Wie konnten Menschen vor 100 Jahren Saturn sehen?

  • Hallo,


    immer wieder wird berichtet dass die ersten Menschen schon vor sehr vielen Jahren beispielsweise die einzelnen Saturn-Ringe sehen konnten. Oder beim Jupiter den riesigen Sturm. Wie war sowas früher mit bescheidener Technik möglich? Selbst heute sieht man sowas mit Ferngläsern nicht und braucht komplexe Geräte.

  • Hallo "Savange",


    Vor 100 Jahren, also im Jahre 1912, hatte man schon Teleskope die heute Amateurinstrumente um ein vielfaches übertreffen. Die großen Refraktoren bis 1m Öffnung entstanden zu der Zeit und kurze Zeit später wurden die ersten modernen Großreflektoren gebaut. Die notwendigen Instrumente um Saturnringe, Wolkenstrukturen auf Jupiter, Oberflächenstrukturen auf Mars und die Phasen der Venus zu sehen waren auch schon vor 200 Jahren vorhanden.


    Etwas anders sieht es aus, wenn man Amateurteleskope betrachtet. In Privathand waren damals wohl eher kleine Refraktoren bis 50mm Öffnung. Aber auch die reichen aus um die Satrurnringe zu sehen.


    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hi,
    mit dem Teleskop ist das gar nicht mal so schwierig. Da reichen ja auch kleine Öffnungen, wie sie bereits wenige Jahre nach Galileo schon existierten. Immerhin war's damals selbst in den Städten nachts wirklich dunkel. Und die wenigen, die das Vergnügen hatten, nahmen sich sicher auch die Zeit, genau hinzuschauen.


    Hinsichtlich Saturnringe reicht ein Blick auf das Stichwort Cassini-Teilung bzw. "Giovanni Domenico Cassini", der sie 1675 erstmals sah.


    Wenn man einen Feldstecher mit einem Teleskop vergleicht, darf man die Unterschiede nicht übersehen. Ein Feldstecher in der freien Hand vergrößert 10x (maximal 15x), ein damaliges Teleskop (vergleichbar mit der heutigen Billigklasse a la Tschibo und Co.) schafft aber 40x bis 100x.


    Galileios erstes Teleskop hat 9-fache Vergrößerung, schon Kepler baute kurze Zeit später eines mit 30-facher Vergrößerung.


    Hevelius baute bereits 1645 einen Refraktor mit 12cm Öffnung und 46 Meter! Brennweite.
    Huygens 1686 eines mit 22cm Öffnung und 63m Brennweite.
    Newton baute 1668 - 1672 sein ~15cm Spiegelteleskop.


    Alles Geräte deutlich jenseits der Feldstecherklasse.


    Gruß

  • Hallo alle,


    erinnert sei auch an den <font size="3"><font color="red"><font color="red">großen Refraktor</font id="red"></font id="red"></font id="size3"> der Archenhold-Sternwarte in Berlin, 21 m Brennweite, 68 cm Öffnung (knapp 27") von 1896! Normalvergrößerung 210fach. Habe durch das Teil schon den Ringnebel gesehen, einfach gigantisch! Podsdam hat einen fast so großen <font size="3"><font color="red">"Großen Refraktor"</font id="red">[/red]</font id="size3"> von 1899, also auch deutlich über die genannten 100 Jahre alt!
    Beides sehr sehenswert! Und so man die Gelegenheit erhält durchzusehen, egal ob Saturn oder anderes, die Chance nutzen!


    Gruß und CS!


    Volker

  • Ah okay verstehe. Bin davon ausgegangen dass die Menscheit vor 300'Jahren noch nicht so weit war sowas zu bauen.


    Ich habe mir z.B. von jemandem ein Billig-Teleskop ausgeliehen, welches wohl so 80 Euro gekostet haben dürfte. Damit sehe ich die Krater beim Mond ganzndeutlich (wie Wassertropfen), aber andere Planeten sieht man überhaupt nicht. Der Stern bzw. besser gesagt der Planet wird nur etwas grösser.

  • Hallo 'savange',


    diesen Mond habe ich mit einem ca. 160 Jahre alten 130/1950 mm Merz-Refraktor aufgenommen:



    Das Bild ist auf 50% der urspr. Grösse verkleinert.


    Das Teleskop kann locker mit heutigen Achromaten gleicher Öffnung mithalten, die optische Qualität ist klasse. Einige Jahre vorher hatte Joseph Fraunhofer die wesentlichen technischen Probleme für den Bau solcher Teleskope gelöst und viel hat sich seit dem nicht mehr bei den Achromaten geändert.
    Allerdings wird das Instrument verglichen mit heutigen Teleskopen damals wesentlich teurer gewesen sein.
    Auch die Konstruktion der noch heute gerne benutzten Plössl-Okulare stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.


    Gruss Heinz

  • Hi Mintaka,


    sehr beeidruckende Aufnahme, Respekt. Habt ihr einen günstigen Tipp für ein Teleskop mit dem ich die Saturn-Ringe sehen könnte? Danke!

  • Hallo Heinz,


    auch wenn es etwas OT ist. Ich habe ein paar Fragen zu eurem Merz Refraktor. Bei deinen Angaben von 130/1950 sollte es sich entweder um ein Objektiv von 5 par. Zoll (135mm) oder von 54 par. Linien (122mm) Durchmesser handeln. Dazwischen gab es nichts von der Stange. Eine Ausnahme waren ein paar Objektive für den englischen Sprachraum (engl. Zoll). Bei deiner Alterangabe von etwa 160 Jahren würden wir so um die 1852 landen. Jetzt würde mich die Gravur auf dem Tubus interessieren sie sollte bei diesem Baujahr "G. Merz & Söhne in München" lauten. Ich bearbeite im Moment die alten Geschäftsbücher der Firma Merz. Wenn Du mir noch ein paar Infos hast kann ich vielleicht euren Refraktor finden.


    Gruß in die Runde!

  • Hallo savange,


    um die Cassini-Teilung zu sehen, nimm ein Teleskop mit mindestens 4" Öffnung und relativ langer Brennweite. Aber bitte keinen Katadiopter mit Kugelspiegel und Brennweitenverlängerung durch einen Korrektor.
    Das klassiche Einsteigergerät wäre ein 114/900'er Newton. Mehr sehen kannst du mit einem 150/1200'er oder 200/1200'er Dobson.

  • Hallo Jürgen,


    es wäre toll, wenn du etwas über den Refraktor herausfinden könntest. Die Werte für den Durchmesser und die Brennweite habe ich nicht nachgemessen, sondern von einem Kollegen gehört. Aber das könnte ich noch mal selber prüfen.
    Das Objektiv und der OAZ sind (weitgehend) original, der weiss lackierte Tubus eher nicht. Ansonsten weiss ich nur, dass das Teleskop vorher an der Uni Münster war.
    Das Alter ist eine Schätzung von mir. Aber wenn ich das nächste mal an der Sternwarte bin, schaue ich mal, ob ich eine Gravur finde.


    Gruss Heinz

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: savange</i>
    <br />Hi Mintaka,


    sehr beeidruckende Aufnahme, Respekt. Habt ihr einen günstigen Tipp für ein Teleskop mit dem ich die Saturn-Ringe sehen könnte? Danke!
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hi "savange" (Angabe des richtigen Namens wäre netter),
    am besten machst Du dafür einen neuen thread auf, und gibst gleich an, ob Du nur die Saturnringe oder noch mehr sehr willst. Und das zur Verfügung stehende Budget wäre nicht schlecht, dann werden Sie geholfen [;)]
    Gruß,
    Ulli

  • Hallo Savange,


    zu Einsteigerteleskopen gibt es alle paar Tage mal einen Thread hier im Forum. Suche einfach mal bei Google nach "Astrotreff Einsteigerteleskop" da findest du sicherlich genug. Auch solltest du dir mal die üblichen Einsteigerseiten von Sven Wienstein, Deepsky Brothers, BinoViewer, usw. ansehen. Wenn du ein bisschen Grundlagenwissen hast, kannst du dich im Dschungel der Geräte besser zurechtfinden. Danach gehst du am besten auf eine Sternwarte und beobachtest ein bisschen mit und schaust durch verschiedene Teleskope. Danach weißt du mit Sicherheit was genau das richtige Teleskop für dich ist. Online ist eine Empfehlung immer schwierig.


    Zum Thema Saturnringe sehen. Ich habe mal aus Spaß aus einem kaputten Lidl Feldstecher das Objektiv ausgebaut. Das war ein verkitteter "Achromat" 50/250 (also F/5). Mit meinem 4mm Super Ramsden Okular mit Plastiklinsen konnte ich bei bei 62,5 facher Vergrößerung ohne Probleme die Phase der Venus und die Saturnringe sehen. Auch ein Wolkenband auf Jupiter war beobachtbar [;)].


    Grüße

  • Vielen Dank an alle für die hilfreichen Tipps. Vor allem der Besuch einer Sternwarte ist mein nächstes Ziel :)


    Aber nur mal so gaaaaanz grob gefragt. Muss man da eher 300 Euro für ein Teleskop ausgeben, um die Saturn-Ringe zu sehen oder eher 3000 Euro? Nur damit man mal weiß von was für Preisdimensionen wir hier sprechen. Im Forum gibt es ja viele User die tolle Bilder von Planeten online gestellt haben.


    Danke & Gruß,
    Daniel alias Savange

  • Mit 300 Euro kannst du schon einiges sehen, da gibt es gute Geräte aber auch viel schrott.
    Schau dir die Einsteigerseiten an, da sind viele tops und flops aufgezeigt.

  • Hallo Daniel,


    ich beobachte unter anderem mit einem 114/900mm Newton und ich kann nur sagen,daß sowohl Mond,Jupiter als auch Saturn mit Cassiniteilung im Ringsystem schön anzuschauen sind.Natürlich ist es so,je größer das Teleskop umso besser.


    Gruß Jörg

  • Hallo Daniel,


    die Saturnringe inkl. hellstem Mond Titan sehe ich schon in meinem 80mm-Fernrohr für 100 Euro. Ist zwar nur ein Skywatcher, aber ich wollte halt endlich nackenschonende Beobachtung (Nachteil Fernglas) mit möglichst viel Gesichtsfeld (Vorteil Fernglas) für wenige Geld und solange der Okularauszug nicht wie ein Lämmerschwanz wackelt, bin ich sehr zufrieden mit dem Richfielder.


    Was dein Freund da für 80 Euro gekauft hat, weiß ich nicht. Normalerweise zeigt z.b. schon jedes Fernglas die vier hellsten Jupitermonde.

  • Hi Nico,


    also ich meine ich hab das Bresser Sirius Teleskop, wenn ich bei Amazon danach suche sieht es genauso aus. Oder stelle ich mich nur etwas an und es ist mit diesem Teleskope durchaus möglich die Saturnringe zu sehen?


    Danke und Gruß,
    Daniel

  • Noch eine Ergänzung (um nicht missverstanden zu werden):
    er meinte von der Alm aus (die kann auf der Alpensüdseite durchaus 2000 m hoch sein)
    R.

  • Hallo Daniel,


    also wenn dein Teleskop ein FH 70/900, wie bei Amazon ist, dann müsstest du die Saturnringe locker sehen können. Eigentlich müsste das mit allen Okularen gehen.
    Eigentlich kenne ich kein Teleskop mit denen man die nicht sehen kann.
    Ich will dir nicht zu nahe treten, aber entweder ist dein Teleskop defekt oder es liegt eine Fehlbedienung vor. Ich vermute letzteres.
    Du kommst aus Nürnberg, da gibt es bestimmt eine Volkssternwarte oder einen User hier aus dem Forum der dir bei deinem Problem helfen kann und am besten direkt mit deinem Teleskop.


    Saturn steht auch gerade in der Nähe von Spica. Die ist ebenfalls sehr hell. Du solltest prüfen, ob du nicht zufällig einen Stern beobachtest statt Saturn.


    Grüße

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Rodger</i>
    <br />"Off-Topic" (ein anderer Planet)


    Aosta-Tal, Gran Paradiso National Park, ... gar nicht mal so weit von uns.
    Da hab ich mal einen Bauern getroffen, der hat behauptet, er habe, als er jung war, die Jupitermonde mit blossem Auge gesehen.


    http://denisdutton.com/jupiter_moons.htm


    Not sure about this !


    Rudi
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Rudi,


    mein Sohn hat im Alter von etwa 7 oder 8 Jahre mit mir draussen gestanden. Ich hab ihm Jupter gezeigt und er hat gefragt welcher von den beiden das ist "der große helle oder der kleine ganz nah daneben.." Ich hab gefragt wo er den Kleinen sieht. Es war Ganymed, den er gesehen hat. Ich hab die beiden nicht trennen können. Im Fernglas kein Problem. Ich beneide ihn immer noch darum ;)


    vg Dirk

  • Das soll auch funktionieren wenn jupiter z.b. durch einen dünnen ast oder so abgedeckt wird. ich habs noch nicht versucht aber gehòrt hab ich davon auch schon.

  • Mit 4,4m und max. 6' Abstand zu Jupiter sollte bei günstigen Bedingungen nur die Helligkeit von Jupiter Probleme bereiten, Ganymed mit blossem Auge zu sehen, so lange der Beobachter nicht kurzsichtig ist.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!