Erster Beobachtungsbericht - Hunsrück im August

  • Wann: 19. bis 20. August 2010, 23:30 Uhr bis 5:00 Uhr
    Wo: Soonwald/ Hunsrück
    Wer: Montey und ich
    Wie: 14°C bis 8°C, Monduntergang gegen 1:00 Uhr, mehrfach leicht aufkommende und sich wieder auflösende Bewölkung aus verschiedenen Richtungen, die meiste Zeit aber klar.
    Womit: 2x 10" GSO Dobson, EQ EM10, Olympus E-510 mit 70-300mm, Canon Eos 350D mit 18-55mm



    Die angekündigte klare Nacht gestern so kurz vor der Vollmondwoche musste nochmal genutzt werden, also kurzerhand mit Nils trotz Schultag heute einen Plan ausgeheckt, wie wir unsere beiden 10 Zöller + Ausrüstung mit nur einem Auto zum Beobachtungsplatz bekommen. Da der Platz relativ genau in der Mitte zwischen ihm und mir liegt, bin ich also gegen 22:00 Uhr erstmal in den Soonwald gefahren, habe Rockerbox und Teleskop ausgeladen und bin mit fast leerem Auto zu ihm. Dort haben wir dann beraten, was alles mitgenommen wird, und uns entschlossen zusätzlich zu seinem Dobson auch die Fotoausrüstung samt Seben EQ EM10 mitzunehmen. Nachdem alles verstaut war, kamen wir also gegen 23:30 am Beobachtungsplatz an und haben in wenigen Minuten alles aufgebaut.


    Da der Mond noch in ca 10° Höhe stand und auch die ein oder ander Schleierwolke sich über den Himmel zog, nahm ich erstmal zum verkürzen der Zeit bis zum Monduntergang <b>M13</b> ins Visier. Durch den Mondschein wurde der Kugelsternhaufen allerdings merklich abgeschwächt. Er war zwar immernoch beeindruckend und gut aufgelöst, aber ich war auch schon bessere Ansichten gewohnt.
    Da es bei mir immer Glückssache war, <b>M27</b> zu finden, und ich mir darum extra nochmal im DSRA angeguckt habe, wie man den Hantelnebel aufsucht, habe ich mit geringen Erwartungen zum Füchschen geschwenkt und ihn tatsächlich nach wenigen Anläufen auch gefunden. Aufgrund des Mondes aber erwartungsgemäß nur einen groben Fleck gesehen, bei dem die Hantelform mit viel gutem Willen gerade so zu erahnen war.


    Nils hatte unterdessen die Montierung ausgerichtet und wollte direkt mal h#967; mit meinem Tele ablichten. nach kurzem Ausprobieren der Belichtungszeit und Sensorempfindlichkeit, waren auch direkt erste Erfolge zu verzeichnen, allerdings ist das Rauschverhalten meiner Oly jenseits von gut und böse:



    Zurück am Teleskop suchte ich vergebens den hinter den Bäumen, die den Platz in Nordrichtung abgrenzen, den großen Wagen. Da ich <b>M81/ M82</b> aber immer lohnenswert finde, ließ ich nicht locker und konnte Alpha UMa auch in einer Lücke ausmachen. eine kurze Daumenpeilung, einen schnellen Schwenk und einen Okularwechsel später hatte ich beide Galaxien auch im 15mm an den äußeren Gesichtsfeldrändern und konnte bei genauerer Betrachtung trotz der ungünstigen, weil nahezu tiefstmöglichen Position die die beiden im Jahr erreichen, eine senkrechte, bzw leicht schräge, Trennung durch die Mitte von M82 ausmachen.
    Vor ein paar Tagen hatte ich mir schon Objekte überlegt, die ich noch nie beobachtet oder noch nie selbst gefunden habe, um meine Orientierung am Himmel weiter zu verbessern. Ganz oben auf der Liste steht dabei der Katzenaugennebel <b>NGC 6543</b>. Völlig unerfahren was die gringe Größe angeht, schwenkte ich also im Drachen herum, korrigierte nach der Aufsuchkarte im DSRA, wechselte Okulare durch und wurde nach langem Suchen auch endlich belohnt. Der planetarische Nebel ist tatsächlich winzig, aber sehr hell und scharf abgegrenzt. Details oder Farben waren im 10" allerdings nicht zu sehen, es sah aus wie ein winziges Planetenscheibchen und macht dem Namen seiner Kategorie alle Ehre.


    Nils versuchte sich unterdessen mit der Kamera an M13, allerdings kommt dem wieder das Rauschen der Olympus in die Quere:



    Ich schwenkte derweil, wo ich schon in Zenitnähe war, nochmal rüber zu <b>M27</b>, der nun wolkenfrei und kaum noch vom Mondlicht beeinträchtigt, klar und deutlich zu beobachten war. Die "Ohren" waren gut sichtbar, genau so kannte ich die Hantel aus den vorangegangen zwei Traumbeobachtungsnächten der letzten Monate.
    Schon in der Nähe, kam noch ein kurzer Schwenk zu <b>M71</b>, der sich gut aufgelöst aber sehr klein im Okular zeigte.
    Bei einer traumhaften Milchstraße und nahezu perfekter Sicht im Zenit machte ich mich daran, den <b>Cirrusnebel</b> zu erkunden. Selbst ohne Nils' UHC Filter konnten schon grobe Details wie die leicht flammenartige Struktur der Knochenhand mit 15mm betrachtet werden, mit dem UHC im 30mm waren wunderbare Übersichten von Sturmvogel, Knochenhand und sogar ganz schwach Triangular Wisp zu sehen.
    Den UHC schon im Okular, war auch <b>NGC 7000</b> eine Wucht. "Mexico" war absolut von "Golf" und "Pazifik" abgetrennt und auch der Pelikannebel <b>IC 5067</b> war zwar schwach aber eindeutig (und riesig) zu erkennen.


    Da Andromeda sich mittlerweile auch dem Zenit näherte, versuchten Nils und ich noch meiner Kamera brauchbare Bilder von M31 und M33 zu entlocken, aber das Rauschen... Die Fotos der Triangulumgalaxie waren nicht vorzeigbar, Andromeda gab wenigstens ein wenig her:



    Nachdem die den Südhorizont lange Zeit verdeckende Wolkenfront halbwegs aufgebrochen war, wandten wir uns visuell dem Gasriesen <b>Jupiter</b> zu. Mit allem was die Okularkoffer zu bieten hatten vegrößerten wir den gleißend hellen Planeten immer mehr, bis wir mehrfach mein 3,2mm und Nils' 5mm Planetary untereinander austauschten und in den klaren Löchern, die uns das Wetter bescherte, viele Details und eine enorme Schärfe trotz der Nähe zur max. sinnvollen Vergrößerung unserer Optiken genießen konnten. Die zwei dunklen Gürtel um den Äquator und sogar der GRF ganz am Rand waren zu erkennen.


    Nachdem sich unsere Augen wieder adaptiert hatten, betrachteten wir die zuvor fotografisch festgehaltenen Galaxien <b>M31</b>, <b>M32</b> und <b>M110</b>. Im 30mm waren alle drei Galaxien im Gesichtsfeld zu sehen, einfach ein wunderbarer Anblick. Die Andromedagalaxie ist einfach riesig. Zwei Staubbänder waren gut auszumachen und am Ende des Spiralarms sogar ein kleiner, hellerer Knoten: <b>NGC 206</b>.
    Ein Schwenk nach unten zu M33 zeigte uns drei schwache Spiralarme. Zwei waren dicht beieinander, der Dritte zog in entgegengesetzer Richtung davon und mündete im indirekt ganz schwach erahnbaren <b>NGC 604</b>.
    Da im Osten langsam Orion aufging, musste ich einfach aus Prinzip <b>M42</b> einstellen. Im Trapez waren sogar 4 Sterne aufgelöst, der Nebel allerdings, da in der Lichtglocke von Bad Kreuznach versteckt, nur als unförmiger Fleck zu erkennen.
    Nils schlug vor, eine sehr tief stehende Galaxie anzugehen: <b>NGC 253</b>. Erst suchte er sie im Fernglas auf und stellte sie dann am Teleskop ein. Dabei ist er ein wenig südlich der Galaxie auf einen weiteren Fleck gestoßen. Als ich das verifizierte, sah ich etwas weiter nördlich noch einen dritten, ganz schwachen Fleck. Im DSRA überprüft, haben wir zufällig den Kugelsternhaufen <b>NGC 288</b>, der im 15mm trotz der Horizontnähe ganz schwache aber viele Einzelsterne zeigte, sowie die Galaxie <b>NGC 247</b>, die aber nur als schwacher, leicht länglicher Fleck zu erahnen war, gefunden.


    Ein paar weitere Fotoversuche an NGC 7000 und dem Cirrusnebel scheiterten trotz grandioser Bedingungen am Himmel leider kläglich und warfen nicht ein brauchbares Bild ab.


    Bevor die Dämmerung einsetzen sollte, wollten wir noch schnell zwei Objekte abarbeiten:
    <b>NGC 891</b>, eine winzige Galaxie in Kantenlage mit deutlich dickerem Kern und längs durchlaufendem Staubband konnten wir nach langem Suchen und einem zufälligen Abstecher zum ebenfalls kleinen offenen Sternhaufen<b>M34</b> im 9mm Plössl dank Zenitnähe sehr gut beobachten. Sowie <b>Stephan's Quintett</b>, welches ich ausgehend von <b>NGC 7331</b> lange mit einer Detailkarte suchte und an der angegebenen Stelle indirekt gerade so nahezu unmerkliche Helligkeitsunterschiede erahnen konnte, aber nichts was wirklich als Form greifbar gewesen wäre.
    Bei beginnender Dämmerung stellte Nils dann nochmal den schon etwas höher Gestiegenen Orionnebel ein und wir konnten die weit ausladenden Flügel erkennen, die allerdings unten noch nicht geschlossen erschienen. Die vier Trapezsterne waren noch immer gut sichtbar, Theta Orionis C erschien im Gegensatz zu den Anderen stark oval, aber noch nicht als Doppelstern getrennt.


    Da es mittlerweile fast halb 5 war, bauten wir allmählich ab, ich fuhr Nils mit seiner Ausrüstung nach Hause und wünschte ihm viel Spass in der Schule. Noch schnell zum Platz zurück, meinen Dobson jetzt im hellen ins Auto verladen und auch den Heimweg angetreten.


    Bei Bad Kreuznach konnte ich noch schnell ein Foto vom Sonnenaufgang schießen und mich zuhause dann ab in die Falle machen. Zum Glück hatte ich heute Frei.



    Das war bisher eine meiner besten Beobachtungsnächte. Ich konnte viele neue Objekte finden, einiges altes erneut genießen und dank Nils erste Fotoerfahrungen mit einer nachgeführten Montierung (Monty-rung?) sammeln. Vielen Dank an ihn dafür, Euch viel Spass beim lesen meines Beobachtungsromans und einen Allseits klaren Himmel.


    Ich freue mich indes schon auch die nächste Beobachtungsnacht hoffentlich zur kommenden Neumondphase.

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