Ringnebel im Winter, Bericht vom 15.01

  • Objekte: Melotte31, Abell 12, M1, M34, M35, M41, M42, M46, M47, M78, M93, IC405, IC410, NGC2438, NGC2237, NGC2244, NGC2950, NGC2880, NGC2742, NGC2805 mit NGC 2820
    Karten: Stropek und Ausdrucke aus "Eye&Telescope"

    Seit über zwei Monaten endlich mal wieder einen Himmel für den es sich lohnt in die Eifel zu zu fahren.
    Ziel soll mein üblicher Standort bei Pesch in der Nähe von Mechernich sein.
    Bei der Hinfahrt mache ich mir etwas Sorgen wegen des Nebels. Im Rheintal zog eine Stunde nach Sonnenuntergang eine dicht Suppe über den Fluss. Bei Godorf lag die Sichtweite teilweise bei unter 50m in der horizontalen. Nach oben waren Jupiter, Venus und die helleren Sterne aber zu sehen. Hinter Euskirchen wurde die Luft immer klarer. Am Standort bot sich dann eine tollen Wintermilchstrasse.
    Es war absolut Windstill, das machte die 0°C erträglich. Man ist sowas ja gar nicht mehr gewohnt.
    Im Nord-Westen stürzt sich der Schwan kopfüber zum Horizont, Cassiopeia hat gerade den Zenit überschritten, der Perseus steht dort.
    Im Westen blendet die Venus, Jupiter folgt ihr. Der Orion ist noch nach Osten geneigt und erklimmt langsam seinen höchsten Stand.
    Seine Lage am Rand der Milchstrasse ist wunderbar zu erkennen. Tief am Horizont funkelt Sirius. Nach so langem Entzug ein toller Anblick!

    Da mein Teleskop noch nicht ausgekühlt ist wird das Auge mit meinem 10*50 Feldstecher bewaffnet. h&chi stehen im Zenit, einfach umwerfend der Anblick schon im Feldstecher, weiter den Perseus entlang, dann in die anderen Richtung zum großen "W". Eine Fülle von Sternhaufen gleiten durch das Gesichtsfeld. Es macht immer wieder Spaß da einfach einzutauchen. Dann in den Orion, M42 ist leuchtend hell und brillant im Fernglas.

    Jetzt muss das Teleskop her.
    Wie immer fesselt mich die Detailsfülle an diesem Objekt, wenn man den nur ein paar mal in der letzten Zeit aus der Stadt heraus gesehen hat. Er ist aber noch nicht hoch genug, Ich werde später da nochmal hin.
    Erstes "richtiges" Ziel ist der Fuhrmann mit seinen Sternhaufen. M34, M35 und M36 sind schnell eingestellt und begeistern durch ihren Sternreichtum und die doch so unterschiedliche Erscheinung.
    Als nächstes ist der Sternhaufen NGC1893 das Ziel. Dieser ist sonderlich auffällig. Umgeben ist der Haufen von IC410. Dieser ist schon ohne Filter zu erahnen. Der OIII zeigt dann einen gebogenen Nebel um die Sterne. Etwas westlich davon ploppen immer wieder kleine Stellen mit helleren Nebelteilen auf. Irgendwie erinnert mich IC410 an Fotos vom Katzenpfotennebel.
    Ein wunderbares Objekt mit einer Fülle an Details.
    Weiter westlich davon ist das Zentrum von Melotte31 welcher bereits mit dem bloßen Auge zu sehen ist, ein sehr schönes Parallelogramm mit Henkel.
    Ich überspringe nochmal das Paralellogramm nach Osten und suche IC405. Mit OIII ist dieser dann als sehr diffusen Nebelfläche ohne klare Kante zu erkennen. Am besten ist ein Nördlicher Bogen zu erkennen, welcher einen verschmierten Eindruck der Hintergrundsterne verursacht.
    Mit max. AP schwenke ich immer wieder über dieses Gebiet um die ungefähren Grenzen zu erkennen.
    Mit gefällt die Gegend sehr, ist doch der Unterschied zwischen diesen beiden ICs sehr beeindruckend. Speziell an IC410 tauchen immer wieder neue Nebelflecken auf.


    Ich hab noch eine offene Rechnung aus Anfang Dezember im Orion offen. Abell 12 welcher direkt an myOri hängt.
    Im 20er Nagler und OIII ist dieser sofort als runder Nebel am Stern zu sehen. Im 10er Pentax dann deutlich größer und mit etwas "Luft" zum Stern.

    Sirius hat in der Zeit deutlich an Höhe gewonnen. Leider komme ich an dem Standort genau im Süden nicht sehr tief zum Horizont.
    Und bevor das Achterdeck ganz hinter den Sträuchern verschwindet versuche ich mich an M46 und M47. Im Feldstecher sind beiden relativ schnell gefunden. Mit dem Teleskop dauert es etwas die Ecke zu finden. Auf dem Boden knieend hab ich die beiden dann doch erwischt.
    Die beiden stehen in einem tollen Kontrast zueinander. Der eine sehr sternarm aber mit sehr hellen Sternen. Der andere mit einer Fülle aus kleinen, gleichmäßig hellen Sternen um die 10mag. Bisher kannte ich die nur von Fotos. In M46 ist auch recht schnell der "Ringnebel des Winters" zu finden.
    Beim schwenken über den Sternhaufen fällt immer wieder das Scheibchen von NGC2438 auf. Mit OIII wird da ein richtig toller PN draus.
    Ich vergrößere bis 160x. Bei dieser Vergrößerung sieht er M57 wirklich zum verwechseln ähnlich. Ein absolutes Highlight dieser Nacht!
    Wenn ich schonmal so tief im Süden bin, dann könnte ich ja mal M93 suchen. Diesen ohne Sucher zu finden ist nicht einfach. Das Gebiet mache ich zunächst mit den Fernglas fest. Der Sternhaufen fällt darin bereits als kleiner Knubbel nördlich eines sehr schönen Doppelstern auf.
    Im Teleskop ist er dann auch bald gefunden. Ein sehr kleiner, kompakter Haufen mit einigen hellen Sternen. Die Form ist leicht länglich.
    Sollte man gesehen haben.
    Etwas südlich von Sirius finde ich M41. Auch dieser ist im Fernglas leichte Beute. Im Teleskop ist ein lockerer großer Haufen zu erkennen.
    Ziemlich in der Mitte steht ein rötlicher Stern, welcher einen schönen Kontrast zu den übrigen Sternen bietet.


    Als letzten großen Nebel versuche ich den Rosettennebel NGC2237 in dessen Zentrum der offene Haufen NGC2244 zu finden ist.
    Der Haufen ist schnell gefunden. Bereits ohne Filter ist im nord-westlichen Teil des Haufen ein diffuser Nebel zu erkennen. Mit OIII schließt sich dann fast ein Ring um den Sternhaufen. Lediglich im südlichen Teil ist eine kleine Lücke im Nebel, die sich erst bei indirektem Sehen schließt. Möglicherweise ist ein UHC hier besser. Leider habe ich keinen in 2". Die sichtbaren Details zu beschreiben ist fast unmöglich, der Nebel bietet zu viele Details.


    Langsam gewinnt Ursa Major an Höhe. Ich habe schon länger keine Galaxien im Okular gehabt. M81 erscheint mir zu einfach.
    NGC2950 soll das erste Ziel sein. Ich suche und finde erstmal nix. Seltsam...bis mir einfällt, dass hier nichts großes diffuses zu suchen ist, sondern Klein und Kompakt. Nach all den großen Nebeln und Sternhaufen muss man sich darauf erstmal wieder einstellen.
    Mit dem 20er Nagler ist dann im zweiten Anlauf einer der drei Sterne im Zielgebiet als Galaxie zu identifizieren. NGC2950 zeigt sich als helle, kompakte Linse mit einem recht großen Kern der ziemlich rasch in einem diffusen Halo endet.
    NGC2880 zeigt sich ähnlich, nur etwas kleiner und schwächer. Der Kern ist weniger "knackig" zu sehen.
    Eine schöne Gruppe ist NGC2768 und NGC2742. Letzter hängt direkt an einem ca. 8 mag Stern und ist als recht gleichmäßig "helle" leicht ovale Scheibe zu sehen. NGC2768 ist deutlich heller und größer mit einem hellen Kern.


    Als letzte Objekte sollen NGC2805 und NGC2820 dienen. Die beiden waren eine härtere Nuss. Im 35er Okular zunächst gar nicht zu sehen.
    Im 20er Nagler war dann genau zwischen zwei Feldsternen eine ziemlich große, sehr schwache Scheibe zu erkennen. Aus dem Augenwinkel blitzte dann auch NGC 2820 auf. Hat man letztere einmal festgemacht, war sie dann relativ leicht zu erkennen.
    Eine tolle Gruppe! Eine "Face-On" und eine "Edge-On" auf kleinstem Raum, Klasse. Sehr zu Empfehlen.
    Zu Hause hab ich dann gesehen, dass dort auch noch NGC 2814 zu finden ist und direkt an NGC2820 auch noch IC2485 hängt.
    Hier werde ich mit mehr Vergrößerung nochmal ran.


    Zufrieden mit dem ersten Abend im neuen Jahr wird alles bei jetzt -5°C in Auto verladen.


    vg Dirk

  • Hallo Dirk,


    ein schöner und schön ausführlicher Bericht. So was bringt mich auch mal wieder auf neue Beobachtungsideen. Hier wären das NGC2438 und insbesondere NGC2950 und NGC2880. Hoffentlich bringt der Winter noch einige klare, mondfreie Nächte.
    Außerdem müsste ich mir auch mal einen OIII-Filter zulegen. Wenn ich deinen Bericht so lese, bringt der bei vielen Objekten eine deutliche Verbesserung. Bei meiner letzter Beobachtung von IC410 mit UHC-Filter (mittlerweile drei Jahre her) hatte ich mir in meinem Logbuch in E&T notiert:


    "Dann aber mit Filter war der umgebende Nebel IC410 zu erkennen. Man konnte allerdings nicht ganz einfach unterscheiden, ob es sich um eine durch die Sterne hervorgerufene Helligkeit handelt, oder um den Nebel selber. Erst bei genauerem Hinsehen fiel die nebelartige Struktur auf.Deutlich halbkreisförmig mit einer Einbuchtung auf der westl. Seite."


    Ich habe auch schon gehört, dass bei größeren Newtons UHC- und OIII-Filter sich nichts mehr nehmen. Ich denke aber, und dein Bericht bestätigt dies für mich, dass ein OIII-Filter mehr Objekte abdeckt als ein UHC.


    Also, bitte weitere solche Berichte.


    Tschüss


    Hans

  • Hallo Dirk.


    Interessanter Bericht.
    An Abell 12 habe ich mir am Montag die Zähne ausgebissen, er wollte einfach nicht. Ich glaube in dieser Nacht war ich etwas unkonzentriert und mein Teleskop war auch nicht richtig justiert.


    Viele Grüße
    Gerd

  • Hallo zusammen,


    kleiner Nachtrag. Es gibt einen Fehler bei NGC2820. Die kleine GX an der nord-östlichen Seite ist nicht IC2458 wie in Wikisky sondern NGC2820A.
    E&T und auch CdC geben hier die korrekte Bezeichnung an.
    Im Stropek ist die nicht eingezeichnet aber korrekt im Text erwähnt.
    Danke an Tom Pfleger für den Hinweis.


    (==>)Hans: dunkler Himmel ist hier das wichtigste ;) Zum OIII kann ich sagen, dass mein Baader schon ziemlich duster ist. In Bereichen ohne helle Sterne ist es schwierig den Fokus zu finden.
    UHC in 2" vermisse ich schon. Das steht auf meiner Wunschliste. Wird dann ein Astronomic.


    (==>)Gerd: Abell 12 ist "eigentlich" sehr einfach. Wichtig ist hier guten Seeing und eine Position des Nebels am Himmel, dass er nicht in den Bereich von einem Spike fällt. Dann ist der nicht zu übersehen, wenn man weiß wie nah der am Stern hängt.


    vg Dirk

  • Servus Dirk


    Schöner Bericht von dir!Hervorragende Beobachtungen dabei!
    Da hattest du wirklich keine schlechte Nacht erwischt!


    Lg von Hajü

  • Hallo Dirk,


    schöner Bericht mit einer abwechslungsreichen Objektliste. Ich freue mich auch schon auf die nächsten klaren Nächte, Dein Bericht macht richtig Lust darauf!


    Viele Grüße aus dem weißen Dachau (und es schneit weiter....)
    Christian

  • Hi Dirk,


    schöner Bericht, die NGC2820/2805/2814 Gruppe steht bei mir auch ganz oben auf der Liste.


    M46 musste dir mal mit 12"+ auf den Canaren (La Palma) angucken, genauso wie M55, da haut's dir die Socken weg!


    Gruß
    Lots

  • Hallo Dirk,
    schöner Bericht von Dir. Nach 2 Monaten endlich wieder beobachten und dann auch noch unter so guten Bedingungen... muss schon klasse sein.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Nach so langem Entzug ein toller Anblick<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Kenne ich! am Beobachtungsplatz angekommen gibts bei mir auch als erstes den Überblick mit dem bloßen Auge. Allein das lohnt schon die Anfahrt[;)]
    Interessante Objekte außerdem. Abell12 und der Ringnebel des Winters nehme ich auf meine Liste die ich hoffentlich noch vor dem Mond durchgehen kann.
    CS, Matze

  • Hi Dirk,


    ich muss deinen BB noch mal aufgreifen, da ich gestern auch draußen war und mir u.a. die Gruppe: 2805/2820/2814 angeschaut habe.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Als letzte Objekte sollen NGC2805 und NGC2820 dienen. Die beiden waren eine härtere Nuss. Im 35er Okular zunächst gar nicht zu sehen.
    Im 20er Nagler war dann genau zwischen zwei Feldsternen eine ziemlich große, sehr schwache Scheibe zu erkennen. Aus dem Augenwinkel blitzte dann auch NGC 2820 auf. Hat man letztere einmal festgemacht, war sie dann relativ leicht zu erkennen.
    Eine tolle Gruppe! Eine "Face-On" und eine "Edge-On" auf kleinstem Raum, Klasse. Sehr zu Empfehlen.
    Zu Hause hab ich dann gesehen, dass dort auch noch NGC 2814 zu finden ist und direkt an NGC2820 auch noch IC2485 hängt.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich bin gleich mit dem 8mm Ethos ran (189x). Alle 3 GX waren zu sehen, wenn auch nur indirekt. N2805 ist recht lichtschwach, oval aber rel. groß. N2820 ist eine schöne edge on GX. Je länger man schaut um so mehr Details kann man ihr entlocken. N2814 (die schwierigste der 3) ist klein, leicht oval und steht nahe eines 11-12m Sternchens. NGC2880 habe ich auch mitgenommen. Damit geht es ja los, wenn man von 23 UMa kommt.


    Ansonsten habe ich mir natürlich die wunderschöne Konstellation von Jupiter und Venus angeschaut. Venus steht gerade in Dichtonomie (Halbvenus). Und weitere Frühlingsgalaxie waren natürlich auch dabei.


    Gruß
    Lothar

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