Skies,
    Gert

  • Hallo Gert,


    ...genau meine Meinung! Nicht umsonst wurde auch der Dobson im Amiland "Erfunden"![8D]
    Hier bei uns regieren die "Beugungsringfetischisten" und die "APOstel", sowie andere "Strehl-Gläubige".


    Freude am Hobby, egal welches Gerät man gerade hat - das sollte im Vordergrund stehen!


    Klaren Himmel und warme Füße


    Jörg

  • Vor Jahren wurde mal ein C5 auf dem ATT guenstig verkauft, bei dem die Schmidtplatte ebenfalls durch Fensterglas ersetzt wurde. Wurde damals auf Astronomie.de berichtet, so um 2002 herum wenn ich mich recht erinnere.


    Sicher eine kreative Loesung, aber bei einem f/2-Primaerspiegel duerfte die sphaerische Aberration ein Albtraum sein. Ich halte moralisch allerdings nichts davon, so etwas ohne Hinweis weiterzuverkaufen (wie angeblich damals auf dem ATT geschehen). Denn wenn "S" draufsteht, sollte auch "S" drin sein.

  • Hallo Jörg,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Hier bei uns regieren die "Beugungsringfetischisten" und die "APOstel", sowie andere "Strehl-Gläubige"...
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    wo denn, wer denn? Endlich mal ne neue Info, oder? [}:)]


    meint Kurt

  • Ähm, bin ja auch immer ein Freund von unkonventionellen Ansätzen, aber das hat ja wohl nicht wirklich funktioniert. Wenn ich den Thread lese, dann kommen sie am Ende zu folgendem Schluss:


    "The view through the good one is fine,at least at 40x and 67x but the "repaired" front assembly with plain glass disc resulted in an image that was sharp only in the very center and distorted more the further from center as if looking through water"


    Weiß nicht ob das so kreativ ist....Man muss dazu auch sagen, dass SCTs von Criterion=Dynamax="Astropappe"=Bausch& Lomb (aufgekauft) 200$ billiger waren als Celestrons, aber als Gurken galten.


    "The good one" war ein SCT mit einer Schmidtplatte aus einem anderen kaputten SCT.
    Funktioniert bis 50X, was wieder zeigt, dass man Schmidtplatten nicht austauschen kann.


    "The repaired one" war ein SCT mit einer Fensterglassscheibe statt Schmidtplatte und - naja - funktioniert auch nicht. Was zu erwarten war.


    Hartwig

  • Ich würde schon noch zwischen genialer Einfachheit und grenzenloser Dummheit unterscheiden.
    Obiges Beispiel kommt eher in die Nähe von letzterem. Wobei nicht sicher ist, ob die original Schmidtplatte jemals mit einer Pechhaut in Kontakt war.
    Sogesehen durchaus ein qualitativ ähnlicher Ersatz[:D]
    Ich glaube jedenfalls nicht, das Unverständnis und Ignoranz ein guter Nährboden für geniale Erfindungen sind.[;)]


    cs Kai

  • Mir kommt da gerade eine Idee.


    Ich habe noch einen alten kaputten 60/900er Refraktor, bei dem ein Element im achromatischen Dublett fehlt. Wenn ich das durch eine Glasscheibe ersetze ... [:D]



    Mal weitergedacht: Kann ich ein ausgefallenes elektronisches Bauteil in meinem Computer mal so auf Verdacht mit einem billigen Widerstand ersetzen ?


    Ich denke, die "Unbedarftheit" in dem amerikanischen Thread ist auf die fehlenden optischen Kenntnisse oder fehlende Information zurueckzufuehren. So fragen ja einige Teilnehmer, ob das Geraet ein SC sei oder ein Tele - bei letzteren kann es Varianten mit planparalleler Scheibe geben. Und nicht jeder kennt Criterion, die Marke ist ja bereits seit Jahren vom Markt verschwunden - wohl auch aus gutem Grunde. Waere Dynamax mal bei seinen Newtons geblieben - ich hatte mal einen 150/1300er, und der war ausgezeichnet.

  • Hallo Gert,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Kein Wunder, dass die 'Barn-Door-Mount' in USA erfunden wurde!
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Von wem und wann wurde sie denn offiziell erfunden? Ich habe als 17-jähriger für meine ersten astrofotografischen Erlebnisse bereits 1985 so ein Holzding gebaut [:D] ... die Idee dazu hatte ich aus einem Buch.


    Grüsse
    Jan

  • Hi Gert,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Gert</i>
    <br />Hallo Beisammen,


    Ich mag es zwar auch nicht, wenn mir jemand eine Email nur mit einem Link und dem Vermerk 'Cool! Lies mal." schickt, aber bei dieser Diskussion auf CN kann ich mich doch nicht zurückhalten.


    http://www.cloudynights.com/ub…lapsed/sb/5/o/o/fpart/all


    Da wird der Praxis ein viel breiterer Spielraum gegeben. Wie oft wird hier von Experten über interferometrische Detail diskutiert, während der Normalverbraucher einfach mal Fensterglas als Ersatz für eine Schmidtplatte nimmt. Kein Wunder, dass die 'Barn-Door-Mount' in USA erfunden wurde!


    Clear Skies,
    Gert
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    mag ja sein dass die erste Barn- Door- Mount in USA erfunden wurde. Für Dobson-ähnliche Konstruktionen gab es schon in meiner Jugendzeit geeignete Anleitungen, auch aus europäischen Quellen. Meines wissens sind die Erfinder der hochkomplexen Software "openFringe" Amis. Du weisst, diese Software hilft uns uns hier und auch drüben ganz entscheidend bei der Beurteilung von (Selbstbau)- Optiken. Der Nutzen dieser Software wird von jenen Amis die zerbrochene SC- Korrekoren durch Fensteglas ersetzen garantiert nicht verstanden. Und ich verstehe nicht was du uns eigentlich sagen willst, lieber Gert[:I]


    Gruß Kurt

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Gert</i>
    <br />Die Amis sind da einfach flexibler. Da wird der Praxis ein viel breiterer Spielraum gegeben.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Ich kenne auch jemanden (kein Ami), der Schweissglas als Sonnenfilter an seinem Newton benutzt (asymetrisch vor einer 50 mm Öffnung montiert). Wenn du da mal durchschaust, weiist du, dass das Zitat besser 'Die sind da einfach naiver. Da wird einfach mal sinnlos rumprobiert.' lauten sollte.


    BTW: Der mit dem Schweissglas erzählt auch so ein Zeug wie 'dass man eine GP-DX durch Austatusch der Achsen auf 70 kg Tragkraft bringen kann'. Alles klar, oder? [;)]


    Gruss Heinz

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">dass man eine GP-DX durch Austausch der Achsen auf 70 kg Tragkraft bringen kann<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Wieso ? Die Originalachsen tragen locker 70 kg. Bloss wie ...


    Aber mal Scherz beiseite: Immer wieder gibt es in den amateurastronomischen Foren Ideen, wie man Abkuerzungen nehmen kann, um guenstiger zu einem neuen Teleskop zu kommen oder Vorhandenes zu verbessern oder (wie im o.g. Fall) zu reparieren.


    Ich erinnere an die Idee, eine Satellitenantenne zu verspiegeln um sie als 50cm-Teleskop zu benutzen. Oder eine Folie unter Vakuum ... und hier bekenne ich mich selber schuldig (Jugend forscht 1990 - funktioniert hat das uebrigens nie!).


    Im Prinzip ist gegen solche Basteleien nichts einzuwenden, und es wurden ja auch viele neue Wege gefunden.


    Ein grosses Teleskop aus Sperrmuell - geht nicht ! John Dobson zeigte dann, wie.


    Spiegelrohlinge muessen ein Dickenverhaeltnis von 1:6 haben, sonst sind sie unbrauchbar. Die Top-Spiegelmacher auf diesem Forum machen heute 1:24 ...


    Also von daher ist eine unkonventionelle Herangehensweise durchaus nichts Verwerfliches. Nur - im konkreten Fall reicht eine blosse Ueberlegung aus, die Methode "Glasscheibe ersetzt Schmidtplatte" zu verwerfen. Abgesehen von der mangelnden optischen Qualitaet von Fensterglas (obwohl modernes Floatglas schon erstaunlich gut ist), gibt es ja einen Grund, eine komplizierte Asphaere wie eine Schmidtplatte herstellen zu muessen. Schliesslich soll ja die sphaerische Aberration des Hauptspiegels kompensiert werden. Normalerweise ist der ja parabolisch (Cassegrain) oder sonstwie asphaerisch (hyperbolisch beim RC und so weiter). Wenn eine Glasscheibe ausreichen wuerde, dann wuerde es ja auch eine Spinne tun und man fragt sich, warum die grossen Hersteller nicht selbst darauf gekommen sind, die hohen Kosten einer Schmidtplatte einzusparen.


    Also schon ohne Optikdesignerkenntnisse kann man sich plausibel machen, dass das wohl nicht geht.


    Und das bringt den Gedankengang eher in die Richtung der Idee, eine Satellitenschuessel verspiegelt als optisches Teleskop nutzen zu wollen. Ein Gedankengang, der durch kurzes Nachdenken und dem Hinweis darauf, warum es noch nicht gemacht wurde, ad adsurdum gefuehrt werden kann.


    Was bleibt ? Das Glasscheiben-Criterion sieht zumindest auf dem ersten Blick wie ein SCT aus. Beim Durchblick aber trennt sich die Spreu vom Weizen. Ganz boese wird es dann, wenn solche Geraete ohne Hinweis gebraucht verkauft werden ...

  • Hi - naja, die haben einfach aus 4 kaputten SCTs versucht, ein heiles zu bauen, und mit den anderen herumprobiert. Warum nicht? Aber mit den großen Momenten des unkoventionellen Teleskopbaus hat das wohl eher nix zu tun.


    Auch Leute wie Dobson haben nicht einfach sinnlos rumprobiert. Der ist studierter Chemiker und hatte vor seinem Ausstieg beruflich mit Materialeigenschaften von Kunststoffen zu tun, und daher wusste er, was man mit Teflon anstellen konnte. Teflon war damals recht neu. Auch wenn er in seinem Kloster wenig materielle Möglichkeiten hatte - ohne solides Vorwissen ging auch bei ihm gar nix. Seine Bauweise war sicher auch für seine amerikanischen Zeitgenossen sehr unkonventionell. Ein Editor der Selbstbauseiten von Sky and Telescope (Gleanings for ATMs) lehnte seine Veröffenrlichung mit dem Hinweis darauf ab, dass dies offenbar ein Weg zum Bau eines billigen Fernrohrs sei, dass aber gewiss niemand sowas haben wolle....Hopplahopp, planlos drauf losgebastelt geht auch auf der anderen Seite des Teichs nicht unbedingt. Die Dobson-Welle ist allerdings auf beiden Seiten von der mehr feinmechanisch orientierten ingenieurartigen Schule ein wenig aufgehalten worden, die das ganze einfach nicht für fachgerecht hielten.


    Ich sah die ersten Dobsons in Sky & Telescope-Heften in den sehr frühen 80ern und hielt die ganze Idee für kompletten Schrott. Dann war in Kolding in Dänemark ein Astrotreffen, wo ein paar Leute aus einem Lieferwagen einen 17.5" Dobson mit Sonotube herausexpedierten. Das Ding nahm das Volumen des Lieferwagens komplett ein. Hab das Ding dann mal bewegt, was dann sofort überzeugt - das "Teflon Look and Feel" muss man einfach erlebt haben; vorher weiß man nicht bescheid. Ich denke, dass auch das allgemeine Unwissen über Teflon anfänglich ein Problem war.


    Zur Barndoor: Das erste Gerät, das mir bekannt war, hatte ich in einem SuW-Artikel aus den 70er Jahren gesehen, den ein junger Amateur namens Nico Steenken geschrieben hat. Ich hab 1977 das Ding nachgebaut und auf einer Reise verwendet. Bin recht sicher, dass der Nico nicht der erste war, der sowas hergestellt hat. Wahrscheinlich gab es etliche unabhängige Erfindungen des Barndoor, auch außerhalb der USA. Die Fähigkeit zum Barndoor-Basteln ist uraltes Wirbeltiererbe aus der Frühzeit der Evolution. Anfang der 1980er waren die Teile unter Hamburger Amateuren als "Astrofrust" allgemein bekannt.



    Hartwig

  • Hi Kai & Alle,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: fraxinus</i>
    <br />...Ich würde schon noch zwischen genialer Einfachheit und grenzenloser Dummheit unterscheiden.
    ...
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Muessen nicht auch mal Sachen gemacht werden, wo alle sagen 'das geht nie!' ? Es ist doch ein interessantes Ergebnis mal zu sehen, genau wie schlecht denn die Abbildung mit Fensterglas geworden ist. Das das nicht mehr Beugungsbegrenzt ist, ist wohl klar. Vielleicht reicht es aber, um aus 5m Entfernung ein Verkehrsschild zu lesen.


    Das Beispiel ist extrem. Aber in der realen Anwendung gibt es auch immer die Frage, "wie gut muss denn etwas sein?" Und von da ist es kein grosser Schritt mehr bis "Wer merkt den Unterschied ueberhaupt noch?". Den Unterschied zw. einer 1EUR Fl. Wein und einer 10EUR Fl. merke ich. Den zwischen einer 10EUR Fl. und einer 100EUR fl. merke ich nicht. (habe ich mal empirisch probiert!)


    Clear Skies,
    Gert

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!