BB vom Astronomietag 24.4.2010 in Gerchsheim

  • Astronomietag am 24.April, Nachlese und BB


    Wie angekündigt hatte ich meine Sternwarte an diesem Tag für die Öffentlichkeit geöffnet. Gleich vorweg ein Dankeschön an die VdS und hier speziell an Otto Guthier für seine Unterstützung. Neben Prospekten und Zeitschriften der VdS zum Verteilen waren die gelieferten Poster sehr hilfreich. Sie hingen im Umkreis von etwa 25 km in den Nachbarorten in viel frequentierten Geschäften aus und die Presse berichtete ausführlich.


    Um 16 Uhr startete die Aktion. Zwischenzeitlich waren Mirko aus Heilbronn mit seinem nagelneuen 8“ Galaxy Dobson sowie Heinz aus dem Murgtal südlich von Stuttgart mit seinem C-11 und der EQ-6 angereist. Eine komplette Kombiladung an Zubehör bis hin zum Laptop und der Planetenkamera musste ausgeladen werden.
    Danach Aufbau der Geräte auf der Straße oberhalb Gerchsheims. Gemeinsam packten wir an, um den dicken Ulugh Beg aus der Sternwarte zu tragen. Immerhin sind für die ausladende Rockerbox schon zwei Personen notwendig. Die Straße war bereits gesperrt und morgens kam ein benachbarter Bauer mit seinem Traktor und hatte einen breiten Streifen der Wiese am Straßenrand gemäht, so daß wir die Biertischgarnituren aufstellen konnten. War wohl ein guter Einfall von Bauer May, dem ich hierzu auch meinen Dank aussprechen möchte, denn dies geschah auf seine eigene Initiative!


    Und schon kamen die ersten Besucher. - Zum Sonne gucken. Leider zeigte sich unser Energieträger heute etwas müde und blaß, hatten wir doch so sehr auf Sonnenflecken gehofft. Aber sie zeigte und die kalte Schulter. Blieb uns nur noch, sie in H-Alpha zu beobachten, was für die Besucher natürlich nicht ganz so spektakulär war, denn der Blick durch das PST erfordert schon etwas Erfahrung und auch Übung.
    Langsam schob sich der mehr als halbvolle Mond über den Horizont - und sich immer mehr Besucher den Berg zu uns empor. Es war ein konstantes Kommen und Gehen. Da viele mit dem Auto anfuhren, muß ich wohl als Lichtbarriere im kommenden Jahr meinen Wohnwagen quer zur Straße stellen, denn die Scheinwerfer drangen doch manchmal bis zu uns hoch. Gegen 18 Uhr war die Straße bereits nahezu voll, im Bereich der 12 aufgestellten Teleskope und Großferngläser tummelten sich Leute zwischen 3 und 80 Jahren. Inzwischen trafen auch noch 4 Amateurastronomen aus der weiteren Umgebung an, zum Glück drei davon ohne Teleskop. So konnte jedes der aufgestellten Teleskope mit einem „Operator“ bestückt werden. Okulare gingen von Hand zu Hand, wurden ausgetauscht und getestet, verglichen und intern bewertet.
    Um 20 Uhr, pünktlich wie ein Maurer (besser: wie ein Lehrer..) kam Uwe mit seinem 10" Meade SC zum Aufbau - wir waren komplett -.


    Nun waren alle Teleskope auf den Mond gerichtet. Klein und groß stand an den Geräten, vor jedem bildete sich im nu eine kleine Schlange von 10 Leuten. Auch die Tischgarnituren waren bald ausgelastet, manche Familien kamen mit Proviant und einem ganzen Kasten Bier (danke für die freundliche Überlassung einiger „3-Zoll-Okulare“), - man wollte von diesem Abend wohl keine Minute versäumen. Eine entspannte, gemütliche Atmosphäre breitete sich aus, es kam uns fast vor wie ein kleines Teleskoptreffen mit gut 150 - 200 Besuchern.


    In der späten Dämmerung gesellten sich Venus und Saturn als Beobachtungsobjekte hinzu. Daß Venus eine Phase hat, überraschte viele. Lustig war anzusehen, wie sämtliche Teleskope fast wie auf ein Kommando Richtung NW geschwenkt wurden. Sah aus wie Synchronschwimmen auf der Straße... Aber ab nun war Saturn Star des Abends. Wir ließen vom Mond und versprachen allen, dass sie ihn, bevor sie gehen würden, auf jeden Fall gezeigt bekämen. Aber er war so hell, daß ein weiteres Beobachten nach dem Mond kaum möglich gewesen wäre. Ich hatte es mal probiert und durfte dann eine halbe Stunde mit dem anderen Auge schauen. Das rechte war völlig dicht. - Jeder sah das ein und jeder durfte sich nach „seiner“ Beobachtung noch einmal ausgiebig dem Mond widmen.


    Der Abend wurde später, immer mehr Gäste kamen hinzu, wenige gingen, also füllte sich die Straße recht extrem und eng. Vier kleine Mädchen standen etwas abseits auf der Straße, noch 20 Metern vor den Teleskopen, etwas schüchtern und hilflos. Sie trauten sich nicht so recht, sie waren auch erst höchstens 8 Jahre alt. Aber ausgestattet mit roten (!) Stirnlampen. Meine Frau nahm sie in Empfang und führte sie zu den 8“ Dobsons, von denen nun 3 Stück am Platz standen. Zuletzt gesehen hatte ich die kleinen Mädels dann noch um 23 Uhr, es schien ihnen gefallen zu haben und die Eltern wussten, wo sie waren. – Manches ist halt einfacher auf einem kleinen Dorf....


    Die Presse war zwischenzeitlich auch eingetroffen und doch ziemlich verdutzt über den Andrang auf der gesperrten Straße.


    Nachdem jeder die Planeten beobachtet hatte, hoch hinauf bis klapp 400x Vergrößerung, testeten die ersten von uns, was der Himmel heute bei dieser Helligkeit noch hergeben würde.
    So konnten noch folgende Objekte beobachtet werden: M13 – M92 im Hercules, dazu noch M3 und M5, dann M35/36/38 in Auriga und M81/82 in UMA, die am meisten begeisterten. Sowohl die 8-zöller als auch die beiden SC`s zeigten die beiden Galaxien so, dass auch die Nichteingeweihten ihre Freude an den Fernen Welteninseln hatten. Im Ulugh Beg, der natürlich laufend von allen angesteuert wurden, waren sie sogar brillant zu sehen.


    Viele Gespräche und Erläuterungen begleiteten das Beobachten, ein jeder von uns hatte allerhand zu erklären, um dem Wissensdurst der Besucher gerecht zu werden. Drehbare Sternkarten machten die Runde, meinen Deep Sky Reiseatlas bekam ich erst nach Mitternacht wieder zu sehen und der Pressemitarbeiter klebte nun am Okularauszug und sagte mir, er würde mich morgen anrufen, aber jetzt müsse er doch erst einmal einen Blick gen Himmel wagen. - Er hat zwischenzeitlich angerufen, immernoch begeistert vom Gesehenen. -


    So ging es weiter bis 24 Uhr, die letzten gingen und wir glauben, einige neue Freunde der Astronomie gefunden zu haben. Bis 1 Uhr dauerte der Abbau, dann noch ein kräftiger Biß in die Buletten (von Heinz extra aus dem schwäbischen exportiert) und die verbliebenen Würstchen, ein Schlag Kartoffelsalat und jeder trat seine, bei Heinz immerhin 150km lange, Heimfahrt an.


    Ein absolut gelungener Abend mit ca. 200 Besuchern aller Altersklassen, einer sehr guten, gelösten Stimmung, auch ab und an mit einem Lacher zwischendurch, ging zu Ende.


    Es hat sich gelohnt!


    Liebe Grüße
    Winfried und Team

  • Hallo,


    Die kleine Fotoserie zum Astronomietag in Gerchsheim findet ihr unter:
    http://www.astro-foren.de da hier das Aufladen zu lange dauert und ich den Server nicht vollmüllen möchte.


    Alle Aufnahmen entstanden nachmittags, als noch kaum was los war, am Abend bin ich nicht mehr zum Fotografieren gekommen, da war jeder voll eingespannt in Gespräche, Zeichen und Erklären...


    CS
    Winfried

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