Buchrezension "Galaxies and How to Observe Them"

  • <b>Galaxies and How to Observe Them</b>


    Autoren: Wolfgang Steinicke, Richard Jakiel
    Verlag: Springer
    246 Seiten
    Preis: € 26,99
    ISBN: 1-85233-752-4



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    <b>Klappentext:</b>


    <i>Galaxien sind wahrscheinlich die bekanntesten aller sichtbaren Ziele, die bei visuellen Beobachtern angesagt sind.
    Der einzige Weg um zur Zeit an aktuelle Informationen zu kommen ist unterschiedliche, oft hochtechnische Fachbücher zu Rate zu ziehen oder tief im Internet zu graben.
    Dies kann eine zeitraubende und frustrierende Aufgabe sein, weil die Daten oft nicht miteinander kompatibel sind.
    Dieses Buch erfüllt den Bedarf einer modernen ausführlichen Zusammenfassung in Verbindung mit den drei Hauptkriterien: der physikalische Hintergrund über die Natur und die Daten von Galaxien, die entsprechende Instrumentierung und Beobachtungstechniken und letztendlich die Ziele und ihre individuelle Erscheinung in Teleskopen unterschiedlicher Öffnung.
    Um Letzteres zu veranschaulichen, wird eine umfangreiche Auswahl an Galaxien einschließlich Quasaren, Galaxiengruppen und Haufen von Galaxien vorgestellt.
    Diese Kombination von theoretischem Wissen und praktischer Information garantiert erfolgreiche Beobachtungssitzungen.
    Dieses Buch kann eine Standardquelle zur Galaxienbeobachtung für jeden Amateur werden, vom Anfänger bis zum erfahrenen Beobachter.</i>



    <b>Rezension: </b>


    Warum überhaupt Galaxien beobachten? Die 'astronomischen' Eigenschaften machen diese Objekte so besonders reizvoll.
    Die riesigen Entfernungen, die immense Größe oder auch die Tatsache, das in den Zentren Schwarze Löcher existieren sind Eigenschaften, die eine spezielle Faszination ausüben.
    Diese Eigenschaften werden im ersten, rein theoretischen Teil des Buches beschrieben. Man bekommt Einblicke in den Aufbau der Galaxien, die Verteilung der Masse; erfährt von Expansion des Universums und gebundenen Systemen sowie von den Verteilungsmustern im beobachtbaren Universum.
    Die Möglichkeiten, die die Wissenschaft benutzt um Galaxien zu vermessen und zu katalogisieren und die verschiedenen Klassifikationssysteme, allen voran nach Hubble, werden erklärt und es gibt viele Beispiele dazu.
    Als Quelle für Beobachtungen kommen natürlich die Kataloge in Frage, von denen hier neben den bekannten wie Messier, Caldwell und NGC/IC insgesamt mehr als 20 unterschiedliche vorgestellt werden.
    Aber auch auf Internetdatenbanken wie SIMBAD und natürlich die übliche Literatur wie Bücher, Magazine und Atlanten, Software und Websites wird hingewiesen.
    Worüber man sich kaum Gedanken macht ist die Datenqualität der Kataloge, die hier auch kritisch beleuchtet wird. So erfährt man von nicht existierenden Objekten in den Katalogen, falschen Typenangaben oder auch ganz simplen Tippfehlern.


    Im zweiten Teil geht es um die Theorie zur Beobachtung, es werden die technischen und physiologischen Aspekte wie Instrumentierung, Beobachtungstechniken, Okulare, Filter, Sucher und die Augen selbst beleuchtet, wobei den speziellen Erfordernissen bei der Galaxienbeobachtung besonders Rechnung getragen wird.
    Galaxienbeobachtung und Filter? Macht eigentlich kaum Sinn, aber die wenigen Ausnahmen werden auch dargestellt.
    Der Aufbau des Auges, welche Rezeptoren für welche Wellenlängen sensibel sind und wo diese Rezeptoren liegen, interessante Hinweise, die über das Sehen oder Nichtsehen einer schwachen Galaxie entscheiden können.
    Hier kommen jetzt einige Formeln vor, diese sind aber für das Verständnis des Textes nicht unbedingt erforderlich, so dass man sich davon nicht abschrecken lassen sollte.
    Dann nähern sich die Autoren der Praxis: es geht um die Beobachtungsvorbereitung, die hier mit sehr vielen Tipps für erfolgreiche Beobachtungsnächte, sehr detailliert beschrieben werden.
    Ob es um die Auswahl des bestmöglichen Beobachtungsplatzes geht oder um Starhopping, wie man es richtig durchführt und wie die Himmelsatlanten, Planetariums-Software und selbst ausgedruckte Sternkarten dabei helfen.
    Und was soll man jetzt mit den Beobachtungen anfangen? Klare Antwort: dokumentieren, immer dokumentieren! Es muss keine künstlerisch hochwertige Zeichnung sein, auch eine standardisierte kurze Beschreibung kann ihren Zweck erfüllen. Aber je ausführlicher die Angaben aber sind, desto mehr Wiedererkennungswert ist darin gegeben und desto mehr Nutzen können auch andere Beobachter daraus ziehen.


    Im dritten Teil geht es dann um die zu beobachtbaren Objekte wobei hier vorrangig Galaxien der nördlichen Hemisphäre aufgezeigt werden. Es gibt Unmengen an Galaxien, so dass man eigentlich gezwungen ist, sich auf spezielle Fragestellungen zu konzentrieren oder sich Beobachtungsprogramme aufzubauen. Das können die Galaxien des Messier-Kataloges sein oder alle Galaxien in einem Sternbild oder einer Sternformation, es gibt tausende von Möglichkeiten.
    Es werden einige Beobachtungsprogramme vorgestellt, aber der Leser wird auch dazu ermuntert, sich eigene zusammen zu stellen.
    Die Beobachtungsprogramme, die vorgestellt werden, enthalten jeweils eine Tabelle mit einer Auflistung der Objekte, eine Tabelle mit Beschreibungen jeweils in kleinen, als auch in mittleren und großen Optiken und zu einigen ausgewählten Objekten noch zusätzliche Anmerkungen. Dadurch kann man sich schon im Voraus ein Bild machen, ob überhaupt und wie das gesuchte Objekt mit der vorhandenen Optik sichtbar ist.
    Bei einigen der Programme kommt es dann auf die Erfahrung und (natürlich) die Teleskopöffnung an, denn es kommen sehr unterschiedliche Schwierigkeitsgrade vor, wobei die Galaxien des Messier-Katalogs noch zu den einfacheren Zielen gehören. Die Bandbreite erstreckt sich über Galaxien der lokalen Gruppe, weit entfernte Galaxien, AGN's, Quasare oder auch Edge-On- und Riesengalaxien.
    Das Buch schließt ab mit weiterführenden Literaturhinweisen und auch Internetlinks.


    Dieses Buch behandelt nur die visuelle Galaxienbeobachtung, es baut eine sehr gute Grundlage dazu auf und bietet ausreichenden Hintergrund um die Besonderheiten vieler Galaxien erkennen und auch für sich selbst würdigen zu können. Die Erklärungen sind ausführlich und einleuchtend und wo es möglich ist, wird auch immer ein Bezug zur Praxis hergestellt.
    Die Kapitel zur Theorie und Beobachtungsvorbereitung sind gut zu lesen, so daß sich das Buch auch als Schlechtwetterlektüre eignet.
    Durch die übersichtliche Gliederung in drei übergeordnete Teile und das durchdachte Layout findet man sich in dem Buch gut zurecht und kann schnell etwas nachschlagen. Die drei Teile werden in Kapitel sowie durch fett gedruckte Überschriften in weitere Abschnitte unterteilt. Die Seiten haben eine Seitenleiste mit dem jeweiligen Kapiteltitel, wobei die Leiste in jedem Teil unterschiedlich dargestellt ist, so dass man sofort weiß, in welchem Teil man gerade blättert.


    Der Text wird durch Tabellen, Zeichnungen und Fotos, sowohl Farb- als auch S/W-Aufnahmen unterstützt und aufgelockert, ohne daß diese den Textfluß stören oder überhand nehmen. Die Fotos sind alle beschriftet, die Quellen sind im Anhang angegeben.
    Fotografien aus dem Grund weil ein Foto objektiv ist und jede Zeichnung individuell vom Beobachter und seinen Fähigkeiten, nicht nur künstlerisch sondern auch beobachtungstechnisch, abhängt.



    <b>Fazit: </b>


    Um es vorweg zu nehmen, für jemanden, der sich gerade ein Teleskop gekauft hat und vor seinen ersten Beobachtungen steht, ist dieses Buch nicht geeignet. Für diese Astrofreunde ist der Stoff zu schwer.
    Wer sich ernsthaft der visuellen Galaxienbeobachtung zuwenden möchte, findet in diesem Buch eine sehr ausführliche und gründliche Einarbeitung in das komplexe und interessante Thema. Für den erfahreneren Beobachter ist es eine Fundgrube an Objekten, die auch einmal ungewohnte Beobachtungserlebnisse versprechen, so dass nach der Lektüre keiner mehr sagen kann, „ich weiß nicht, was ich noch beobachten soll“.
    Was nicht behandelt wurde ist ein Überblick über die Entstehung der Galaxien und sicherlich gibt es noch sehr viel mehr, was man über Galaxien und auch speziell über deren Beobachtung schreiben könnte, aber dann hätte das Buch nicht 246 Seiten sondern 1000 und mehr und käme nicht mehr als Softcover daher.


    Die Autoren sind beide langjährige Hobbyastronomen, wobei Wolfgang Steinicke in Deutschland besonders für seine Arbeit in der Fachgruppe „Deep Sky“ des VdS und durch mehrere Bücher bekannt sein dürfte.
    Ein Index mit einer Liste aller Objekte dieses Buches steht auf der Internetseite von Wolfgang Steinicke zum Download bereit. http://www.klima-luft.de/steinicke/

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