Hellste Supernova 2010

  • Hallo,


    auch diesen Herbst jagt ein Tief das nächste und dann geht da ausgerechnet im Löwen die hellste Supernova 2010 hoch, die vor einer Woche entdeckt wurde. Da ist das Licht über 150 Millionen Jahre lang unterwegs und über mir schüttet es aus dunkelgrauen Wolken. Immerhin versprach die Vorhersage für die Nacht auf Donnerstag zumindest Auflockerungen, bis das nächste Wolkenband Wind und Regen zurückbringen sollte. Nachdem ich dann "Das erste Licht" ausgelesen hatte und ich noch in Gedanken bei dem Night Operator des Hale-Teleskops, ein gelernter Herrenfriseur, und der Suche nach den ersten Quasaren war, nutzte ich den aufklarenden Nachthimmel und bezog mit meinem Zwölfzöller Stellung. Raus bin ich nicht gefahren, ich hab mich trotz nervender Straßenlaterne einfach in die Garageneinfahrt gestellt. Als ich gegen Viertel vor 3 aufbaute, sah es noch ganz gut aus, nach 3:00 MEZ kämpfte ich schon wieder mit der durchziehenden Schleierbewölkung.


    Eine halbe Stunde später lichtete es sich wieder etwas, dass ich mir schon mal die Orientierung über das Sternfeld im Okular verschaffen konnte. Ausgehend vom hellen Leitstern omikron Leo hatte ich schließlich beim zweiten Anlauf die genaue Position gefunden und tatsächlich leuchtete da auch ein schwaches Pünktchen: SN 2010jl. Ausgehend vom Supernova-Typ IIn ist es wahrscheinlich, dass man hier die Explosion eines sehr massereichen LBV-Sterns vor sich hat, eines Sterngiganten wie z.b. eta Car einer ist. Und während unser Kater auf der Straße mit dem nassen Laub spielt, sah ich diesen schwachen Lichtpunkt 13. Größe - das letzte Licht eines Sterns von vielleicht 80 Sonnenmassen, der eigentlich schon vor 150 Millionen Jahre zur Zeit des Jura starb.


    Die doch recht leichte Sichtung überraschte mich dann doch, denn trotz der Laterne kam ich auf über 14,5mag (bei knapp 6,0mag im Löwen). Ab 4 zog es sich jedoch vollständig zu, um eine Stunde später nochmal komplett aufzureissen. Ich verlagerte den Dobson von der Einfahrt in den abgeschirmteren Garten und ließ nochmal in aller Ruhe den Blick über dieses schwache Glühen schweifen. Mit brauchbaren Vergleichssternen in der Nähe kam ich 13,5, 13,6mag, was sehr gut zu den aktuellen AAVSO-Zahlen passt. Eine halbe Stunde lang ließ ich den Supernova-Punkt immer wieder durch's Bild laufen und fragte mich, was die Astrophysiker noch so in seinem "Lichttext" bei der Analyse des Lichts lesen werden.


    P.S. In der kommenden Nacht wird die Supernova vom HST spektroskopiert.

  • Hallo Reiner,


    welches Morgen meinst du? Bei mir jedesfalls ist ein regnerisches Wochenende angekündigt.


    Nee, von der Galaxie war nichts zu sehen. Ich hatte die südöstlich gelegene PGC 27823 versucht, aber von der hab ich auch nix gesehen.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: SigurRósFan</i>
    welches Morgen meinst du? Bei mir jedesfalls ist ein regnerisches Wochenende angekündigt.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Bei uns hier im Süden nicht [:D]


    Für alle, die das noch am Wochenende probieren wollen: Hier ist eine Aufsuchkarte des Teils (UGC 5189)
    http://www.biophysik.uni-freib…Reiner/temp/SN_2010jl.pdf


    Viele Grüße
    Reiner

  • Gestern hat es geklappt mit der SN. Nicht weit über'm Horizont und bei ziemlich schlechter Grenzgröße (im heimischen Garten statt auf dem Berg). Anhand des DSS Ausdrucks war die SN schnell gefunden und einfach zu sehen, aber von der Galaxie leider nix. Kommt aber auf jeden Fall noch später mal, wenn der Löwe zu zugänglichen Zeiten hoch steht [:o)]


    Viele Grüße
    Reiner

  • Überraschenderweise riss die Wolkendecke gestern Abend endlich mal wieder auf, so dass ich um 20:00 MEZ den Dobson zum Auskühlen in den Garten stellte. Mein Ziel war der Jupiter, der den Revival-Fleck zeigen sollte. Das Weiße Oval am Rand des NEB als Anhaltspunkt war sichtbar, doch mehr als eine eingebildete Schattierung im SEB ließ das Seeing nicht zu.


    Also hab ich mir den Wecker auf 4 gestellt und hoffte auf eine zweite Sichtung der Supernova. Um 5:23 MEZ bin ich schließlich raus aus dem warmen Bett. Dick eingepackt - die Autoscheiben waren zugefroren - ging's Richtung Löwen, der hoch im Süden stand. Ich versuchte mein Glück ohne Aufsuchkarte, da die Position beim ersten Mal doch einfach zu finden war. Nach dem 31mm-Panoptic kam gleich das 9mm zum Einsatz. Der warme Atem machte mir dann wie immer zur kalten Jahreszeit das Leben schwer, aber schließlich hat's doch geklappt: Supernova 2010jl war wieder im Blick. Und während ich auf dem Boden den Rhythmus von Junips Ohrwurm "Without You"* mitwippte, war der Rest von mir eigentlich 150 Millionen Lichtjahre entfernt. Nur 13,6, 13,7mag schwach ist der Lichtpunkt und zeugt doch von einem großen Knall am Ende eines Sternlebens, in dem wahrscheinlich ein Schwarzes Loch geboren wurde. Bis halb 7 saß ich am Okular und beobachtete dieses kleine Fünkchen, dann zog es mich doch wieder zurück ins warme Haus, wo eine zweite Mütze voll Schlaf wartete.


    * Wunderbarer "Space Pop": "Without You" von Junip

  • Mittlerweile ist auch ein erster Fachartikel zur Analyse der SN-Spektren und des (möglichen) Vorgängersterns, der auf 10 Jahre alten HST-Aufnahmen gefunden wurde, erschienen. Auch wenn noch keine genauere Massenabschätzung möglich ist, scheinen die für 2010jl angenommenen Szenarios bereits die Annahme zu stützen, dass Typ-IIn-Supernovae von sehr massereichen Sternen erzeugt werden.


    - A Massive Progenitor of the Luminous Type IIn Supernova 2010jl

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