Anparabolisiert ?? Optik-Experten ?

  • Hallo,


    ein Anbieter teilte mir auf Nachfrage mit, seine 5"f/8 Dobsons seien anparabolisiert. Die Spiegel würden so,it zwar nicht ein ganz so knackiges Nild liefern, wie ein reiner Parabolspiegel, wären aber immer noch deutlich besser als ein rein sphärischer Spiegel mit diesen Daten.


    Was ist davon zu halten ? Ist die Aussage so okay ?


    Gedacht war das Ding eigentlich von mir für den Einsatz an Mond und Planeten....


    MfG Michael

  • So.
    Nun will ich mich hier mal zum Thema äußern...also die Aussage 'der Spiegel ist anparabolisiert' ist nichts Wert, weil keine Aussage über den Grad der Korrektur gemacht wird. Es können 10% sein oder auch 80% der Parabelkorrektur. Zwar ist bei der genannten Größe die tolerierbare Abweichung in Prozent der Vollkorrektur nicht sehr klein, dennoch sollte gerade für Mond und Planeten ein auskorrigierter Spiegel Verwendung finden. Auch ist die Frage erlaubt, *warum* nur anparabolisiert? Das kommt mir schon seltsam vor...


    Gruß


    ullrich

  • Hallo Michael,


    anparabolisiert ist bei den kleinen Parabolspiegeln aus der Massenfertigung wohl die ehrlichere Aussage.


    Mein 114/450 Newton von TS hat zwar im Prospekt einen Parabolspiegel, in der Werbung klingt das so: Dieser lichtstarke Skywatcher Newton hat einen parabolischen Hauptspiegel und ist somit in der Lage, wirklich beugungsbegrenzt abzubilden ... [:D], aber im Ronchi Okular und beim Sterntest zeigt er kräftige Unterkorrektur, ist gerade mal in der Mitte zwischen Kugel und Parabel. Und das bei 1:4 [:(!]! Hat mich aber nicht sonderlich gestört, weil eh nur als Sucher für den großen Dobson gekauft.


    Aber als einziges Gerät würde ich als Anfänger bei dem Ding vermutlich verzweifeln, weil es einfach nicht so scharf zeigt wie es soll.


    Bei 5" f8 würde ich das gelassener sehen, da bin ich mir nicht so sicher ob ich den Unterschied im Fokus auf Anhieb erkennen würde.


    CS
    Arnold

  • Hallo ,


    vielleicht handelt es sich ganz einfach um billigste Spiegel , die nicht einmal gut sphärisch
    poliert sind ,
    und jetzt als " anparabolisiert " schön geredet werden .


    Die Kunden haben ja meist noch weniger Ahnung von Optik als die Verkäufer .


    C.S.

  • Hallo Michael,


    in diesem Thread:


    http://www.astrotreff.de/topic…CHIVE=true&TOPIC_ID=65462


    wurde diese Thematik schon mal erörtert.
    in Kurts Beitrag ist eine Formel, die weiterhilft. Wenn ich mich nicht verrechnet habe, hat ein 5" f/8 Kugelspiegel 0,29 lambda Abweichung von der Idealform (Parabel) und ist damit fast beugungsbegrenzt.
    Anparabolisieren würde ihn also beugungsbegrenzt machen - wenn die Aussage des Händlers stimmt.


    CS Franjo

  • Hallo Michael,
    eigentlich hilft da nur nachts durchzuschauen, um die Qualität der Optik beurteilen zu können.


    Bei den Münchener Spiegelschleifern haben wir in letzter Zeit einige 130 mm f/5 Spiegel mit dem Focault-Tester angeschaut. Die waren auch alle mehr oder weniger "anparabolisiert", d.h. sphärisch mit hängendem Randbereich.
    Bei f/5 genügt das normalerweise nicht für beugungsbegrenzte Abbildung. Bei f/8 könnte das aber schon besser aussehen.


    Um welches Teleskop handelt es sich?


    Gruß,
    Martin

  • Hallo Michael,


    die konische Konstante (in Englisch conic constant oder kurz cc) klassifiziert die Form von optischen Oberflächen wie Spiegel.


    Es gilt:
    - oplate Ellipsoid cc>0 (positiv)
    - Sphäre: cc=0
    - prolat Ellipsoid: cc zwischen 0 und -1
    - Paraboloid oder salopp "Parabel": cc=-1 (minus 1)
    - Hyperboloid oder salopp "Hyperbel": cc<-1


    Bei einem Newton muss der Hauptspiegel parabolisch sein, um Bilder aus dem unendlichen (Sterne) perfekt abzubilden. Ausgehend vom idealen Paraboloid wird auch gerne von "Prozent Korrektur" oder "Parabolisierungsgrad" in prozent gesprochen.
    Beispiele: Ein sphärischer Spiegel hat mit cc= 0 somit null Korrektur, ein Ellipsoid mit cc= -0,5 hat 50% Korrektur und liegt auf halbem Wege zwischen Sphäre und Paraboloid.


    Ich persönlich spreche von "anparabolisiert", wenn ein Spiegel im Mittel irgendwo zwischen 10-50% Korrektur hat, bei 80% ist ja schon der Löwenanteil auf dem Weg zur Parabel erreicht.


    Kleine sphärische Spiegel bilden bei genügend langer Brennweite nicht perfekt aber hinreichend gut ab. So erreicht ein sphärischer 5 Zoll f/8 Spiegel bereits einen Strehl von 0,83 und ist damit beugungsbegrenzt. Ist dieser Spiegel mit 30% Korrektur "anparabolisiert", springt der Strehl bereits auf 0,91 - für Anfänger von einer perfekten Optik kaum zu unterscheiden.


    Die obige Aussage des Anbieters ist also richtig und sehr wohl auch hinreichend aussagekräftig.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Auch ist die Frage erlaubt, *warum* nur anparabolisiert?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Weil ein perfekt parabolisierter Spiegel in diesem Marktsegment unverhältnismäßig teuer und damit unverkäuflich wird? Viel wichtiger als die letzten paar Nanometer am Hauptspiegel ist doch ein unverspannter Einbau beider Spiegel, und eine stabile, feinfühlig gehende Mechanik.

  • Es ist doch ziemlich klar, was hier passiert: Der Spiegel wird "irgendwie" parabolisiert, sozusagen nach Schätz. Überkorrektur wird vermieden, also deutlich unterkorrigiert. Dann verspiegelt und fertig. Normalerweise erfordert eine richtige Parabolisierung mehrere Mess-Polier-Runden, die wurden eingespart. Einfach ein wenig von Kugel in Richtung Parabel poliert, bei einem Spiegel etwas mehr, bei einem anderen etwas weniger.


    Wie Stathis schreibt, kann dies für einen 5" f/8 ausreichend sein.


    BTW: Ist das Kson?

  • Hallo Uwe,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Es ist doch ziemlich klar, was hier passiert: Der Spiegel wird "irgendwie" parabolisiert, sozusagen nach Schätz. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ja wie denn sonst, für den Preis?
    Da ich ein klein wenig Erfahrung mit einer Poliermaschine habe, kann ich mir ziemlich genau vorstellen wie das bei einer Serienfertigung gemacht wird.
    Der Spiegel wird sphärisch auspoliert, dabei betreut ein Chinese sagen wir 20 Maschinen. Immer schön nachschauen daß nichts trockenläuft usw.
    Danach hat sich einer mal die Mühe gemacht und hat für genau diese eine Sorte Spiegel, also den 5"f/8, einen Parabolisierplan ausgetüftelt. Also zB 10 Minuten mit 3" Tool mit 30mm Überhang und 80mm Strichhlänge mit genau 23'er Pechhärte bei genau 20 Grad im Maschinenraum.
    Dann kommt der Spiegel in die Verpackung. Aus die Maus.
    Vielleicht schaut sich noch jemand einmalig ein Foucault oder Interferometerbild an, wie gesagt vielleicht.


    Das kann man natürlich nur bei kleinen, langsamen Spiegeln so machen. Also so bis 10" f/5.
    Darüber hinaus funktioniert es nicht mehr in einem Ritt und man muss zwischendurch messen und korrigieren weil man zu weit von der Kugelform weg ist. Und dann wird es richtig teuer. Ich habe für den 28" f/3 genau 56 Parabolierisersessions mit ingesamt 429 ausgewerteten Interferogrammen gebraucht. Dabei ging (fast) alles in eine Richtung ohne Rückwärtsgang und mühsames zurück-korrigieren. Selbst wenn das die Profis mit der Hälfte davon schaffen, will den Spaß keiner mehr bezahlen.


    cs Kai

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