Wie viel Masse braucht man für ein Schwarzes Loch?

  • <b>Mithilfe des Very Large Telescope der ESO haben europäische Astronomen erstmals nachgewiesen, dass sich ein Magnetar – eine seltene Art von Neutronenstern – aus einem Stern mit mindestens der vierzigfachen Masse der Sonne entstanden ist. Das Resultat steht im Widerspruch zu den etablierten Theorien der Sternentwicklung: Derart massereiche Sterne sollten nicht zu einem Magnetar werden, sondern zu einem Schwarzen Loch. Das wirft die fundamentale Frage auf, wie massereich ein Stern tatsächlich sein muss, um sich am Ende seines Lebens in ein Schwarzes Loch zu verwandeln.</b>


    Zu ihren Schlussfolgerungen über den Magnetar kamen die Astronomen nach einer eingehenden Untersuchung des ungewöhnlichen Sternhaufens Westerlund 1, in dem sich der Magnetar befindet. Westerlund 1 liegt in einer Entfernung von 16.000 Lichtjahren im Sternbild Ara (der Altar) am Südhimmel. Von früheren Untersuchungen (eso0510) her kannten die Wissenschaftler Westerlund 1 als den uns nächsten “Supersternhaufen”. Er enthält hunderte sehr massereiche Sterne, von denen einige bei einer Größe von etwa 2000 Sonnendurchmessern (das entspricht etwa der Größe der Umlaufbahn des Planeten Saturn) fast eine Million mal so hell leuchten wie die Sonne.


    “Befände sich die Sonne im Herzen dieses bemerkenswerten Sternhaufens, wäre der Nachthimmel auf der Erde mit hunderten von Sternen übersät, die so hell wären wie der Vollmond”, erklärt Ben Ritchie, der Erstautor des Fachartikels, in dem die Ergebnisse der Untersuchungen beschrieben werden.



    Künstlerische Darstellung des Magnetars in dem außergewöhnlichen Sternhaufen Westerlund 1. Image Credit: ESO/L. Calçada


    Westerlund 1 ist ein fantastischer Sternenzoo mit einer vielfältigen und exotischen Sternpopulation. Die Sterne in dem Haufen haben eines gemeinsam: Sie haben dasselbe Alter, das auf etwa 3,5 bis 5 Millionen Jahre geschätzt wird, denn alle Sterne in dem Sternhaufen sind gleichzeitig entstanden.


    Ein Magnetar (eso0831) ist ein Neutronenstern mit einem unvorstellbar starken Magnetfeld – rund eine Billiarde mal stärker als das der Erde. Das Magnetfeld entsteht zur gleichen Zeit wie der Neutronenstern selbst, also dann, wenn der Vorläuferstern am Ende seines Lebens als Supernova explodiert. Der Sternhaufen Westerlund 1 enthält einen der wenigen Magnetare, die die Astronomen in unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße, kennen.


    Erst die Zugehörigkeit des Magnetars zum Sternhaufen ermöglicht die Abschätzung, dass sein Vorgängerstern mindestens 40 Sonnenmassen gehabt haben muss


    Westerlund 1 alle gleich alt sind, muss der Stern, der als Supernova explodierte und den Magnetar als Überbleibsel hinterließ, eine kürzere Lebensspanne gehabt haben als die heute in dem Sternhaufen noch existierenden Sterne. “Die Lebensdauer eines Sterns hängt direkt mit seiner Masse zusammen – je schwerer ein Stern ist, desto kürzer lebt er. Kann man die Masse eines der Sterne in dem Haufen bestimmen, die heute noch existieren, dann können wir mit Sicherheit sagen, dass der kurzlebigere Stern, der zum Magnetar wurde, eine größere Masse gehabt haben muss”, erläutert Koautor und Teamleiter Simon Clark. “Das ist besonders wichtig, weil es bislang noch keine akzeptierte Theorie darüber gibt, wie diese extrem magnetischen Objekte sich überhaupt bilden.”


    Die Astronomen haben deshalb die beiden sich gegenseitig bedeckenden Sterne des zu Westerlund 1 gehörigen Doppelsternsystems W13 näher untersucht. In so einem Doppelsternsystem lassen sich die Massen der beiden Sterne direkt aus ihren Umlaufbahnen um ihren gemeinsamen Schwerpunkt ermitteln.


    Durch Vergleich mit diesen beiden Sternen hat das Astronomenteam feststellen können, dass der Vorläuferstern des Magnetars mindestens vierzigmal so massereich gewesen sein muss wie die Sonne. Damit haben sie erstmals gezeigt, dass sich Magnetare aus Sternen bilden können, die so massereich sind, dass man eigentlich erwarten würde, dass sie am Ende ihres Lebens zu einem Schwarzen Loch werden. Zuvor hatte man angenommen, dass Sterne mit anfänglich zwischen 10 und 25 Sonnenmassen Neutronensterne bilden würden und Sterne mit mehr als 25 Sonnenmassen Schwarze Löcher.


    “Diese Sterne müssen auf irgendeine Weise mehr als neun Zehntel ihrer Masse verlieren, bevor sie als Supernova explodieren, sonst würden sie als Schwarzes Loch enden”, erklärt Koautor Ignacio Negueruela. “So große Massenverlustraten vor der Explosion stellen für die gängigen Modelle der Sternentwicklung eine große Herausforderung dar.”


    “Es stellt sich daher die schwierige Frage, wie viel Masse ein Stern denn überhaupt haben muss, um schließlich zu einem Schwarzen Loch zusammenzustürzen, wenn dies nicht einmal Sternen mit mehr als 40 Sonnenmassen gelingt“, ergänzt Koautor Norbert Langer.


    Der von den Astronomen bevorzugte Entstehungmechanismus für den Magnetar geht davon aus, dass der Vorläufersterns des Magnetars zusammen mit einem Begleitstern entstanden ist. Im Laufe ihrer gemeinsamen Entwicklung kam es zur Wechselwirkung zwischen den Sternen: Dabei wurde Energie aus der Umlaufbewegung der Sterne dazu aufgewendet, die große überschüssige Masse des Vorläufersterns wegzuschleudern. Zwar hat man bislang keinen solchen Begleiter gefunden, was aber darin begründet sein könnte, dass die Supernovaexplosion, bei der sich der Magnetar gebildet hat, das Doppelsternsystem zerstört und beide Sterne mit hoher Geschwindiglkeit aus dem Sternhaufen geschleudert hat.


    “Wenn das der Fall ist, könnten Doppelsternsysteme eine entscheidende Rolle in der Sternentwicklung spielen, indem sie den Massenverlust beeinflussen. Für die Schwergewichte unter den Sternen wäre es die ultimative kosmische Diät, bei der sie mehr als 95% ihrer Anfangsmasse verlieren würden”, schließt Clark.


    Fußnote


    [1] Der offene Sternhaufen Westerlund 1 wurde 1961 von Australien aus von dem schwedischen Astronomen Bengt Westerlund entdeckt, der später (von 1970 bis 1974) Direktor der ESO in Chile wurde. Westerlund 1 liegt hinter einer großen Wolke aus interstellarem Gas und Staub, die den Großteil des sichtbaren Lichts des Haufens abschirmt. Nur ein Hunderttausendstel des Lichtes durchdringt die Wolke. Deswegen hat es lange gedauert, die Natur dieses Sternhaufens zu enthüllen.

    Westerlund 1 ist ein einzigartiges natürliches Experimentierfeld, um die Physik außergewöhnlicher Sterne zu untersuchen. Er bietet Astronomen die Möglichkeit, herauszufinden, wie die massereichsten Sterne in der Milchstraße entstehen und vergehen. Mit den bisherigen Untersuchungen konnten sie feststellen, dass dieser extreme Sternhaufen wahrscheinlich Sterne mit insgesamt mindestens 100.000 Sonnenmassen enthält. Alle Sterne befinden sich in einem Volumen mit einem Durchmesser von lediglich sechs Lichtjahren. Damit dürfte Westerlund 1 der massereichste kompakte, junge Sternhaufen sein, den man bislang in der Milchstraße identifiziert hat.


    Alle Sterne, die man bislang in Westerlund 1 näher untersuchen konnte, haben jeweils mindestens 30–40 Sonnenmassen. Vom astronomischen Standpunkt aus gesehen haben derart massereiche Sterne ein sehr kurzes Leben; Westerlund 1 muss daher sehr jung sein. Die Astronomen haben für den Sternhaufen ein Alter zwischen 3,5 und 5 Millionen Jahren ermittelt. Westerlund 1 ist innerhalb unserer Milchstraße ein “Jungspund”.


    Mehr Infos, Bilder (auch in höher aufgelösten Versionen), Videos und Kontaktdaten gibt es auf den deutschen Seiten des ESO Science Outreach Network (ESON) unter:
    http://www.eso.org/public/germany/news/eso1034/
    Englische Version unter:
    http://www.eso.org/public/news/eso1034/

  • Interessantes Release zu einem der extremsten Objekte die man so kennt!


    Wenn jemand den DK kurz dazu hören möchte, heute ab 16:30 im Deutschlandfunk ist die Gelegenheit [;)]

  • Dominik,
    ist das auch hier übers Netz zu hören?


    http://www.dradio.de/


    Gruß


    PS: Ich bin ja kein Wissenschatftler, aber Theorien und Altersannahmen von Sternen, die ex-post betrachtet als Neutronenstern geendet haben, sind m.E. eine gewagte Angelegenheit. Das ist, wie das Interview mit einem Lottogewinner, der dadurch bekannt wurde, dass er gewonnen hatte. Und wenn er dann erzählt, wie viel Geld er eingesetzt hat, lässt das halt keinen Rückschluss auf andere Lottogewinner und ihre 'Spielsucht' zu.

  • Ich habe KEINE Ahnung von schwarzen Löchern. Vieleicht ist die Frage nicht wieviel Masse man braucht sondern eher mit welcher Geschwindigkeit zwei Teilchen kollidieren um einen Keim zu bilden ....


    VG RolfK

  • Hallo,


    ich denke auch, dass es die Masse allein nicht macht, sondern auch die Art und Weise wie die Nova abläuft. Und die ist bekanntlich sehr komplex bzw. wird immer unterschiedlich ablaufen. Da wird es sehr auf das Timing der verschiedenen Abläufe in der Nova ankommen, z.B. wann u.a. durch die eigenen Schockwellen das Innere zusätzlich so weit komprimiert wird, damit ein Schwarzes Loch entsteht oder eben nicht.


    Außerdem habe ich nichts davon gelesen, dass der Magnetar über der kritischen Masse liegt. Wenn das der Fall wäre, dann wäre das eine Meldung wert.


    Gruß
    Tilo

  • Hallo Tilo,


    1.: Der Prozess in welchem ein Neutronenstern, damit auch ein Magnetar entsteht ist eine *Super*nova, genauer gesagt eine Kernkollaps - Supernova. Eine Nova hingegen ist das thermonukleare Verbrennen von leichten Elementen an der Oberfläche eines Weissen Zwerges. Der Weisse Zwerg überlebt hierbei. Beide Prozesse sind grundlegend etwas völlig verschiedenes!


    2.: In der Studie geht es eigentlich nicht um die Masse des Magnetars selbst, sondern darum dass der Vorgängerstern möglicherweise so massereich war, dass dieser (ohne ungewöhnlich starken Masseverlust) eher ein Schwarzes Loch als einen Neutronenstern/Magnetar "produziert" haben sollte. Natürlich gibt es da Unsicherheiten, und am Detailverständnis einiger Prozesse arbeitet man noch. Das ist aber sowohl in der Originalarbeit als auch im Press Release meiner Meinung nach sehr ausgewogen und umfassend dargestellt.


    Viele Grüsse,
    Dominik

  • Hm, interessant. Was meinst Du, Caro - hat er tatsächlich soviel Masse verloren oder hat er sich mit irgendeinem Trick vor dem Kollaps gerettet?
    Ich hab mal irgendwo was über rotierende Schwarze Löcher gelesen. Ist ein stabiler Zustand eines überkritischen Objektes denkbar, wenn es extrem schnell rotiert? Oder anders formuliert: Könnte eine Rotation den Kollaps eines überkritischen Sterns verhindern? Und wenn ja, wie würde dieser Zustand aussehen? Ein rotierender Thorus oder eine Scheibe?


    Gruß,
    Mirko

  • Moin Mirko,


    die Schwerkraft austricksen klappt nicht. Wenn zuviel Masse am Ende eines Sternlebens in sich zusammenfällt, wird zwangsläufig entweder ein Neutronenstern oder ein Schwarzes Loch draus - je nach Masse, die noch übrig ist. Auch schnelle Rotation kann das nicht wirklich aufhalten, es sei denn, der Körper rotiert noch bevor er das Endstadium erreicht so schnell, daß er insgesamt auseinanderfliegt. Aber dazu bräcuhte es schon einiges an Rotationsgeschwindigkeit.


    Caro

  • Hi nochmal,


    bin zwar nicht die Caro, schreibe aber doch kurz was zu den Fragen [;)]: Wie gesagt geht es eigentlich nicht um die Masse die der Magnetar jetzt noch hat. Jedoch, natürlich ermöglicht rasche Rotation (salopp gesagt durch die "Fliehkraft" die der Eigengravitation entgegenwirkt) eine etwas höhere und dennoch stabile Masse. Jedoch, das sind keine riesigen Korrekuren, selbst bei Neutronensternen die sich tausendmal in der Sekunde um sich selbst drehen nicht. Und in alle gängigen Gleichungen ist das eingearbeitet. Im Fall des Magnetars hier spielt das so und so keine nennenswerte Rolle, denn dieser rotiert vermutlich geradezu gemächlich: volle 10,6 Sekunden braucht er für eine Drehung um die eigene Achse...


    Viele Grüsse,
    DK

  • Westerlund Magnetar: Eine bedeutende Beobachtung. Für mich ist sie kein Widerspruch zur Allgemeinen Relativitätstheorie, sondern eine experimentelle Bestätigung der sog. Lorentz-Interpretation der Allgemeinen Relativitätstheorie. Darüber habe ich zusammen mit Jan Czerniawski ein Buch geschrieben:
    Jürgen Brandes, Jan Czerniawski: Spezielle und Allgemeine Relativitätstheorie für Physiker und Philosophen - Einstein- und Lorentz-Interpretation, Paradoxien, Raum und Zeit, Experimente. Näheres im Katalog http://www.buchhandel.de

  • Hallo xlorentz,


    sei doch bitte so gut und lies den Text nochmal(?) durch. Dann wirst du auch sehen, daß er nichts, aber rein gar nichts mit der Allgemeinen Relativitätstheorie zu tun hat.[;)]


    Desweiteren setze dich bitte zwecks Rechnungstellung als gewerblicher Anbieter mit der Forenleitung in Verbindung.


    Viele Grüße,
    Caro

  • Hallo Caro,
    ich wundere mich. Ich bin kein gewerblicher Anbieter.
    Wir sind uns doch einig: Eigentlich hätte statt des Westerlund Magnetars ein Schwarzes Loch entstehen müssen, denn der Vorgängerstern hatte eine Masse von ca. 40 Sonnenmassen. Entstanden ist nur ein Neutronenstern. Wie ist das möglich? Die Allgemeine Relativitätstheorie ist zuständig für Schwarze Löcher und für die Frage, wann sie entstehen können.
    Wenn der Vorgängerstern aus weniger als 12 Sonnenmassen bestanden hätte, wäre die Entstehung eines Magnetars ohne Allgemeine Relativitätstheorie zu verstehen. Aber in dem Artikel steht ausdrücklich das Problem für die Allgemeine Relativitätstheorie: Sie muss erklären, warum trotz der 40 Sonnenmassen kein Schwarzes Loch entstanden ist. Welche Theorie soll es sonst erklären?


    Viele Grüße
    xlorentz

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: xlorentz</i>
    <br />Hallo Caro,
    ich wundere mich. Ich bin kein gewerblicher Anbieter. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Gut. Dann keine Eigenwerbung für kommerzielle Produkte bitte. <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Wir sind uns doch einig[...]<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Nein sind wir nicht. <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die Allgemeine Relativitätstheorie ist zuständig für Schwarze Löcher und für die Frage, wann sie entstehen können.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Nein ist sie nicht. Und insbesondere nicht in diesem Fall.


    Ich wiederhole mich ungern. Wer lesen kann ist klar im Vorteil. Und zwar den Nachrichtenbeitrag um den es geht. Siehe oben. Nix Allgemeine Relativitätstheorie hier von Belang. Und schon gar nicht das Thema.


    Caro

  • Hi xlorentz,


    erst einmal ist es wichtig folgendes zu bedenken: Masse *Vorgängerstern* ist etwas anderes als Masse *Magnetar*! Klar produzieren massereichere Vorgängersterne tendenziell auch massereichere kompakte Objekte, aber dazu gleich mehr.


    Was die maximale Masse eines Neutronensterns überhaupt ist, das weiss man nicht exakt, und hier ist nicht die ART, sondern die Zustandsgleichung hadronischer Materie, also Vielteilchen - Quantenmechanik das Problem. Diese kennt man in dem relevanten Bereich nicht sehr gut, und daher ist die (sog. Tolman-Oppenheimer-Volkoff) Grenzmasse eben nicht genau bekannt. Vermutlich liegt sie zwischen 2 und 3 Sonnenmassen.


    Hier sieht man sofort dass sogar ein Stern mit 15 Sonnenmassen die allermeiste Materie vor oder während der SN verlieren muss, sonst würden nie Neutronensterne, sonern immer SL resultieren.


    Und genau hier liegt der Knackpunkt, und das wird sowohl in der Originalarbeit als auch im Release eigentlich sehr klar gesagt: Die "Herausforderung" die diese neue Beobachtung an uns Astrophysiker stellt liegt zuallererst mal darin herauszufinden wie so starker Masseverlust funktioniert, welche Rolle Sternwinde und welche Rolle das Vorhandensein eines Doppelsternpartners spielen. Das ist also die Antwort auf Dein "Welche Theorie soll es sonst erklären?".


    Grüsse,
    DK

  • Hallo Kriegerdaemon,
    der Westerlund-Magnetar bestätigt die Vorhersagen der Lorentz-Interpretation der Allgemeinen Relativitätstheorie. Das jedenfalls ist meine Überzeugung. Ist es verboten, das zu sagen?
    Statt eines Magnetars haben die Autoren ein Schwarzes Loch erwartet, weil genau das die Klassische Allgemeine Relativitätstheorie vorhersagt. Dieser Widerspruch zur Beobachtung macht den diskutierten Artikel so bedeutungsvoll. Was sonst?
    Viele Grüße,
    xlorentz

  • Verboten ist so schnell nichts, es sei denn du verstößt gegen die Forenregeln oder geltende Gesetze.


    Aber wenn jemand kommt und sagt "Morgen kommt der Weihnachtsmann!", dann mußt du dich nicht wundern, wenn sich Leute, die sich gerade darüber unterhalten wie sie ihren Osterstrauß schmücken wollen, fragen was das soll.


    Und jetzt lies bitte endlich den Beitrag.


    Caro

  • Hallo DK, Hallo Caro,


    ich stimme zu:


    "Hier sieht man sofort dass sogar ein Stern mit 15 Sonnenmassen die allermeiste Materie vor oder während der SN verlieren muss, sonst würden nie Neutronensterne, sondern immer SL resultieren.


    ... Die "Herausforderung" die diese neue Beobachtung an uns Astrophysiker stellt liegt zuallererst mal darin herauszufinden wie so starker Masseverlust funktioniert, welche Rolle Sternwinde und welche Rolle das Vorhandensein eines Doppelsternpartners spielen. Das ist also die Antwort auf Dein "Welche Theorie soll es sonst erklären?"...".



    Ich stimme zu: Wenn man herausfindet, wie ein so starker Massenverlust funktioniert, dann ist das Problem ohne Allgemeine Relativitätstheorie gelöst. Da ihr beide überzeugt seid, dass eine solche Lösung möglich ist, liegt für euch kein Problem für die Allgemeine Relativitästheorie vor.


    Für mich sagt der Artikel folgendes: Bis zu 12 Sonnenmassen habt ihr wahrscheinlich Recht, aber weil es 40 Sonnenmassen sind, sehr wahrscheinlich nicht. Nehmen wir einmal an, mit Massenverlusten gibt es keine Erklärung, dann schließlich hat die Klassische Allgemeine Relativitätstheorie ein Problem, nicht aber die Lorentz-Interpretation, weil in dieser Variante Schwarze Löcher ein theoretischer Grenzfall sind.
    Etwas anders formuliert: Wenn man die Lorentz-Interpretation anwendet, genügen (möglichweise) die gängigen Theorien der Sternentwicklung. Darauf möchte ich hinweisen.
    Viele Grüße
    xlorentz

  • Hi nochmal,


    was wir zu sagen versuchen ist doch folgendes: Die ganze Frage nach der ART stellt sich hier erstmal nicht!


    Weder kennt man die Masse des Magnetars auch nur einigermassen genau, noch weiss man wie schwer diese werden dürften, denn beides hängt in erster Linie garnicht von der ART als alleinstehender Theorie an sich ab!
    Sieh es doch mal so: Ein Stern der genügend thermischen Druck erzeugt (durch Kernfusion) kann auch mit 100 Sonnenmassen noch stabil sein, ohne ein SL zu werden. Da stellst Du doch auch nicht die Frage ob die ART stimmt, oder?


    Und wenn dann die Fusion nichtmehr da ist, muss ein anderer "Druck" übernehmen - hier der Entartungsdruck der Hadronen. Dieser bestimmt wie schwer ein Magnetar sein darf.


    *Sollte* man feststellen (und das ist ein grosser Konjunktiv hier) dass die Erklärung für den Westerlund 1 Magnetar nicht Masseverlust ist, sondern dass einfach der Magnetar massereicher ist als bisher für möglich gehalten, dann stimmt in der Tat etwas grundlegend nicht. Nur, dann ist unser Ansatzpunkt die Zustandsgleichung hadronischer Materie, und *nicht* die ART. Du versuchst hier also einen Baum zu fällen der in einem ganz anderen Wald steht, sorry!


    Das Thema ist wirklich spannend, aber lies Dir bitte mal gründlich den Originalartikel, und auch einige Reviews zur Entwicklung massereicher Sterne durch.


    Viele Grüsse,
    Dominik

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Caro</i>
    ... Und jetzt lies bitte endlich den Beitrag.


    Caro
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hallo Caro,
    natürlich, habe ich. Ein Astrophysiker sieht den Artikel mit anderen Augen als ein Gravitationsphysiker. Als Astrophysiker(in) hast du Recht.
    Kannst du mir trotzdem ein wenig zustimmen? Das hieße, die Astrophysiker haben eine bedeutende Beobachtung gemacht, die für die Allgemeine Relativitätstheorie ein großes Problem bedeutet, denn die bestehende Sternentwicklungstheorie ist im wesentlichen richtig, aber mit den Schwarzen Löchern stimmt vielleicht etwas nicht.


    Deine und die Argumente von DK sind einsichtig, danke an euch beide, dass ihr auf mich eingegangen seid. Aber - vergib mir - ich glaube auch daran, dass die Lorentz-Interpretation eine Option ist, diese nicht vorhergesehene Magnetar-Entstehung zu erklären.
    Viele Grüße
    xlorentz

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: DK279</i>
    <br />Hi nochmal,


    was wir zu sagen versuchen ist doch folgendes: Die ganze Frage nach der ART stellt sich hier erstmal nicht!


    Weder kennt man die Masse des Magnetars ...


    Sieh es doch mal so: Ein Stern der genügend thermischen Druck erzeugt (durch Kernfusion) kann auch mit 100 Sonnenmassen noch stabil sein, ohne ein SL zu werden. Da stellst Du doch auch nicht die Frage ob die ART stimmt, oder?


    Und wenn dann die Fusion nichtmehr da ist, muss ein anderer "Druck" übernehmen - hier der Entartungsdruck der Hadronen. Dieser bestimmt wie schwer ein Magnetar sein darf.


    ....


    Das Thema ist wirklich spannend, aber lies Dir bitte mal gründlich den Originalartikel, und auch einige Reviews zur Entwicklung massereicher Sterne durch.


    Viele Grüsse,
    Dominik
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo DK,


    alles, was du sagst, ist vernünftig. Entsprechende Artikel habe ich schon sehr viele gelesen. Natürlich, das erste und letzte Wort hat hier die Astrophysik. Aber die Lorentz-Interpretation macht es leichter. Der große Vorzug der Lorentz-Interpretaton liegt darin, dass für sie Schwarze Löcher ein theoretischer Grenzfall sind. Ein Beispiel: Ich habe gelesen, dass manche Modelle der Supernova-Entstehung ausscheiden, weil die verwendete Zustandsfunktion zu weich
    ist. Sie führen zu einem zu großen Durchschwingen und können den Kollaps nicht aufhalten, bevor ein Schwarzes Loch entsteht. Für die Lorentz-Interpretation kein Argument.
    Weitere Beispiele beziehen sich auf die Entstehung von Jets in galaktischen Kernen.
    Daraus schließe ich: Manche schöne astrophysikalische Erklärung muss fallengelassen werden, weil Schwarze Löcher dagegen sprechen. Zusammen mit der Lorentz-Interpretation hätten sie Bestand.
    Obwohl deine Einwände überzeugend sind, du musst doch zustimmen: Astrophysik ohne ART funktioniert auch nicht.


    Grüße
    xlorentz

  • "Astrophysik ohne ART funktioniert auch nicht" -&gt; dem als Statement für sich genommen kann ich natürlich zustimmen. Wo ich nichtmehr zustimmen kann ist das Unterfangen, aus einer zweifellos höchst interessanten Beobachtung, welche ein komplexes Modellgebäude aus (Magneto)hydrodynamik, Thermodynamik, Quantenmechanik, Newtongravitation und Relativitätstheorie vor Herausforderungen stellt, sofort zu schlussfolgern dass ausgerechnet die ART durch einen LET-artigen Ansatz umzuinterpretieren sei. Natürlich darf und soll man alles kritisch hinterfragen. Was jedoch in der Wissenschaft immer zum Problem gerät ist wenn der Wunsch Vater des Gedankens ist...


    Viele Grüsse,
    DK

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: DK279</i>
    <br />"Astrophysik ohne ART funktioniert auch nicht" -&gt; dem als Statement für sich genommen kann ich natürlich zustimmen. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Über diese erste Gemeinsamkeit freue ich mich.
    In anderen Foren heißt es: "Monster-Magnet stellt Theorie der Schwarzen Löcher in Frage" oder "Theorie der Schwarzen Löcher wankt". Dazu heißt mein statement: Sollte das stimmen, widerlegt das nicht die ART, da die Lorentz-Interpretation der ART Schwarze Löcher nur als theoretischen Grenzfall betrachtet.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Was jedoch in der Wissenschaft immer zum Problem gerät ist wenn der Wunsch Vater des Gedankens ist...


    Viele Grüsse,
    DK
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Woher willst du wissen, ob das bei mir der Fall ist? Das genannte Buch J. Brandes, J. Czerniawski: "Spezielle und Allgemeine Relativitätstheorie für Physiker und Philosophen - Einstein- und Lorentz-Interpretation, Paradoxien, Raum und Zeit, Experimente" enthält eine Reihe von Argumenten, die man erst kennt, wenn man es gelesen hat.
    Wo ich dir und Caro zustimme: Die Mehrheit der Astrophysiker sieht in dem Westerlund-Magnetar eine Herauforderung an die Astrophysik und bezweifelt die Theorie der Schwarzen Löcher nicht. Diese Einsicht verdanke ich euch. Ich dagegen habe mich schon vor Jahren in Büchern wie Haken, Licht und Materie, Kippenhahn, Plasmaphysik, Elsässer, Physik der Sterne und der Sonne, Fahr, Entstehung von Sonnensystemen u. a. informiert und glaube: Die sind genial, überzeugend, da ist nichts Grundlegendes falsch. Beide gegensätzlichen Standpunkte haben etwas für sich, und wer 'flexibel wie Quantenpaket' [:)] ist, geht beide Wege gleichzeitig.
    Viele Grüße,
    xlorentz

  • Hi,
    bevor man darüber diskutiert, wie so ein Riesenstern "rechtzeitig" seine Masse verliert, sollte man vielleicht eine Erklärung finden, wie er sie kriegt. [;)] Ich hab' da so meine Verständnisprobleme, wenn so viel Materie zu einem Stern in so kurzer Zeit verdichtet werden soll, ohne dass dabei jemand für Kühlung sorgt. Von einer normalen Entwicklung eines Sterns kann wohl kaum die Rede sein.


    Gruß

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