grundlegende Zusammenhänge bei Teleskopen

  • Hallo zusammen,


    ich beginne hier mal einen Thread bezüglich der grundsätzlichen Zusammenhänge bei Teleskopen bezüglich der (teilweise?) voneinander abhängigen Faktoren:


    <ul><li> Brennweite </li>
    <li> Vergrößerung </li>
    <li> Okularbrennweite </li>
    <li> Barlowlinsen </li>
    <li> Öffnungsverhältnis </li>
    <li> Öffnungszahl </li>
    <li> Auflösung / Auflösungsvermögen </li></ul>


    Um den Thread möglichst sinnvoll zu gestalten (als Info-Quelle für Astronomie-Einsteiger), werde ich hier anfänglich lediglich mal eine Sache nennen, die mir bezüglich der genannten Faktoren noch unklar ist. So haben die Profis hier einen ersten Ansatzpunkt, um in die Erklärung der gegenseitigen Beeinflussungen und Abhängigkeiten der genannten Faktoren einzusteigen:


    Wie ich aus dem Bereich Fotografie schon weiß, bedeutet eine höhere Brennweite (eines Objektives) auch eine höhere Vergrößerung (bei Objektiven mit einer Brennweite über 50 mm werden die Objektive "Teleobjektive" genannt, und unter 50 mm "Weitwinkelobjektive" [beim früheren analogen Kleinbildfilm-Format]).


    Bei Teleskopen gibt es eine Grundbrennweite, die immer weit über den Brennweiten üblicher Teleobjektive für Fotoapparate liegt.
    Zusätzlich haben Teleskope aber auch noch Okulare mit eigenen Brennweiten.
    Die gewählte Okularbrennweite bestimmt im Zusammenspiel mit der Grundbrennweite des Teleskops den Vergrößerungsfaktor.


    Mir ist nun nicht klar, ob das gesamte System (Teleskop + Okular) dann insgesamt eine höhere Brennweite hat, als die Grundbrennweite des Teleskops, denn die Vergrößerung ist ja in jedem Fall höher, als wenn kein Okular benutzt wird (was ja zumindest beim Fotografieren durchs Teleskop machbar ist, und fokale Projektion genannt wird [?]).


    Ebenfalls unklar ist mir, ob ein Teleskop vergleichbar mit einem Teleobjektiv für Fotoapparate ist, also ein Teleobjektiv quasi ein kleines Refraktor-Teleskop darstellt, oder ob es einen grundlegenden Unterschied zwischen Teleobjektiven für Fotoapparate und Teleskopen gibt.


    Das sollte als Einstieg für die Erklärung der Zusammenhänge und gegenseitigen Abhängigkeiten der o.g. Begriffe reichen.


    Viele Grüße,
    Martin

  • Hi Martin,
    eine Sammlung von Formeln und Zusammenhängen liefert die Seite 'Okularberatung' vom Händler ICS:
    http://www.intercon-spacetec.d…t-okulare/okularberatung/


    Dort gibt es auch andere Bereiche wie eine Zusammenstellung der Argumente für 'Welches Teleskop':
    http://www.intercon-spacetec.d…leskope/welches-teleskop/


    Der Hauptunterschied in der Zielsetzung von Teleskopen und Teleobjektiven ist das Gesichtsfeld, das abgedeckt werden soll. Kameraobjektive bilden u.a. einen deutlich größeren Raumwinkel ab. Konstruktiv will man Kameraobjektive auch im Nahbereich benutzen können, was bei Teleskopen entfällt. (Astronomische Objekte sind alle 'unendlich' weit entfernt.) Außerdem besitzen Kameraobjektive ein verstellbares Blendensystem, Teleskope verzichten darauf, weil ihr Einsatzzweck faktisch nur mit offener Blende erfüllt wird. Optisch werden Abbildungsfehler unterschiedlich gewichtet: kissenförmig deformierte Linien auf dem Foto, Tiefenschärfe etc. sind Probleme, die astronomisch nicht ganz so wichtig sind. Dort ist eine gute Auflösung und die Punktabbildung dafür wichtiger. Unterschiedliche Zielsetzungen führen dann halt zu unterschiedlichen Lösungen, denn die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht. Es ist weniger das Grundprinzip 'Objektiv', sondern die ingenieurmäßige (feinoptische) Umsetzung. Ganz praktisch gibt es auch technische Standards (Art des Anschlussbajonetts, Belichtungssteuerung/Autofokus und die Steuerungskontakte etc.) die zu Unterschieden führen. Wenn man dann in die Details geht, unterscheiden sich Kameraobjektive schon untereinander in der Bauform und Teleskope untereinander ebenfalls. Es gibt es unterschiedliche 'Spezialitäten', angefangen bei Sonnenteleskopen, 'Lichteimer' für die Deepsky-Fans und 'Kontrast- und Auflösungswunder' für die Planetenfraktion. Das alles visuell bzw. als Fotoversion.[;)]

  • Hallo Martin,


    du musst unterscheiden zwischen visuell und fotografisch. <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">bedeutet eine höhere Brennweite (eines Objektives) auch eine höhere Vergrößerung <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Das stimmt so auch für die Kamera nicht.Fotografisch gibt es weder für die KAmera noch für ein Teleskop eben keine Vergößerung. Die Brennweite legt den Abbildungsmaßstab fest, eine Änderung der Brennweite ergibt damit einen anderen Maßstab "größerer oder kleinerer Ausschnitt sichtbar).


    Visuell steckst du ein Okular in den Auszug und damit ergibt sich natürlich auch ein Abbild, aber hier spricht man eben von Vergrößerung.


    Zum Foto nochmals- ja, das ist wie ein "Teleskop" mit Kamera hinten dran.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Martin,<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Mannimanaste</i>
    <br />Mir ist nun nicht klar, ob das gesamte System (Teleskop + Okular) dann insgesamt eine höhere Brennweite hat, als die Grundbrennweite des Teleskops, denn die Vergrößerung ist ja in jedem Fall höher, als wenn kein Okular benutzt wird (was ja zumindest beim Fotografieren durchs Teleskop machbar ist, und fokale Projektion genannt wird [?]).<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">du musst zwischen visueller Nutzung und Fotografie unterscheiden. Bei visueller Nutzung gibt es eine <b>Vergrösserung</b>, die per Definition das Verhältnis ist, welches sich aus <b>echter Gegenstandentfernung:scheinbarer Gegenstandsentfernung</b> ergibt.
    Die Formel dazu lautet <b>Vergrösserung=tan(scheinbarer Bildwinkel/2)/tan(echter Bildwinkel/2)</b> und nicht wie oft behauptet Vergrösserung=scheinbarer Bildwinkel/echter Bildwinkel .


    Bei der Fotografie gibt es keine Vergrösserung, sondern nur Brennweiten, Abbildungsmasstäbe und Gegenstandsgrösse in der Bildebene, denn bei einem Bild gibt es keinen fest definierten scheinbaren Bildwinkel! Dieser hängt von der Bildgrösse und dem Betrachtungsabstand ab.
    Die 50 mm bei Kleinbild als Bezugsgrösse ist eine rein willkürliche Festlegung. Besagt doch eine andere Definition, dass die Normalbrennweite der Bilddiagonale entspricht und das ist das beim Kleinbild 43,3 mm!


    Die effektive Brennweite lässt sich immer berechnen. Hier etwas Formelwerk dazu:
    <hr noshade size="1">Fokal: <b>f</b><font size="1"><i>effekiv</i></font id="size1"><b> = f</b><font size="1"><i>Objektiv</i></font id="size1"><b></b>


    Okularprojektion: <b>f</b><font size="1"><i>effekiv</i></font id="size1"><b> = f</b><font size="1"><i>Objektiv</i></font id="size1"><b> * (Abstand</b><font size="1"><i>Okular-Chip</i></font id="size1"><b> - Augenabstand</b><font size="1"><i>Okular</i></font id="size1"><b>) / f</b><font size="1"><i>Okular</i></font id="size1"><b></b>


    Afokal: <b>f</b><font size="1"><i>effekiv</i></font id="size1"><b> = f</b><font size="1"><i>Teleskop</i></font id="size1"><b> * f</b><font size="1"><i>Kamera</i></font id="size1"><b> / f</b><font size="1"><i>Okular</i></font id="size1"><b></b>


    Aus der effektiven Brennweite ergeben sich folgende Abbildungsgrössen:


    <b>Winkel am Himmel = 2 * arctan(Grösse in der Bildebene / (2 * Brennweite))


    Grösse in der Bildebene = 2 * tan(Winkel am Himmel / 2) * Brennweite</b><hr noshade size="1">Wie du sehen kannst, hängt die effektive Brennweite bei der Okularprojektion vom Projektionsabstand ab.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ebenfalls unklar ist mir, ob ein Teleskop vergleichbar mit einem Teleobjektiv für Fotoapparate ist, also ein Teleobjektiv quasi ein kleines Refraktor-Teleskop darstellt, oder ob es einen grundlegenden Unterschied zwischen Teleobjektiven für Fotoapparate und Teleskopen gibt.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Der wesentliche technische Unterschied besteht nur darin, dass man ein Fotoobjektiv abblenden kann und ein Teleskop immer mit voller Öffnung benutzt wird.


    Gruss Heinz

  • Hallo Martin,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Mir ist nun nicht klar, ob das gesamte System (Teleskop + Okular) dann insgesamt eine höhere Brennweite hat, als die Grundbrennweite des Teleskops,<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Ein Newton-Spiegel mit einer Brennweite von 1419mm wird immer 1419mm haben. Warum sollte der scherzeshalber seine Brennweite ändern?
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ebenfalls unklar ist mir, ob ein Teleskop vergleichbar mit einem Teleobjektiv für Fotoapparate ist,<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Ja sicher ist das ein und dasselbe! Zum Durchgucken benötigst Du ein Okular (kommt vom Lateinischen "oculus" = Auge) und zum Photographieren setzt Du an das Teleskop eine Kamera anstelle des Okulars.
    In beiden Fällen ändert sich an der Brennweite des optischen Systems gar nichts.


    Viele Grüße


    Gerhard

  • Erst mal danke für die vielen Antworten!


    Ich fange mal hinten an:


    (==&gt;)Gerhard:
    Du schreibst:
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> Zum Durchgucken benötigst Du ein Okular (kommt vom Lateinischen "oculus" = Auge) und zum Photographieren setzt Du an das Teleskop eine Kamera anstelle des Okulars.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Warum braucht mein Auge ein Okular, meine Kamera aber nicht?



    (==&gt;)Heinz:
    Ich dachte immer, dass die Vergrößerung durch das Teilen von Teleskop-Brennweite durch Okular-Brennweite ermittelt wird.
    Zu Deinen anderen Formeln muss ich leider gestehen, dass mir dafür eindeutig einige mathematische Grundlagen fehlen (tan und Arctan, und zwar weniger bezüglich der Definition [die kann ich ja googeln], sondern bezüglich des mathematischen Umgangs damit).



    (==&gt;)Stefan:
    Du schreibst:
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Das stimmt so auch für die Kamera nicht.Fotografisch gibt es weder für die KAmera noch für ein Teleskop eben keine Vergößerung. Die Brennweite legt den Abbildungsmaßstab fest, eine Änderung der Brennweite ergibt damit einen anderen Maßstab "größerer oder kleinerer Ausschnitt sichtbar).<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ein kleinerer Abbildungsmaßstab bedeutet also einen großen Ausschnitt, und ein größerer Abbildungsmaßstab bedeutet einen kleineren Ausschnitt, richtig? Wenn aber ein kleinerer Ausschnitt zu sehen ist, und dieser auf der selben Film- oder Sensorfläche abgebildet wird, als zuvor der größere Ausschnitt, dann <b><u>ist (!)</b></u> das doch eine Vergrößerung, oder?



    (==&gt;)Kalle:
    Die verschiedenen Zielsetzungen von Teleobjektiven und Teleskopen ist mir (und wohl auch den meisten Lesern) klar. Auch dass es dafür verschiedene Bauarten von Teleskop und Objektiv gibt. Mir ging es eher um's Grundsätzliche, verglichen mit biologischen Themen in etwa nicht darum, welche unterschiedlichen Formen Fische haben können, sondern ob alle Fische im Wasser leben. ;)



    (==&gt;)alle:
    leider fehlen mir wohl einige mathematische Voraussetzungen, sowie nach wie vor auch das entsprechend klare Verständnis der gegenseitigen Abhängigkeiten und Zusammenhänge von "Abbildungsmaßstab", "Größe in der Bildebene", "Projektionsabstand", u.a., um mir selbst auszurechnen, mit welcher Vergrößerung ich mit meiner Sony SLT-57 mit ihrem APS HD CMOS Sensor Videos von Planeten machen sollte, um das Auflösungsvermögen meines CPC 925 bestmöglich dabei auszunützen. Denn dieses Vorhaben war der Auslöser für den hier gestarteten Thread. Vielleicht könnte mir hier jemand einen Hinweis geben?!


    Um aber wieder zum allgemeinen Thema dieses Threads zu kommen, ich habe auch noch nicht verstanden, warum beim Einsatz einer 2 x Barlowlinse von einer Brennweitenverdopplung gesprochen wird (Teleskop + 2 x Barlowlinse + Fotoapparat [kein Okular!]), obwohl ja nach Gerhards Aussage das Teleskop immer die gleiche Brennweite hat. Insofern ist mir auch der Unterschied nicht klar, eine Barlowlinse mit einem 15 mm Okular kombiniert zu benutzen, oder ein 7,5 mm Okular <b><u>ohne</b></u> Barlowlinse.


    Viele Grüße,
    Martin (der sich grade ganz schön ungebildet vorkommt...)

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Warum braucht mein Auge ein Okular, meine Kamera aber nicht?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Ganz nebenbei, dass ich bei dieser Frage zurückfrage, auf welchen Level Du diese Erklärungen überhaupt haben willst, denn Du hast mir geantwortet: <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die verschiedenen Zielsetzungen von Teleobjektiven und Teleskopen ist mir (und wohl auch den meisten Lesern) klar. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> (Ich frage mich, ob der Zielgruppe (Dir?) da wirklich die unterschiedlichen Aspekte in Ausstattung und Konstruktionszielen klar ist. [;)] Auch bei Wasserbewohnern gibt es Kiemenatmer und Säugetiere, die ständig auftauchen müssen um Luft zu holen.


    Aber zurück zum Einmaleins:


    Was bei der Kamera der Chip ist beim Auge die Netzhaut. Nur gibt es die nicht ohne das übrige Auge. Das Auge ist also wie eine Pocket- oder Handykamera mit festem Objektiv, das Du nicht abschrauben kannst.


    Wenn Du damit am Teleskop 'fotografieren' (sprich visuell schauen) willst, kannst Du das Teleskop nicht einfach als zweites Objektiv davorhalten. Du musst vielmehr das Teleskop zu einem Projektionsapparat umbauen. Das macht man mit dem Okular. Dieses optische Bautteil projiziert das Teleskopbild (das reelle Abbild durch das Objektiv, dass man ohne Okular durch ein Brotpapier wie ein Minidia sehen kann) in ein paralleles Strahlenbündel. Dieses okularseitig austretende Strahlenbündel gelangt dann durch die Augenlinse (=Natur-Objektiv) auf die Netzhaut).


    Wäre anstelle des Auges eine Handykamera, so nennt man diesen Aufbau auch OKULARPROJEKTION. Man hat dann zwei Objektive (Teleskop und Kameraobjektiv) und noch dazu das Okular als Projektor. Durch verändern der Abstände (zwischen Okularprojektor und zweitem Objektiv) oder der Brennweiten eines diese Bauteile ändert man auch die sog. Vergrößerung, sprich den Raumwinkel, den man auf den Kamerachip abbildet.


    Die Manipulation der Abstände geht aber nur in gewissen Grenzen und wird auch bei Menschen visuell genutzt, wenn ein Brillenträger seine Brille absetzt und 'für sich dann scharfstellt'. Der nächste, der dann durchschaut, würde alles unscharf sehen, weil bei ihm ja - anders als beim Brillenträger - die Brennweite der Augenlinse wieder passend zum Abstand im Auge ist.


    Gruß

  • Hallo Kalle,


    DANKE! :) Das war jetzt mal eine richtig gute Erklärung, die auch jeder Hausmann ohne Abitur verstehen kann! Bravo!
    Jetzt ist mir die Funktion des Okulars als <b><u>Projektor</b></u> erstmalig klar geworden. Ist eine Lupe eigentlich auch ein Projektor? Ich kenne nämlich den Vergleich, dass das Okular wie eine Lupe ist, durch die man in das Teleskop hineinschaut.


    Und bezüglich Deiner Erläuterungen des Unterschieds zwischen Teleskopen und Teleobjektiven wollte ich Dich nicht etwa kritisieren, sondern nur zum Ausdruck bringen, dass es mir (zunächst mal) um die groben Zusammenhänge geht, wie Du sie im letzten Posting auch zu einem wichtigen Teil erklärt hast!


    Bleibt noch die Frage nach dem Unterschied zwischen Barlowlinse und Okular zu klären, und ob man mit der Barlowlinse nun wirklich die Brennweite des Teleskops verlängert, oder ob man das der Einfachheit halber nur so sagt, weil man ein entsprechend des Faktors der Barlowlinse verkleinerten Ausschnitt des Teleskopbildes sieht (kann man das bei Okularen auch so ausdrücken? Gibt es Okulare, die das ganze Bild des Teleskops zeigen?)...


    Und außerdem bleibt natürlich auch noch die Frage nach der besten Wahl bezüglich Okularbrennweite bei einer Teleskopbrennweite von 2350 mm, um mit einer DSLR mit APS HD CMOS Sensor Planeten zu filmen...


    Viele Grüße,
    Martin

  • Hallo in die Runde,


    Die Barlowlinse verlängert scheinbar die Brennweite des Teleskops. Ich schreibe scheinbar, weil die Brennweite des Teleskops von den Brennweiten der Spiegel und Linsen (und deren Abstände) abhängt. Diese werden bei der Herstellung (dem Schleifen der Spiegel/ Linsen) festgelegt und sind nicht änderbar.


    Barlowlinse und Okular lassen sich nicht vergleichen. Die Barlowlinse verändert nur den Durchmesser der Strahlenbündel, diese bleiben aber Kegel. Das Okular macht aus den Strahlenkegeln parallele Strahlenbündel.


    Die Wahl der besten Okularbrennweite ist nicht so einfach. Ziel dieser Videofilmerei ist ja, das Seeing einzufrieren, dazu brauchst du kurze Belichtungszeiten. Je länger die Brennweite deines Teleskops ist, desto dunkel wird das Bild und desto länger musst du belichten. Wie lange du noch belichten kannst, hängt von den Bedingungen ab, die herrschen. Das ist jedesmal anders. Deswegen musst du variabel bleiben. Es werden ewige Debatten in Foren geführt, was nun die richtige Brennweite für dieses Unterfangen ist und jeder hat seine eigene Meinung. Deswegen will ich auch nicht die physikalische Theorie bis aufs letzte ausquetschen und dir millimetergenau eine Brennweite nennen- das führt zu nichts.


    Für den Anfang kann ich dir drei Dinge raten:


    Nimm eine gute Barlowlinse und kein Okular, die Ergebnisse sollen angeblich besser sein.


    Als Faustformel sagt man, dass das Öffnungsverhältnis ungefähr f/20 sein soll. Dein Teleskop hat ein Öffnungsverhältnis von f/10. Mit einer guten 2-fach Barlow bist du für den Anfang gut gerüstet. Wenn du mehr Erfahrung hast, dann weist du selber wie die Bedingungen an deinem Standort sind und ob du eventuell etwas anderes brauchst.


    Mit der DSLR wirst du keine so guten Ergebnisse erziehlen. Alle guten Planetenfilmer benutzen Webcams oder so eine Art Industriekameras.
    http://www.theimagingsource.com/de_DE/products/cameras/


    Grüße

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Mannimanaste</i>
    <br />Ich dachte immer, dass die Vergrößerung durch das Teilen von Teleskop-Brennweite durch Okular-Brennweite ermittelt wird.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Die Formel ist ebenfalls richtig und beschreibt den technischen Aspekt der Vergrösserung bei Teleskopen.
    Die Formel, die ich genannt habe, beschreibt ganz allgemein und unabhängig von der Anwendung, was Vergrösserung überhaupt ist, nämlich die Veränderung des Bildwinkels, mit dem ein Gegenstand erscheint. Wenn man das erst mal richtig begriffen hat, versteht man auch, warum man in Fotografie nicht wirklich von Vergrösserung sprechen kann.<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Zu Deinen anderen Formeln muss ich leider gestehen, dass mir dafür eindeutig einige mathematische Grundlagen fehlen (tan und Arctan, und zwar weniger bezüglich der Definition [die kann ich ja googeln], sondern bezüglich des mathematischen Umgangs damit).<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Bein Rechnen mit Winkeln kommt man leider nicht ohne die in der Trigonometrie üblichen Funktionen aus, zummindest dann nicht, wenn es genau sein soll. Bei manchen Anwendungen können vereinfachte Formeln ausreichend sein, aber dann muss man deren Grenzen kennen, z.B.:


    vereinfachte Rechnung (wird bei Bildwinkeln &gt;8° zunehmend ungenau):
    Winkel am Himmel = (Grösse in der Filmebene / Optikbrennweite) * 57
    Grösse in der Bildebene = Objektivbrennweite * Winkel am Himmel / 57


    Diese Formeln funktioneren beim Teleskop meistens noch recht gut, aber wenn man die dann bei Fotoobjektiven verwendet, bekommt man besonders bei Weitwinkelobjektiven sehr ungenaue Ergebnisse mit Abweichungen im 2-stelligen Prozentbereich.


    Einen Rechner, der Tangens und dessen Umkehrfunktion beherrscht, dürfte nahezu jeder haben. Es befindet sich bei Windows in der Programmgruppe Zubehör und kann unter Ansicht auf wissenschaftlich gestellt werden.
    Das ist m.E. sowieso die für Astronomen richtige Betriebsart, denn im Standartmodus kommt das Teil nicht mal mit einfachsten Berechnungen zurecht.
    Jeder Rechner, der bei <b>1+2*3</b> etwas anderes als <b>7</b> herausbekommt, gehört m.E. in die Tonne. Probiert es einfach mal mit euren Rechenknechten aus.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ein kleinerer Abbildungsmaßstab bedeutet also einen großen Ausschnitt, und ein größerer Abbildungsmaßstab bedeutet einen kleineren Ausschnitt, richtig? Wenn aber ein kleinerer Ausschnitt zu sehen ist, und dieser auf der selben Film- oder Sensorfläche abgebildet wird, als zuvor der größere Ausschnitt, dann <b><u>ist (!)</b></u> das doch eine Vergrößerung, oder?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Dann hast du einen grösseren Abbildungsmasstab, aber die kannst die Vergrösserung nicht mit einer Zahl ausdrücken, weil diese ja wie ganz zu Anfang meines Postinmgs gesagt habe, die scheinbare Objektentfernung darstellt. Um eine Vergrösserungsfaktor zu benennen, muss ein Objekt x-mal näher erscheinen als ohne Hifsmittel und genau das geht bei einem Foto und erst recht bei der Abbildung auf einem Sensor nicht!
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Um aber wieder zum allgemeinen Thema dieses Threads zu kommen, ich habe auch noch nicht verstanden, warum beim Einsatz einer 2 x Barlowlinse von einer Brennweitenverdopplung gesprochen wird (Teleskop + 2 x Barlowlinse + Fotoapparat [kein Okular!]), obwohl ja nach Gerhards Aussage das Teleskop immer die gleiche Brennweite hat.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Gerhards Aussages war m.E. nicht besonders hilfreich. Fotografisch hat jedes Aufnahmesystem eine effektive Brennweite und wie sich diese berechnen lässt, hatte ich ja mit den ersten drei Formeln beschrieben.
    Eine Barlow kannst du dabei rechnerisch immer als Verlängerung der Teleskopbrennweite einbeziehen. Der angegebene Faktor stimmt aber nur dann, wenn das Bild auf Höhe der Auflagefläche der Steckhülse abgegriffen wird, was bei einem Okular der Fall ist. Wird eine DSLR hinter der Barlowlinse montiert, so befindet sich der Chip etwa 5-6 cm hinter dem oberen Rand der Barlowsteckhülse und der Brennweitenverlängerungsfaktor der Barlowlinse wird grösser! Ich verzichte an dieser Stelle erst mal darauf, noch eine Formel zu nennem.


    Gruss Heinz

  • Danke an alle und vor allem auch noch mal Dir, Heinz, für die ausführlichen Erläuterungen! Auch Dir, Lukas, danke ich für Deinen hilfreichen Hinweis mit der Faustregel, dass bei Planetenvideos ein Öffnungsverhältnis von um die f 20 sinnvoll ist!
    Insgesamt hat der Thread mich bisher schon um einiges wissender gemacht.


    An dieser Stelle hätte aber auch noch meine neue Frage Platz, die sich gestern in einem Gespräch mit einem anderen Hobby-Astronomen ergab:
    Wir sprachen von meinen ersten Stakking-Versuchen mit Planeten-Videos, und dem dafür eher suboptimalen DSLR-Sensor, weil er zu groß und hochauflösend ist. Dann fragte ich ihn, ob ein großer hochauflösender Sensor für großflächigere Objekte wie beispielsweise auch viele Deepsky-Objekte geeignet ist. Im Prinzip bestätigte er das, wand aber noch ein, dass meine Brennweite von 2035 mm für die meisten Deepsky-Objekte zu groß ist.
    Dann erwähnte er was, das er "Chaplin-Linse" nannte. Mit dieser könne man die Brennweite halbieren und dadurch auch die Lichtstärke verdoppeln. Leider fand ich mit der o.g. Schreibweise keine diesbezüglichen Suchergebnisse... Was meinte er damit?


    Viele Grüße,
    Martin

  • Guten Morgen Heinz,


    danke für die Antwort. Ich hatte es gerade auch rausgefunden und wollte meinen vorigen Beitrag soeben entsprechend ändern (kürzen). Da Du schneller warst, danke ich Dir natürlich wie schon gesagt, und frage gleich noch weiter, ob mein Recherche-Ergebnis in Ordnung ist, dass für mein CPC 925 eigentlich nur die "Alan Gee Telekompressor II" Shapleylinse in Frage kommt.


    Viele Grüße,
    Martin

  • Hallo Martin,


    zur Planetenfilmerei:


    Das mit f20 ist wircklich nur eine grobe Faustregel. Das optimale Öffnungsverhältnis hängt von der Größe der Pixel der Kamera ab. f20 ist da üblich bei rund 5µm Pixelgröße. Sind die Pixel kleiner muss sich auch das Öffnungsverhältnis ändern, da gehts dann eher in Richtung f15, sind die Pixel grösser sind dann f25 oder f30 gefragt. Damit kannst du das Auflösungsvermögen deiner Optik optimal ausnutzen. Was dann in der Praxis am besten funktioniert kann wieder etwas anderes sein. Guck dir mal die Links an:


    http://astrofotografie.hohmann…lagen/optik.berechnen.php


    http://astrofotografie.hohmann…ndlagen.abtasttheorem.php


    Am besten du schaust dich mal auf der Webseite länger um, da ist viel interesantes zu findes was dir dann vll auch so manches klarer erscheinen lässt.


    Versuche herauszufinden wie groß die Pixel deiner DSLR sind. Dann kann man sagen was du für eine Brennweite brauchst. Es gibt ein paar Leute die gute Planetenbilder mit der DSLR machen, da wird dann das Bild vom Live-View direkt auf den Computer übertragen und dort aufgezeichnet, auch wird nur ein kleiner Auschnitt des Chips ausgelesen.


    Einfacher wirds aber mit einer Webcam oder gleich ner "richtigen" Planetencam gehen.


    MfG Gerry

  • Hallo Gerry,


    danke für den/die interessante Links und Deine Antwort!


    In einem anderen Thread wurde von "Pixelabstand" gesprochen. Hat das die selbe Bedeutung wie die von Dir angesprochene "Pixelgröße"?


    Grüße,
    Martin

  • Ich benutze meistens Pixelabstand, auch wenn üblicherweise von Pixelgrösse gesprochen wird, was m.E. aber weniger korrekt ist. Da zwischen den Pixeln noch ein Zwischenraum sein kann, kann die echte Pixelgrösse kleiner als der Pixelabstand sein. Für irgenwelche Auflösungsberechnungen ist aber nicht die Pixelgrösse (Lichtsammelfläche), sondern der mittlere Abstand von Pixel zu Pixel entscheidend. Gemeint ist zwar meistens das Gleiche, aber ich finde Pixelabstand einfach zutreffender.

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